Geschichte:Der vergessene Abgeordnete

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Als König Max I. Joseph am 4. Februar 1819 feierlich die neu geschaffene Ständeversammlung eröffnete, den ersten Landtag, da waren an diesem historischen Ereignis auch zwei Männer aus dem Ebersberger Raum beteiligt: Anton von Hofstetten, Schlossherr auf Falkenberg, und Anton Grandauer, Posthalter und Wirt zu Zorneding. Das parlamentarische Agieren dieser beiden Abgeordneten dem Vergessen zu entreißen, das hat sich schon seit längerem der Pöringer Geschichtsforscher Peter Maicher auf die Fahne geschrieben.

Vom Wirken Hofstettens erzählt der Experte nun beim Historischen Verein. Maicher schildert dabei eingangs die Umstände der Zeit, die geprägt war von einem großen Schuldenberg. Hofstetten beteiligte sich durch große Haushaltsreden, in denen er aus seiner praktischen Erfahrungen als Gutsherr, hoher Richter und Offizier zahlreiche Einsparvorschläge unterbreitete. Ein weiteres großes Thema war die Bürokratie: Unerschrocken setzte sich Hofstetten für die kleinen Leute ein, wollte besseren Schutz vor Gaunern und mehr Gerechtigkeit vor Gericht für sie, forderte für die Bauern bessere Bildung und Befreiung von der Grundherrschaft, sowie für die Lehrer und Pfarrer auf dem Lande ein ausreichendes Einkommen. Überhaupt: Die Dorfschulen müssten besser werden, und in den Irrenhäusern seien schlimme Missstände zu beheben. Laut Maicher hat sich der Abgeordnete von Falkenberg als kritischer, fortschrittlicher Geist und Kämpfer für Meinungs- und Glaubensfreiheit in den Landtagsprotokollen verewigt. Vehement wandte er sich gegen katholische Scharfmacher, die gegen Protestanten hetzten, und forderte die rechtliche Gleichstellung der unterprivilegierten Juden. Zum politischen Verhängnis wurde Hofstetten, dass er sich wiederholt gegen die Aufrüstung der Armee wandte. Obwohl 1824 eindrucksvoll wiedergewählt und hoch angesehen, verwehrte ihm der König das weitere Wirken im Landtag. Heute ist der Abgeordnete selbst bei den Nachfahren, die seinen Namen tragen, vergessen.

Die Veranstaltung findet am Dienstag, 23. Januar, um 19.30 Uhr im Museum der Stadt Grafing, Bahnhofstraße 10, statt. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 19.01.2018 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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