Glosse:Was dampft denn da in Ebersberg?

Glosse: Sieht fast so aus, als werde in Ebersberg ähnlich engagiert gekifft wie in einem Amsterdamer Coffee-Shop.

Sieht fast so aus, als werde in Ebersberg ähnlich engagiert gekifft wie in einem Amsterdamer Coffee-Shop.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Sind hier Jugendliche mit einer Riesen-Bong am Werk? Das steckt hinter der Rauchwolke am Stadtrand.

Glosse von Wieland Bögel

Dass es mit dem Internet auf dem Land nicht immer zum Besten, will sagen: zum schnellsten, steht, ist hinlänglich bekannt. Darum verwundert es auch nicht, wenn man sich jenseits der Unzulänglichkeiten von Kupferkabel, Glasfaserleitung oder Funkverbindung neue Wege der Kommunikation sucht. Etwa in der Kreisstadt, wo seit einigen Tagen offenbar mit einem neuen - oder eigentlich uralten - Kommunikationsmittel experimentiert wird: Rauchzeichen.

Zumindest kann den Eindruck bekommen, wer sich der Stadt aus Richtung Kirchseeon nähert. Dort steht ein Baufahrzeug mit einem kuriosen Equipment. Kurios vor allem deshalb, weil es dichte Schwaden von weißem Rauch, Qualm oder Dampf in die Luft bläst, die auch weithin zu sehen sind. Zwar fehlt, wie in den alten Western, der Indianer mit der Wolldecke. Dieser, das kann man unter anderem bei Lucky Luke nachlesen, sorgt durch geschicktes Fächeln dafür, dass die Rauchwolken zu einer Botschaft für die weit entfernten Stammesbrüder werden. Aber vielleicht ist das Gerät in Ebersberg noch in der Testphase, und der dichte Rauch ist gewissermaßen nur so etwas, wie das Freizeichen.

Oder ist da doch etwas ganz anderes im Gange? Andere Augenzeugen fühlen sich vom Gerät zur Raucherzeugung an eine Vorrichtung zur Rauscherzeugung aus ihrer wilden Jugend erinnert. Dagegen spricht, dass sowohl Passanten wie auch das Bedienpersonal der Anlage relativ unbenebelt wirken. Wieder andere vermuten einen kulinarischen Hintergrund, eventuell mit Rekordambitionen: Wird die Kreisstadt also Standort des größten Dampfkochtopfs der Welt und wenn ja, welche Köstlichkeiten werden da zubereitet und wann ist Verkostung?

Ein Anruf im Ebersberger Bauamt bringt Klarheit und die ist, wie so oft, weit weniger aufregend, als gedacht. Der Kanal wird gerade saniert, und zwar mittels des sogenannten Inliner-Verfahrens. Dabei wird ein mit Kunstharz getränkter Schlauch an die Kanalwand gelegt und mittels Dampf ausgehärtet. Schade eigentlich, man hatte sich schon so auf die erste per Rauchzeichen übermittelte Tageszeitung gefreut.

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