Gewerbeschau:Durchwachsen

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6500 Menschen besuchen die fünfte Messe in Markt Schwaben. Die Veranstalter und viele der 70 Aussteller sind zufrieden. Doch es gibt auch Kritik an der Organisation

Carolin Fries

Ulla Baumhof atmet tief durch und setzt sich wieder auf die Bierbank in der Messehalle B auf dem Giengergelände in Markt Schwaben. Auf der Bühne davor setzt das Jugendblasorchester der Musikschule zum zweiten Stück an. "Heute Abend mache ich eine Flasche Champagner auf", sagt Baumhof und grinst. Baumhof hat für die fünfte Gewerbeschau an diesem Wochenende im Auftrag der Gemeinde das Rahmenprogramm gestaltet, "das sind mehr als einhundert Leute, die man unter einen Hut bringen muss", sagt sie. Sie wirkt zufrieden. Und auch Ralf Hentschel, Geschäftsführer des Messeveranstalters Garh aus Erding, nennt die Ausstellung einen "wunderbaren Erfolg". Zwar habe das nasskalte Wetter am Samstag den rund 70 Ausstellern nicht in die Karten gespielt, doch am Sonntag "haben wir alles wieder aufgeholt". Am Sonntagnachmittag hatte er etwa 6500 Besucher gezählt. Für Manuela Drechsel und ihr "Institut Hairfree Deluxe" aus Erding war es dennoch "wohl die letzte Messe". Und auch Julia Riebe vom Modehersteller "Monacobavaria" ist unzufrieden.

"Es stinkt total nach Essen", sagt Riebe. Sie verkauft zusammen mit ihrem Bruder Trachtenbadehosen, "weil der Bayer auch in Spanien gerne zeigt, wo er herkommt ", wie sie erklärt. Nun würden aber sämtliche am Stand präsentierten Hosen nach Leberkäs und Bratwurst riechen. "Außerdem haben wir einen Stand jenseits des Besucherstroms bekommen", klagt sie. "Die Organisation ist nicht sehr gut", lautet ihr Fazit. Manuela Drechsel wiederum sieht nicht beim Veranstalter die Ursache ihrer Unzufriedenheit, sondern bei den Besuchern. "Die wollen alle in Ruhe gelassen werden." Doch Sinn und Zweck der Messe sei es doch, dass die Aussteller Kontakte knüpfen. Lediglich zwei Telefonnummern habe sie bislang notieren können. "Früher hatte ich nach einer Messe 60 Nummern."

Andere Aussteller sind zufrieden. Sigrid Hentschel etwa, die in Markt Schwaben eine Pfaff-Nähmaschinenvertretung betreibt, sagt: "Ich habe viele Menschen gesprochen, die noch einmal in Ruhe in meinen Laden kommen wollen." Weil der nicht zentral am Marktplatz liege, sei die Gewerbeschau eine "sehr gute Sache". Begeistert ist auch Judith Wimmer, die an Hentschels Stand ihre selbstgenähten Kinderkleider und Naturkosmetik-Produkte verkauft. "Meine Nähkurse sind jetzt voll." Großer Andrang herrscht auch am Vorwerk-Stand. Fünf Damen in rosa Schürzen präsentieren hier den "Traum einer jeden Hausfrau", das Küchengerät Thermomix. "Nur heute noch für 985 Euro", sagt Margot Knauer. "Ich weiß, das klingt blöd, aber was er morgen kostet, weiß ich selber nicht." Elke Prothmann blättert in einem am Stand ausliegenden Koch- und Backbuch. Die Poingerin besucht die alle zwei Jahre stattfindende Messe regelmäßig. "Weil man Antworten bekommt auf lokale Gedanken", wie sie sagt. Ihre Gedanken kreisen derzeit um Haus und Garten, wie sie verrät. Weshalb sie dann ein Kochbuch in den Händen hält? "Das ist ja das Schöne, dass man sich hier zusätzlich noch überraschen lassen kann." Sechs Frauen lassen sich inzwischen von den Damen in Rosa beraten. "Es sind mehrheitlich die Frauen, die herziehen, die Männer müssen mit", sagt Knauer.

So war es wohl auch im Fall von Johannes Lachenmeyer. In seinem Hochzeitsanzug steht er vor dem Stand des Markt Schwabener Friseurmeisters Joseph Riexinger, ein silbernes Krönchen in der Hand, und schaut hinauf auf die kleine Bühne. Dort sitzt seine Frau Melanie, die er am 21. Juli vergangenen Jahres geheiratet hat und spielt "noch einmal Prinzessin", wie er sagt. Dafür hat sich die 31-Jährige noch einmal ihr cremeweißes Hochzeitskleid angezogen. Friseurmeisterin Cornelia Riexinger wird ihr nun die Haare hochstecken und sie schminken. Über ein Kopfmikrofon erläutert sie die einzelnen Handgriffe. Damit die Zuschauer später noch besser staunen können, steht am vorderen Bühnenrand ein Vorher-Bild von Melanie - ohne Brautkleid und Schminke. Insgesamt 37 Modelle haben die Friseurinnen an diesem Wochenende frisiert und Riexinger ist überzeugt, "die wachsen daran". Er hätte sich "vielleicht ein paar mehr Aussteller gewünscht", sagt er. Die Ebersberger Gewerbeausstellung, die bereits am kommenden Donnerstag in der Kreisstadt eröffnet, macht er dafür nicht verantwortlich. "Das ist jenseits des Forstes."

© SZ vom 22.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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