Grafing:Acht Freunde müsst ihr sein

Bayernpartei Grafing Land

Die Bayernpartei Grafing: Vorne Walter Schmidtke, Gerhard Geiselhöringer, hinten Robert Böhnlein, Günter Baumgartner und Sepp Niedermaier.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Bayernpartei gründet in Grafing ihren ersten Ortsverband im Landkreis Ebersberg

Von Wieland Bögel, Grafing

An bajuwarischer Prominenz mangelt es nicht an diesem Abend im Grafinger Kastenwirt. Die Bayernpartei hat ihren ersten Ortsverband im Landkreis gegründet, und zwar unter den Blicken bayerischer Kurfürsten und Könige, deren Porträts die Wände des Gastraums zieren. Fast waren mehr ehemalige Regenten anwesend als Teilnehmer, acht stimmberechtigte Mitglieder der Bayernpartei waren in den Kastenwirt gekommen plus einige Interessierte aus der Grafinger Politik. Zumindest einer der Porträtierten, Ludwig I, hätte der Veranstaltung sicher ein gewisses Wohlwollen entgegengebracht, schließlich war er ein entschiedener Verfechter bayerischer Eigenständigkeit, überliefert ist der Satz: "Wir wollen Teutsche sein, aber Bayern bleiben."

Ganz in dieser Tradition fiel das Grußwort von Generalsekretär Hubert Dorn aus. Die Bayernpartei sei für ein geeintes Europa, "aber ein Europa der Regionen." Für Dorn bedeutet das, dass "Schotten, Katalanen, Südtiroler - und Bayern" ihre Eigenständigkeit bewahren können. Gegenüber einem "zentralistischen Europa" genauso wie gegenüber einer Bundesregierung, die "die bayernfeindlichste Politik seit 1949" betreibe - etwa durch die Belastungen des Länderfinanzausgleichs oder die Geringschätzung bayerischer Kultur. Dazu zitierte er eine aktuellen Umfrage einer großen Boulevardzeitung mit Sitz außerhalb Bayerns, wonach sich ein Drittel der Bayern die Selbständigkeit ihres Landes wünschten. Vor zehn Jahren sei es noch ein Viertel gewesen, freute sich Dorn: "Es werden immer mehr, die erkennen, dass es nicht sinnvoll ist, Millionen nach Berlin zu schicken, damit die ihren Flughafen doch nicht fertig bekommen." Dieses Potenzial gelte es bei den kommenden Wahlen zu nutzen: "Wir brauchen eine Alternative - aber keine braune, sondern eine bayerische."

Weniger separatistische Bestrebungen, als einen Plan für die kommenden Jahre stellte Versammlungsleiter Walter Schmidtke vor: "Wir wollen mit dem Ortsverband keine Landes- und Bundespolitik machen, sondern Kommunalpolitik". Den ersten Schritt habe der Kreisverband, der knapp 50 Mitglieder hat, bereits getan, immerhin stellt die Bayernpartei seit 2014 zwei Kreisräte. Auf diesem Weg wolle man weitergehen, der neue Ortsverband ist neben Grafing auch für Aßling, Bruck, Emmering, Frauenneuharting und Moosach zuständig, bei der nächsten Kommunalwahl wolle man dort Kandidaten aufstellen.

Die Strategie, mit der diese in die Kommunalparlamente einziehen sollen, ist für Schmidtke die konstruktive Zusammenarbeit. "Wir sind keine Dagegen-Partei, wir sind keine Nörgler, das machen schon andere." Auch Kreisrat und Kreisvorsitzender Christian Eckert warb für Kooperation: "Wir wollen mit allen zusammenarbeiten und schauen, dass es vorwärts geht."

Eine Ideologie, der jedes Mitglied zu folgen habe, lehne die Bayernpartei ab, genau wie den Fraktionszwang. "Wir müssen nicht gemeinsam marschieren, jeder entscheidet, wie er selber will", so Eckert. Schmidtke verwies auf "die liberalitas bavariae, also Großzügigkeit, Toleranz und Weltoffenheit - dazu sehen wir uns auch in der Kommunalpolitik verpflichtet." Umgekehrt will die Bayernpartei diese liberalitas aber auch einfordern, etwa "damit wir nicht von Berlin oder Brüssel bis ins kleinste fremdbestimmt werden." Besonders in der Landwirtschaft sei die Regulierung oft existenzbedrohend.

Doch ganz will man bei der Bayernpartei auf die Bundespolitik nicht verzichten. "Wir haben auch einen Bundes-Andi", sagte Schmidtke in Anspielung auf den CSU-Abgeordneten für den Wahlkreis Andreas Lenz, der sich mit dem Bayernparteikandidaten den Vornahmen teilt. Andreas Zimmer tritt im Herbst im Wahlkreis Ebersberg-Erding an. In seiner Rede vor den Grafinger Parteifreunden beklagte er besonders die schlechte Situation von Hebammen, etwa durch die hohen Kosten für die Haftpflichtversicherung. Hier müsse die Bundespolitik dringend Abhilfe schaffen, genau wie bei den schwierigen Arbeitsbedingungen in anderen sozialen Berufen.

Das Thema wurde anschließend heiß debattiert. Genau wie die Frage, ob ein Einwanderungsgesetz den Fachkräftemangel entschärft oder, wie Dorn es befürchtet, "Zuwanderung in die Sozialsysteme" bedeutet. Einige befürchten, dass der Großraum München wegen des großen Zuzugs nicht mehr lebenswert sei. Andere fordern, dass in der Schule neben Schiller und Goethe auch Ludwig Thoma behandelt werden soll - sicherheitshalber aber nur die Werke vor 1918, wie ein Diskussionsteilnehmer empfahl.

Keine Kontroverse gab es hingegen bei der Wahl des Vorstands. Jeweils einstimmig wurden Walter Schmidtke zum Vorsitzenden, Gerhard Geiselhöringer zum Stellvertreter, Günter Baumgartner zum Kassier und Schriftführer sowie Sepp Niedermaier und Robert Böhnlein zu Beisitzern gewählt.

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