Gestaltungswettbewerb:Grafinger Visitenkarte

CSU überrascht mit Ideen zu neuer Ortseinfahrt an der Rotter Straße und träumt von einer breiten Mittelinsel mit Brunnen, treppenartigen Sitzplätzen und weiß-blauem Asphalt. Dazu müsste der Öxinger Platz umgebaut werden

Von Thorsten Rienth, Grafing

Am 31. Mai endete die Vorschlagsfrist für den Grafinger Wettbewerb um die Gestaltung des neuen Öxinger Platzes. Einen Tag vorher schickte CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg einen Antrag zum gleichen Thema ins Rathaus: Er zielt auf eine komplette Überplanung des Areals ab, inklusive einer verlegten und mit farbigem Belag ausgestatteten Rotter Straße.

Noch sind es nur Animationen, doch was sich die Grafinger CSU vorstellt, ist gewaltig: Dort, wo bislang der noch recht steril daherkommende Öxinger Platz liegt, soll Wasser sprudeln. Auf den Stufen daneben ließe sich Eis schlecken und entspannen zwischen Bäumen, Büschen und Blumen. Das funktionierte auch deshalb so gut, weil Autos nurmehr mit 30 Kilometern in der Stunde durch die Rotter Straße fahren dürften. Darauf sollen nicht nur Verbotsschilder hinweisen, sondern neben der verbreiterten Mittelinsel auch ein neuer weiß-blauer Asphalt.

Ideengeber des Entwurfs ist der CSU zufolge ein Grafinger Unternehmer mit Faible für Kunst und Gestaltung. Namentlich genannt werden wolle er allerdings noch nicht. "Es soll erst einmal alleine um die Pläne gehen und nicht darum, aus wessen Feder sie kommen", erklärte der Grafinger CSU-Ortsvorsitzende Florian Wieser der Süddeutschen Zeitung.

In ihrem Antrag schreibt die CSU von einem "für die weite Region als einzigartig einzustufenden mutigen und schönen Entwurf", ja gar von einem "kulturell sicher herausragenden Werk". Eine solche Bewertung ist nach Ansicht Wiesers keinesfalls übertrieben: "Kurz nach der Ortseinfahrt von so einem grünen Platz empfangen zu werden, das wäre doch wirklich eine Grafinger Visitenkarte!" Das rechtfertige auch den nochmaligen Umbau von Straße und Platz.

Gestaltungswettbewerb: Recht steril wirkt der Öxinger Platz am Ortseingang Grafings. Jetzt hat die CSU Ideen präsentiert, wie sich dies ändern ließe.

Recht steril wirkt der Öxinger Platz am Ortseingang Grafings. Jetzt hat die CSU Ideen präsentiert, wie sich dies ändern ließe.

(Foto: Christian Endt)

Ihren Entwurf wollen die Christsozialen ausdrücklich nicht als finales Werk verstanden wissen, sondern als Auftakt einer Entscheidungsfindung. Dazu zwingen sie freilich auch die lokalen Gegebenheiten. Die genaue Lage der unter dem Platz liegenden Zisterne und die Anschlüsse seien in der Planung noch nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für die genauen Höhenlinien der Tiefgarage darunter. Gut möglich also, dass der Plan bald erkennbar anders aussieht.

Gleichwohl könne man mittlerweile von "einer gewissen Planungsreife" sprechen. Den Entwurf hätte die CSU zusammen mit einem Planungsbüro vorangetrieben. Auch das für Grafing zuständige staatliche Bauamt Rosenheim sei eingeweiht. "Der Plan ist kein Hirngespinst, sondern im Grundsatz absolut machbar", stellte CSU-Chef Wieser klar.

Nun geht es natürlich ums Geld. Nach Ansicht der CSU drängen sich zwei Optionen auf: eine zu gründende private Stiftung oder eine GmbH. Wieser zufolge würde das Kapital größtenteils der Unternehmer stellen. "Es ist nicht geplant, dass da auf die Stadt größere Summen zukommen sollen."

Gestaltungswettbewerb: Bürger könnten zum Beispiel wie in einem Theatron sitzen und sich erholen, während aus einem Brunnen Wasser sprudelt. Der Verkehr in der Rotter Straße müsste dazu natürlich beruhigt werden.

Bürger könnten zum Beispiel wie in einem Theatron sitzen und sich erholen, während aus einem Brunnen Wasser sprudelt. Der Verkehr in der Rotter Straße müsste dazu natürlich beruhigt werden.

(Foto: CSU Grafing)

Dafür müsste dann allerdings erst noch ein Weg gefunden werden. Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) wies am Wochenende darauf hin, dass der aktuelle Öxinger Platz unter anderem mit Mitteln aus der Städtebauförderung finanziert worden sei. Eine wesentliche Überplanung des Areals würde wahrscheinlich eine Rückzahlung der Förderung nach sich ziehen.

Gerade dies sei ja auch der Grund gewesen, warum der Ende des Monats beendete Gestaltungswettbewerb lediglich auf eine zusätzliche Skulptur oder einen Brunnen abgezielt hätte. "Ohne die Förderung zu riskieren, das war ein klares Signal der Verantwortlichen, war da nicht arg viel mehr möglich", versichert die Bürgermeisterin.

Für CSU-Chef Wieser schließen sich Skulpturen- und Brunnenwettbewerb sowie ein neuer Öxinger Platz nicht aus. "Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass man den Gewinnerentwurf mit in die große Planung integriert."

Über zu wenig Auswahl können sich die Grafinger Stadträte, die jedwede Entscheidung am Ende fällen müssten, jedenfalls nicht beschweren. Bürgermeisterin Obermayr zufolge sind zwischen zehn und 20 Vorschläge eingereicht worden - "teils von Architekten und Designern, teils von ganz normalen Leuten, und alle echt interessant". Die Stadt werde sie zeitnah präsentieren und sich dann auch im Stadtrat mit ihnen befassen.

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