Glonn:Beseelter Abend

Stefanie Boltz Trio in Sonnenhausen

Eine wohlige Atmosphäre mitten im Winter schaffen Sängerin Stefanie Boltz, Martin Kursawe an der Gitarre und Sven Faller am Bass.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Jazzsängerin Stefanie Boltz, Leiterin der Konzertreihe auf Gut Sonnenhausen, besticht im Trio mit feinem Gesang und einigen bemerkenswerten Eigenkompositionen

Von Peter Kees, Glonn

Dem Winter galt es, der dunklen Jahreszeit, das vorweihnachtliche Adventskonzert am Sonntag auf Gut Sonnenhausen. Eingeladen hatte Stefanie Boltz, die Leiterin der dortigen Konzertreihe - und diesmal stand die Münchner Jazzsängerin selbst auf der Bühne. Mit ihrem Trio aus Martin Kursawe an der Gitarre und Sven Faller am Bass gestaltete Boltz den Abend - ziemlich beeindruckend, wie sich bald zeigen würde.

"Midwinter Tales" war der Reigen an musikalischen Leckerbissen überschrieben, und den drei Jazzern gelang es vom ersten Ton an, eine wohlige Atmosphäre zu zaubern. Während vor den Türen der Winter Einzug hielt, Schnee und Eis die Wege erschwerten, fühlte man sich im Konzertsaal ein wenig wie am wärmenden heimischen Ofen - ganz so, wie es zu einem dunklen Winterabend eben passt. Und das lag ganz eindeutig am zarten, feinen und ausgewogenen Spiel der drei Musiker, in das man sich gerne hineinfallen lies wie in ein weiches Kissen. Ein warmer, klanglich runder Bass, ein äußerst feinfühliges und zugleich meisterhaftes Gitarrenspiel bildeten die Grundlage für die wunderbare, fein nuancierende, klare und reine Stimme von Stefanie Boltz, mit der sie das Publikum schnell in den Bann zog. Vor allem: Wie großartig diese Frau im piano singen kann, ist bestechend.

"Midwinter Tales" also - das meint die Wintersonnenwende, die vom 21. Dezember an die Tage wieder länger werden lässt, und so wurde an diesem Winterabend auf Gut Sonnenhausen nicht nur Weihnachtliches geboten, sondern eben auch der ein oder andere Song voller Vorfreude auf das zunehmende Licht. "Up and Down" lautet beispielsweise ein Titel aus der Feder der Sängerin, dessen CD-Aufnahme einst sogar in Sonnenhausen entstanden ist. Ausflüge gab's aber auch zu ganz anderen Tonsetzern. Nach Brasilien etwa entführte das Trio mit einer rhythmisch starken Nummer, bei der die Instrumente, vor allem der Kontrabass, hervorragend als Schlagzeug eingesetzt wurden: "So many stars" erzählt von Wünschen und den eben dazugehörenden Sternen.

Auch im Duett konnte man die Musiker erleben, beispielsweise in einer Nummer aus dem Duo-Programm von Boltz mit ihrem Kontrabassisten. Auch hier bestach die Sängerin mit großer Natürlichkeit und brillanter Tongebung, während der Bassist die Seele seines Instrumentes erklingen lies.

Ja, der Abend war beseelt. Vielleicht lag das auch daran, dass die drei Musiker, wie sie erzählten, für diesen Abend das Schönste aus ihren Programmen zusammengestellt hatten. Noch vor der Pause wurde ein einer Felswand in den Dolomiten gewidmeter Song intoniert, ist die italienische Bergkette doch eine Art zweite Heimat der Jazzsängerin. Und so durchzog denn auch der Heimatbegriff irgendwie den Abend, nicht nur, als man Weihnachtspost aus dem Gefängnis in einem Titel von Tom Waits hörte - Weihnachten als Heimkehr an einen Ort des Friedens hat doch per se etwas mit Heimat zu tun.

Und so berührte denn auch die Geschichte des Bassisten, der zwischen den Songs von seiner Großmutter erzählte, die sich in den 30er Jahren in einen Juden verliebt hatte, der 1938 das Land verlassen musste und erst 34 Jahre später zurückkehrte - und schließlich seine Jugendliebe heiratete. Der Song "The first day of your life" hielt denn auch so etwas wie die Botschaft des Abends bereit: Man könne doch so leben, als wäre alles immer das allererste Mal. Ein hübscher Gedanke. Und so gab's auch dafür reichlich Applaus vom trotz des ungemütlichen Eiswetters zahlreich erschienenen Publikum.

Als Zugabe hörte man schließlich ein ganz besonderes Lied, eine Uraufführung nämlich: den Song "Istanbul, don't walk away", der auf einer Türkei-Tournee entstanden ist. Der Titel wurde am Montagabend erstmals offiziell im Bayrischen Rundfunk vorgestellt - doch in Sonnenhausen konnte man ihn schon einen Tag früher hören. Und da war sie wieder, die Frage nach der Heimat, als man in den Melismen des Gesangs den Muezzin anklingen hörte.

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