Grafing:Aggressive Eishockeyfans

Polizei kann Auseinandersetzungen zwischen beiden Lagern verhindern

Es wirkte, als sei das Fanproblem des Grafinger Eishockeyvereins EHC Klostersee gelöst. In keinem der Heimspiele der laufenden Saison hatte die Polizei Ausschreitungen oder größere Einsätze gemeldet. Bis zu diesem Samstagmittag: Beim Bezirksligaspiel des EHC gegen den MEK München (Endstand 14:0) musste die Polizei wieder einmal eingreifen, um Krawalle zu verhindern. Nach dem Spiel trennten Beamte eine Gruppe von 30 schwarz gekleideten Münchnern und 15 bis 20 Anhängern der Klosterseeer. Die Polizei verhinderte so, dass die stark alkoholisieren Fanblocks aufeinander losgehen konnten.

Bereits während des Spieles zeichnete sich nach Polizeiangaben ab, dass zahlreiche Zuschauer, allen voran aus dem Fanblock der Münchner Mannschaft, großzügig Alkohol konsumierten und immer aggressiver wurden Auf Nachfrage erklärt der Einsatzleiter, dass der Grafinger Fanblock ebenfalls Aggressionen gezeigt habe. "Beide Lager sind keine Unschuldslämmer", so der Einsatzleiter. Schon vor einer Woche, beim ersten Aufeinandertreffen beider Klubs in München (der EHC gewann 17:0), meldete die dortige Polizei Vorfälle. Nach dem Spiel hätten vor allem Anhänger aus Grafing Probleme gemacht, auf dem Heimweg zündeten einige verbotene Pyrotechnik. Beim Spiel in Aich (Landkreis Fürstenfeldbruck) rissen Männer in EHC-Kluft gegnerische Fanbanner herunter, am Rande eines Zweitligaspiels des EHC Bayreuth schlugen Grafinger einen Mann nieder. Und beim Spiel der Klosterseer in Dachau zündeten EHC-Anhänger Pyrotechnik, zerstörten Verkehrszeichen und Stühle.

Die Grafinger Hooligan-Szene ist weiter aktiv, allerdings eher bei Auswärtsspielen, wie stellvertretender Polizeichef Gerhard Freudenthaler unlängst mitteilte. Dass es in Grafing selbst keine Vorfälle mehr gab, führte Freudenthaler auch darauf zurück, dass in der Bezirksliga bisher keine gegnerischen Fangruppen nach Grafing kamen - außer eben am vergangenen Samstag, wo der Tabellenerste auf den Letzten traf. Um zu verhindern, dass die Lager aufeinandertrafen, begleitete die Polizei die 30 Münchner nach Spielende in die Grafinger Innenstadt, wo sie sich in einer Wirtschaft niederließen, der Grafinger Fanblock versammelte sich zur gleichen Zeit in einem Wirtshaus am Marktplatz. Anschließend, so heißt es im Polizeibericht, suchten die Münchner erneut die Konfrontation mit den Grafingern. Polizeikräfte verhinderten ein Aufeinandertreffen, dabei wurden die örtlichen Beamten von der Bundespolizei unterstützt. Die Münchner Fans wurden schließlich zum S-Bahnhof begleitet, wo die Polizisten mit ihnen einstiegen.

Zu Schlägereien ist es nach Polizeiangaben nicht gekommen - für den EHC ein Hinweis darauf, dass Verein und Beamte sich gut eingestellt haben. Eigens für das Spiel hatte der EHC eine Firma engagiert, die bis eine Stunde nach Spielende mit sechs Securitymitarbeitern auf dem Stadiongelände präsent war. "Wir haben uns eng mit der Polizei abgestimmt", erklärt EHC-Vorstand Sascha Kaefer auf Nachfrage. Wegen Spielermangels hatten die Münchner gebeten, das ursprünglich für Sonntag, 27. November, angesetzte Spiel zu verlegen. Erstmals in dieser Saison fand ein EHC-Heimspiel deshalb am Samstag statt. "Wegen des Belegungsplans der Eishalle war das der einzig freie Termin", sagt Kaefer. Man habe aber extra mittags gespielt, "da wird noch nicht so viel getrunken". Aus dem selben Grund einigten sich Stadt, Verein und Polizei vor der Saison, EHC-Heimspiele nicht wie früher freitags, sondern immer am Sonntag auszutragen.

Kaefer ist seit dem Rücktritt von Alexander Stolberg im Sommer der neue EHC-Chef. Nicht enden wollende Randale sogenannter Fans, die sich dem EHC zuordneten, führten dazu, dass bundesweit über den EHC berichtet wurde. Trotz Stadionverboten und Sicherheitspersonal kam es immer wieder zu Krawallen und Schlägereien, einmal flogen Steine. Wichtige Sponsoren zogen sich zurück, die Oberliga war für den EHC Klostersee nicht mehr finanzierbar. Der Verein meldete die erste Mannschaft ab und startete nach dem Zwangsabstieg in die sechste und unterste Liga den Neuanfang.

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