Glonn:Wege zur Malerei

Glonn Klosterschule Ausstellung

Stellen an zwei Wochenende in der Klosterschule Glonn aus (von links): Ursula Grieshaber, Veronika Schmitz und Kerstin Petersohn.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gemeinschaftsausstellung in der Glonner Klosterschule: Drei Künstlerinnen zeigen ihre Arbeiten

Von Rita Baedeker, Glonn

"Just married!" steht auf einem Pappschild in der Kapelle der Glonner Klosterschule. Das Brautpaar, das dieser Tage in dem historischen Gebäude vor den Altar tritt, gibt sich das Jawort in einem für diesen Anlass ungewöhnlichen Ambiente - einer Gemälde-Ausstellung, die nächsten Freitag eröffnet wird. Eigentlich eine tolle Idee. Auf diese Weise haben die Hochzeitsgäste noch mehr zu gucken und zu reden als bei einer solchen Feier sonst üblich.

Auf den ersten Blick könnte man das ganze Arrangement, die Stuhlreihen in der Kapelle, das weiße Altartuch, die rosafarbenen Papierherzen und die für den Empfang vorbereiteten Sektgläser in den Räumen des ersten Stockwerks zusammen mit den Bildern für eine gewollte Installation halten. Immerhin hängt direkt neben dem Altartisch ein Bild, dessen auffälligstes Motiv ein Ring ist, oval die Form, weiß mit kräftigen Kohlestift-Strichen akzentuiert, so als drehe er sich gerade. Doch Ursula Grieshaber, die dieses Bild geschaffen hat, schüttelt lächelnd den Kopf. "Nein, dass dieses Bild hier hängt, ist Zufall. Aber Sie haben recht. Es passt gut zum Anlass."

Es sind drei miteinander befreundete Malerinnen, die sich zwei Wochenenden lang die Räume der Klosterschule teilen werden. Ursula Grieshaber aus Glonn, Veronika Schmitz aus Feldkirchen-Westerham und Kerstin Petersohn aus Bruckmühl. Kennengelernt haben sich die drei Frauen in der Volkshochschule und auf Malreisen. Besucht haben sie auch Malkurse der Akademie der Bildenden Künste Kolbermoor. Alle drei sind sie unterwegs zwischen figürlicher und abstrakter oder zumindest abstrahierender Malerei, zwischen konventionellem Motiv und freier Formensprache. Veronika Schmitz, kaufmännische Angestellte, begann mit Aquarellieren, kam zur Zeichnung, malt mit Pastellkreiden und Acryl. "Man muss in der Kunst einen Weg gehen, der führt auch übers Abstrakte. An jeder Station macht man wichtige Erfahrungen, denn die Gesetze der Gestaltung und Komposition sind immer die gleichen", sagt sie. Ihr Weg hat daher viele Abzweigungen. Da gibt es Stillleben, kleine, aus dem Stegreif gemalte Blumenbilder, großformatige Kompositionen mit mosaikartigen Elementen, Splittern und Scherben, in denen sich vage Landschaftsmotive spiegeln, Impressionen von einem Gässchen in Lissabon mit der unvermeidlichen vorm Fenster baumelnden Wäsche und den alten Straßenlaternen. Seinen Reiz erhält dieses Bild durch den Malgrund, ein graubraunes Papier, welches das Helle hervorhebt und das Dunkle noch geheimnisvoller wirken lässt.

Auch Kerstin Petersohn hat, so scheint es, ohne Absicht etwas zur Hochzeitsfeier beigetragen. In der Kapelle hängt eine Collage aus Malerei und altem Notenpapier. Der Titel der "Arie" ist allerdings nicht mehr lesbar. Die Hochzeitsgäste sollten sich also besser ans Gesangbuch halten. Petersohn arbeitet in der IT-Branche und hat etwas übrig für Experimente. Sie nimmt Marmormehl, Sumpfkalk, Wachs, Sand, Pigmente. "Es ist immer spannend zu sehen, was passiert", sagt sie. Die Oberflächen ihrer Erdschichten ähnelnden Bilder sind brüchig, Risse wie bei einem ausgetrockneten Salzsee ziehen sich über die Malerei. So fantasievoll wie ihr Umgang mit dem Material ist auch ihre Formensprache. Aus Marmormehl modelliert sie reliefartige Falten ins Bild, weckt die Erinnerung an Segelboote, an geisterhafte Wesen der Tiefsee und an Lyrik, etwa bei der Darstellung zweier fliegender Formen, die an das Gedicht "Die Liebenden" von Bert Brecht denken lässt. Auch ein Beitrag zur Hochzeit. Absicht oder nicht: Manchmal fügen sich die Dinge einfach!

So wie bei Ursula Grieshaber, die dem Zufall sehr viel Raum gibt. "Meine Bilder malen sich selbst", sagt die Pädagogin. Obwohl sie, wie sie sagt, aus dem Chaos heraus arbeitet, haben ihre Bilder aber stets einen dynamischen Schwerpunkt, Rotation, Energie, Geschwindigkeit. Andere Arbeiten drücken starke Emotionen aus, etwa das in Blau gehaltene umrisshafte Halbporträt "eiskalt", die verloren wirkenden Menschlein, die sich vor einer grauen Farbwand zusammendrängen. Dieses Bild habe sie zwar nicht im Hinblick auf die Situation der Flüchtlinge gemalt, aber nun erinnere es sie an das Leid dieser Menschen.

Eines ihrer eindruckvollsten Bilder, ganz in Grau, sollte sich das Brautpaar aber besser nicht so genau anschauen. Es trägt den Titel "Je länger die Zeit" und zeigt im oberen Teil die Umrisse einer nach unten in Schlieren zerfließenden Burg. Gänge, Verliese, Treppen, Höhlungen, die bis tief unter die Erde reichen - man ahnt sie mehr, als dass man sie sieht. Sogar die "Weiße Frau" (Grieshaber) ist an einer Stelle zu erkennen. Eine Gespensterburg ist das, ein Zerrbild all dessen, was der Mensch ist und erschafft und was allzu rasch vergeht.

Vernissage ist am Freitag, 3. Juni, 19 Uhr. Die Ausstellung in der Klosterschule Glonn ist danach am Samstag und Sonntag, 4., 5. sowie 11. und 12. Juni, jeweils von 11 bis 18 Uhr, geöffnet.

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