Grafing:Angebot abgelehnt

Jugendinitiative Grafing besteht auf Räume in der Rotter Straße

Von Thorsten Rienth

GrafingDas Grafinger Jugendzentrum JIG wird nicht ins Kiermeierhaus am Stadtbahnhof umziehen. Bei der außerordentlichen Vollversammlung am Donnerstagabend haben die Mitglieder einstimmig gegen diesen von Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) favorisierten Ortswechsel votiert. Anders, als es zunächst geheißen hatte, scheint eine Sanierung von Wasserversorgung und Heizung aber nun doch im Bereich des Machbaren. Das wünschen sich auch die Jugendlichen. "Wenn ein Vermieter ein Haus vermietet und die Heizung kaputtgeht, wirft er doch nicht die Mieter raus - sondern er repariert die Heizung", sagte ein Mitglied bei der Versammlung.

Vermieterin ist die Stadt, Mieter sind die Jugendlichen. Die Reparatur sei aber nicht rentabel, war bis zu der Versammlung die Haltung der Stadt. Die Jugendlichen sollten für einige Jahre ins Kiermeierhaus umziehen - und, nach der Sanierung ihrer Räumlichkeiten in der Rotter Straße 8, dorthin wieder zurück. Einfach verfügen kann die Stadt dies aber nicht. Die bestehende Nutzungsvereinbarung sichert dem Verein für einen Umzugsfall "mindestens gleichwertige Räumlichkeiten" zu. Dass dies im "Kiermeier-Keller" nicht der Fall ist, das zweifelt auch im Rathaus niemand an. Die Räumlichkeiten sind deutlich kleiner. Obendrein ist unklar, ob sich die Öffnungszeiten aus der "RO8" rechtlich so einfach auf das Kiermeierhaus übertragen lassen. Insofern war es keine Überraschung, dass die JIG-Vertreter den Plänen eine einstimmige Absage erteilten. Ihre beiden wesentlichen Argumente: die fehlende zeitliche Rückkehrperspektive und der nötige Verzicht auf Veranstaltungen wie Konzerte. "So können wir in keiner Weise konzeptionell arbeiten", stellte Vorsitzender Lukas Müller klar. Konzerte seien mit der Kern des Vereins. "Was sind wir noch, wenn es die nicht mehr gibt?" Das Angebot der Stadt bei Konzert-Ausweichquartieren zu unterstützen sei zweifelsohne "nett gemeint", hieß es in einem Redebeitrag. "Aber das sind alles keine verbindlichen Zusagen." Ohne eine konkrete Rückkehrperspektive wollen sich die Jugendlichen ganz grundsätzlich nicht auf den Deal einlassen. Einen konkreten Zeitplan kann und will die Stadt nicht geben. Bis die große "RO8"-Sanierung auf dem Weg ist, seien allerlei Schritte nötig, auf die Grafing laut Bürgermeisterin Obermayr keinen oder nur indirekten Einfluss hat. Die Zusage für den Zuschuss aus der Städtebauförderung zum Beispiel oder die europaweite Ausschreibung.

Auch die Lage am Bahnhof sehen die Jugendlichen kritisch. Es sei offensichtlich, dass die Gegend eine Art sozialer Brennpunkt sei. Wie die Bürgermeisterin in der Versammlung mitteilte, gibt es offenbar inzwischen berechtigte Hoffnung, dass die Jugendlichen die nächsten Jahre erst einmal in ihren Räumlichkeiten bleiben können. Es sei in der Stadt weder beschlossene Sache noch gebe es ein Stadtratsvotum hierfür - "aber es bestünde die Möglichkeit, dass wir den Heizstrang im Erdgeschoss wieder zum Funktionieren bekommen". Etwa 10 000 Euro müsste die Stadt veranschlagen. Hinzu kämen die Kosten für den Wasseranschluss.

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