Grafing:Aula statt Badewanne

Lesezeit: 2 min

Die "Badewanne" aus dem Jahr 1969 ist in die Jahre gekommen und immer schon unpraktisch. Nun steht möglicherweise ein Umbau an. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Kreis erwägt den grundlegenden Umbau am Gymnasium Grafing, eine Entscheidung steht aber noch aus

Von Barbara Mooser, Grafing

Es ist ein kurioser Raum: Die Konstruktion ist verschachtelt, die Sitzstufen hätten allenfalls für Kindergartenkinder die richtige Größe, und im Winter ist es kalt und zugig. Die roten Fliesen, die inzwischen von zahlreichen Sprüngen durchzogen sind, tragen wahrscheinlich einen guten Anteil zum Spitznamen bei, den die Schüler für diesen Raum gewählt haben: "Badewanne" nennen sie das, was im Gymnasium Grafing mangels Alternativen als eine Art Aula dienen muss. Jetzt gibt es im Kreistag Überlegungen, der Badewanne eine Rundumerneuerung zu gönnen und sie wesentlich besser nutzbar zu machen. 410 000 Euro würde das kosten, eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.

Auf die Tagesordnung gekommen war das Thema deshalb, weil im kommenden Jahr ohnehin der Altbau der Schule umfassend saniert wird. Ausschreibung und Bauarbeiten könnten also parallel stattfinden. Andererseits gibt es auch Befürchtungen, dass es dem Kreis - insbesondere seinen Finanzen - schadet, wenn man jetzt noch schnell die Maßnahme dazu nimmt. Denn mittelfristig wird auch der Hochbau, in dem sich die Badewanne befindet, generalsaniert werden müssen. Um dann staatliche Zuschüsse zu erhalten, müsste eine bestimmte Summe zusammenkommen - und es könnte eben sein, dass genau das nicht klappt, wenn der Umbau der Badewanne schon vorher gemacht wird, also in die Projektkosten nicht einberechnet wird.

Besonders gute Sicht hat man im Veranstaltungsraum derzeit nicht

Allerdings ist es schon sehr lange ein Herzenswunsch aller an der Schule, dass sich in der Badewanne etwas tut; das unterstrich auch Schulleiter Paul Schötz am Donnerstag wieder bei der Sitzung des Ausschusses für Liegenschaften, Schulbauten und Vergaben (LSV). Der Raum sei sehr wichtig für die Schule, er werde häufig und gern genutzt, "er ist auch der beliebteste Raum für Schulpartys", so Schötz. Besonders problematisch seien aber die "Sichteinschränkungen auf vielen Plätzen". Bei Theateraufführungen oder anderen Veranstaltungen sehen laut Schötz nur etwa 80 Schülerinnen und Schüler gut, nach einem Umbau wären es 280.

Die Idee von Architekt Klaus Beslmüller wäre es, den Raum klar zu strukturieren, die störenden Einbauten herauszunehmen und die Sitzstufen zu erhöhen. Auch eine neue Dämmung und eine Fußbodenheizung gehören zum Konzept. Ein Teil der Arbeiten könnte in den Sommerferien stattfinden, ein Teil müsste aber auch im Schulbetrieb abgewickelt werden.

Zur grundsätzlichen Idee, die Badewanne umzugestalten, äußerten sich zwar alle Ausschussmitglieder positiv, ob die Maßnahme aber tatsächlich so weit vorne auf die Prioritätenliste gerückt werden sollte, darüber gab es unterschiedliche Ansichten. Bernhard Wieser (CSU) etwa zeigte sich höchst enthusiastisch und schlug sogar vor, auch noch eine Erweiterung durch einen Vorbau zu prüfen. Bianka Poschenrieder (SPD) hingegen sagte, bei den derzeitigen Schülerzahlen reiche der Raum eigentlich vorerst noch aus, er werde auch in seiner bestehenden Form gern genutzt. Den Umbau sollte man nicht vorziehen und lieber im Zusammenhang mit den anderen Maßnahmen im "Masterplan Schulen" diskutieren, so Poschenrieder. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sagte, er halte es für "keine gute Idee, wenn das auf unbestimmte Zeit verschoben wird". Das Gymnasium Grafing sei die einzige weiterführende Schule im Landkreis ohne eine richtige Aula, der Wunsch, das zu ändern, sei nachvollziehbar. Der Fachausschuss wird sich wohl noch vor der Sommerpause nochmals mit dem Thema befassen, auch die Arbeitsgruppe für den Masterplan Schulen hat das Thema demnächst auf der Tagesordnung.

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: