Glonn:Kalt erwischt

Unternehmen stellt Bedingungen für Glasfaserausbau in Glonn

Von Anja Blum, Glonn

Eine unangenehme Überraschung haben die Glonner Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung erlebt: Der Breitbandausbau im Ort durch das Unternehmen Deutsche Glasfaser ist an eine nicht unerhebliche Bedingung geknüpft, nämlich dass sich mindestens 40 Prozent aller Glonner Haushalte für einen Anschluss entscheiden. Dies hatte Ingenieur Josef Ledermann, der die Gemeinde bei dem Unterfangen berät, nicht klargestellt, als er in der vorangehenden Sitzung die Ergebnisse einer entsprechenden Ausschreibung präsentierte. "Das erwischt mich jetzt kalt", brachte Fritz Gerneth von den Grünen die Stimmung im Gremium auf den Punkt.

Eigentlich ist das Angebot der Deutschen Glasfaser sehr verlockend. Vor allem, weil das Unternehmen nicht nur die bislang vernachlässigten Außenbereiche mit modernster Technik versorgen will, wofür Fördermittel zur Verfügung stehen, sondern ganz Glonn. Und dies obendrein so günstig, dass die Gemeinde sich circa 150 000 Euro sparen könnte: Anstatt den geplanten 380 000 Euro für das Projekt muss sie bei einer Kooperation mit der Deutschen Glasfaser nur etwa 230 000 Euro zuschießen, der Rest wird aus einem Fördertopf der Regierung von Oberbayern bezahlt.

"Für uns ist Glasfaser die einzige zukunftsfähige Infrastruktur, deswegen ist unser Ziel ein Anschluss für jeden Haushalt, so dass alle mit mindestens 100 Megabits surfen können", sagte Herman van Voorst, der dem Gemeinderat das Konzept seines Unternehmens präsentierte. Dafür aber, das wurde an dem Abend klar, reichen der Deutschen Glasfaser die Fördermittel von Staatsregierung und Kommune nicht - die Wirtschaftlichkeit des Ausbaus muss durch eine entsprechende Dichte der Anschlüsse garantiert sein. "Aber das gelingt uns fast immer", zeigte sich van Voorst zuversichtlich.

Geschehen soll dies in einer etwa zwölf Wochen langen Phase der "Nachfragebündelung" - durch viel Information und Marketing im Ort sowie ein verlockendes Angebot: Laut van Voorst gibt es in dieser Zeit den Hausanschluss, der nicht nur bis in den Keller, sondern in jede einzelne Wohnung reicht, kostenlos. "Bezahlt werden müssen lediglich die Produkte", also Internet, Telefon und Fernsehen in diversen Paketen.

Bereits laufende Verträge würden von der Deutschen Glasfaser allerdings "immer respektiert", es müsse also niemand doppelt bezahlen. Und wenn jemand den Anbieter gar nicht wechseln wolle, so sei das auch in Ordnung, das Netz stehe allen offen. "Das ist eine Technik - mit tausend Möglichkeiten", warb der Geschäftsführer. Wer sich jedoch erst später für einen Anschluss entscheide, müsse mit Kosten von 750 Euro dafür rechnen.

Sollte die 40-Prozent-Marke nicht erreicht werden, so muss die Gemeinde auf einen anderen, teureren Anbieter zurückgreifen - was wohl Mehrkosten in sechsstelliger Höhe und einen Zeitverlust von etwa einem Jahr bedeuten würde. "Ich glaube aber nicht, dass das passiert, schließlich hat die Firma auch einen Ruf zu verlieren", versuchte Bürgermeister Josef Oswald (CSU) die Gemeinderäte zu beruhigen. Überhaupt gebe es noch viele Details zu klären, bis der Ausbau beschlossene Sache sei. "Wir haben die Kooperationsvereinbarung ja noch gar nicht unterschrieben."

Zu beschließen gab es nichts, allerdings mündete die Diskussion in einen Auftrag an Planer Ledermann: Er soll nun prüfen, ob die anderen Angebote zum Netzausbau ebenfalls an derlei Bedingungen geknüpft sind.

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