Grafing:Begabt und spielsicher

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Das Grafinger Streicherensemble Heuer mit Solist Adam Ambarzumjan erntet zu Recht Bravorufe

Von Claus Regnault, Grafing

Fünf Geschwister und alle hochbegabte Musiker! Das ist etwas Besonderes. Erleben konnte man ein solches Ausnahme-Quintett nun bei einem Konzert, in welchem die Kinder der Grafinger Familie Heuer zusammen mit dem Klarinettisten Adam Ambarzumjan romantische Kammermusik darboten. Auf die jungen Streicher dieser hochmusikalischen Familie durfte man gespannt sein.

Schon bei dem eingangs gespielten Werk Carl Maria von Webers "nach Joseph Küffner, Introduktion, Thema und Variationen" zeigte sich virtuos gespielt, wenn auch mit leichter Stimmungstrübung zwischen Klarinette und Streichensemble, eine erstaunliche Präsenz der beteiligten Musiker. Aber schon beim folgenden Programmpunkt, den ersten zwei Sätzen des Streichquintetts in C-Dur op. 163 von Franz Schubert, erwies sich, dass da ein profinahes perfektes Ensemble am Werk war, eine Qualität, die für das ganze folgende Programm Geltung hatte.

Das Streicherensemble bestehend aus Henrik Heuer, erste Violine, Sophie Heuer, zweite Violine, Kathrin Heuer, Viola, Philipp Heuer, Violoncello, und Marie Heuer, Violoncello, glänzte durch technische Virtuosität und emotionale Intensität, sowie durch (familiäre) Übereinstimmung ihres Zusammenspiels. Man erlebte ein an allen fünf Pulten gleichermaßen begabtes und spielsicheres Quintett, dessen spürbares Selbstvertrauen sich auch in seiner Programmwahl zeigte, denn Schuberts spätes Streichquintett von 1828 ist ein absoluter Gipfelpunkt der Kammermusik, in seinem Reichtum der melodischen Erfindung und deren formaler Verarbeitung extrem fordernd.

Gelang schon der erste Satz allegro ma non troppo in der Eigendynamik seiner Themen und ihrer Weitung zu großen Gesangsszenen nahezu richtig erfasst, so wurde das folgende Adagio in seiner blühenden Gesanglichkeit, wenn auch unterbrochen durch die aufgeregte Klage des Mittelteils, schlechthin überzeugend. Die Einsicht der Interpreten in die Seele dieses späten Schubertwerks zeugte von einer reifen Musikalität, wie sie in "musikalischen Familienbetrieben" gelegentlich zu finden ist, denken wir an die Söhne Bachs (allerdings aus zwei Ehen), oder das Quartett der Salzburger Hagens, oder auch die Biermösls. Bei ihnen haben die musikalischen Gene Wunder gewirkt, so auch bei dem Ensemble der Heuers, in welchem die 14 bis 23 Jahre alten Geschwister schon zu musikalischen Erwachsenen gereift sind.

Der andere Gipfelpunkt des Programms war das gleichfalls späte Klarinettenquintett h-Moll, op. 115 von Johannes Brahms, hier sicher interpretiert durch das tonschöne und farbenreiche Klarinettenspiel des armenischen Virtuosen Adam Ambarzumjan. Dieses von Altersmelancholie durchwehte Werk fand in den durchweg jungen Interpreten erstaunliche Stimmigkeit bis hinein in den ergreifenden Abgesang des Finales, den sie mit innigster Zärtlichkeit verhauchen ließen.

Adam Ambarzumjan ist ohne Zweifel ein Meister seines Instruments, was er schon im eingangs gespielten Weber demonstrierte. Im Schlussstück des Konzerts, dem Rondo-Schlusssatz des Klarinettenquintetts in B-Dur, op. 34 von Carl Maria von Weber, gelang es ihm mit atemberaubender Virtuosität, den frechen Hinauswurf dieses Stücks nach der eher melancholisch stimmenden Brahms-Erfahrung in Heiterkeit zu verwandeln. Das rasante Tempo dieses Finales, die geschwätzigen, scharf formulierten Auf- und Abskalen brachten die Heiterkeit zurück, dokumentiert in einem lauten Bravo-Chor des entzückten Publikums. Das alle fünf jungen Musiker der Familie Heuer verständlicherweise einen "bürgerlichen" Beruf anstreben, ist angesichts des Erlebten sehr zu bedauern.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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