Bürgermeister Georg Hohmann:"Kollegen, passt auf euch auf"

Bürgermeister Georg Hohmann: Georg Hohmann (SPD) bei einem Fototermin im Januar 2018. Hohmann ist seit sieben Jahren Bürgermeister in Markt Schwaben. Seine letzte Amtszeit endet 2020, danach übergibt er an einen gewählten Nachfolger. Bis dahin steht dem 66-Jährigen noch einiges bevor.

Georg Hohmann (SPD) bei einem Fototermin im Januar 2018. Hohmann ist seit sieben Jahren Bürgermeister in Markt Schwaben. Seine letzte Amtszeit endet 2020, danach übergibt er an einen gewählten Nachfolger. Bis dahin steht dem 66-Jährigen noch einiges bevor.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Chronische Erschöpfung: Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann spricht nach seiner Diagnose offen über seinen Fall und die Gefahren des Amts.

Interview von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

In den vergangenen Wochen und Monaten verriet ein Blick in das Gesicht des Bürgermeisters viel über den Ort: Es sind gerade spannende Zeiten in Markt Schwaben. Aber eben auch sehr anstrengende. Das größte Bauprojekt aller Zeiten steht auf dem Programm, eine neue Schule für mehr als tausend Kinder und Jugendliche. Vor nicht allzu langer Zeit drohten plötzlich zwei Bürgerbegehren, sie hätten vieles durcheinander gebracht in Markt Schwaben. Zuletzt gab es dann noch viel Ärger um eine Kindertagesstätte im Ort - eine Posse, die sogar im Landtag diskutiert wurde. Georg Hohmann wurde das jetzt zu viel.

SZ: Herr Hohmann, wie kam es dazu, dass Sie sich jetzt eine Auszeit nehmen?

Georg Hohmann: Meine Mitarbeiter im Rathaus sind am Dienstag auf mich zugekommen. Sie haben mir gesagt, dass ich nicht gut aussehe und zum Arzt gehen soll. Das habe ich dann auch gemacht.

Was sagte der Arzt?

Die Diagnose war ein chronischer Erschöpfungszustand. Ich bin jetzt fünf Wochen für arbeitsunfähig erklärt.

Wie ernst ist das denn?

Laut Arzt bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen. Also noch vor dem Zustand des Burnouts. Ich muss mich jetzt eine Zeitlang aus allem rausnehmen und wieder zu Kräften kommen.

Ihre Stellvertreter Albert Hones (CSU) und Joachim Weikel (Grüne) führen das Rathaus solang in einer Art Doppelspitze. Wie sehen für Sie die nächsten Wochen aus?

Am kommenden Dienstag beginnt für mich die Therapie in einer Praxis in München, dort bin bei einem Arzt, den ich seit 30 Jahren kenne. Auf sein Anraten werde ich jetzt verschiedene Therapien bei Spezialisten machen. Ich will wieder so zu Kräften kommen, dass ich meine Amtszeit vernünftig bis zum Ende weiter führen kann.

Sie gehen sehr offen mit Ihrem Befinden um.

Ja, und zwar ganz bewusst. Mir ist wichtig, dass die Bürger wissen, warum ich in nächster Zeit nicht da bin. Und warum es so weit kommen konnte.

Es war ja viel los in Markt Schwaben in letzter Zeit. War es für den Bürgermeister am Ende zu viel?

Ich hatte zuletzt unter der Woche durchgehend 12 bis 15-Stunden-Tage, dazu wie sonst auch viele Einsätze am Wochenende. Und ich habe gedanklich immer häufiger Sachen aus dem Büro mit nach Hause genommen. Wie in einer Tretmühle.

Es ist Ihnen also selbst auch aufgefallen?

Nach meinen letzten Urlauben habe ich etwas bemerkt. Als ich wieder anfing, waren die Batterien nicht ansatzweise so aufgeladen wie sonst nach dem Urlaub.

Sie werden im Oktober 67 und sind über der Altersgrenze für die Wahlen 2020. Was geben Sie potenziellen Nachfolgern und Kollegen mit auf den Weg?

Der Beruf des Bürgermeisters hat generell das Manko, dass man in meine Situationen gerät. Das sollte man wissen, bevor man sein Amt antritt. Ich muss das auch auf meine eigenen Kappe nehmen, ich habe mich nicht geschont in den letzten sieben Jahren. Jetzt muss ich erst wieder ein normales Leben lernen. Deswegen sage ich zu Kollegen: Passt auf euch auf.

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