Genossenschaft im Landkreis:Energiewende in Eigenregie

19 der 21 Landkreisgemeinden gründen Genossenschaft "Rege". Damit steht die geschäftliche Grundlage, um unabhängig von großen Konzernen Strom und Wärme zu produzieren

Von Anna Müller

Poing

Fotovoltaik-Anlage in Poing

(Foto: privat)

Im Sitzungssaal des Rathauses ist es trotz des strahlenden Sonnenscheins draußen relativ dunkel. Deshalb steht kurz nach Sitzungsbeginn jemand auf, um das Licht einzuschalten. "Aber, aber! Wir wollen doch jetzt Energie sparen", protestiert Landrat Robert Niedergesäß (CSU) lachend. Die Antwort kommt prompt: "Ja, aber sehen wollen wir uns trotzdem!"

In fröhlicher Stimmung beginnt die Gründungssitzung der Genossenschaft Regenerative Energien Ebersberg (Rege). Niedergesäß ist stolz, dass sich in den vergangenen Wochen und Tagen neben dem Kreis selbst auch 19 der 21 Landkreisgemeinden entschlossen haben, der Energiegenossenschaft beizutreten. Nur die Gemeinden Bruck und Egmating haben sich dagegen entschieden.

Für Hans Gröbmayr, Klimaschutzmanager des Landratsamtes, ist dies "eine großartige Leistung und ein großer Akt der Gemeinsamkeit der Kommunen". Denn damit der Landkreis Ebersberg bis 2030 ganz auf fossile Energieträger verzichten kann, "müssen alle an einem Strang ziehen", meint Gröbmayr. Eine dezentrale und regenerative Energiegewinnung durchzusetzen sei nur dann möglich, wenn Bürger, Kommunen und Kreis zusammenarbeiten. "Ein Klimaschutzmanager allein schafft das nicht", erklärt Gröbmayr. "Aber der heutige Tag ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Energiewende."

Neben den Vertretern der Gemeinden haben auch die Vorstandsvorsitzenden der Bürgergenossenschaften "Bürger Energie Markt Schwaben" und "3E Eigene Erneuerbare Energie Vaterstetten/ Zorneding" die Gründungsakte der neuen Genossenschaft unterzeichnet. Rege soll als Dachgenossenschaft agieren und größere Projekte wie die Gründung eines eigenen Energieversorgungsunternehmens betreuen. Regionale Projekte sollen dagegen eigenständig in den Bürgergenossenschaften und Gemeinden abgewickelt werden, erläutert Gröbmayr. Ziel ist nicht nur, den Energieverbrauch zu senken und die Effizienz zu erhöhen. Sondern auch, mehr Energie mit Nahwärme, Photovoltaikanlagen oder Windrädern zu produzieren.

In einem Arbeitskreis wurden in den vergangenen Wochen bereits die Grundlagen für die Gründung geschaffen und eine Satzung formuliert. Max Riedl, der für den Genossenschaftsverband Bayern im Bereich Gründung von Energiegenossenschaften zuständig ist, klärt die Anwesenden über die rechtlichen Bestimmungen auf. Die Satzung diene vor allem dazu, die wirtschaftlichen Belange der Mitglieder zu berücksichtigen. Besonders viel Wert wird auf den Aspekt der Gemeinschaftlichkeit gelegt. Die Satzung legt außerdem fest, dass die Generalversammlung, der alle Mitglieder angehören, einen Aufsichtsrat sowie einen Vorstand wählt und einberuft. Der Aufsichtsrat überwacht die Geschäftsführung und muss vom Vorstand aktiv über etwaige Finanzierungen informiert werden.

Um Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder zu bestimmen, ging die Gründungsversammlung in die erste ordentliche Sitzung der Genossenschaft über. Landrat Robert Niedergesäß (CSU), die Bürgermeister Piet Mayr (CSU), Albert Hingerl (SPD) und Ludwig Maurer (ÜWH) sowie Franz Wallisch, Vorstandsvorsitzender der Bürgergenossenschaft "Bürger Energie Markt Schwaben", wurden von den Anwesenden einstimmig in den fünfköpfigen Aufsichtsrat gewählt. Dessen Vorsitzender wird Robert Niedergesäß, zum Stellvertreter wurde Albert Hingerl bestimmt.

Bei der Wahl der Vorstandsvorsitzenden fiel die Entscheidung auf zwei Männer, die sich mit dem Thema regenerative Energien bereits sehr gut auskennen: Wolfgang Poschenrieder, der im Vorstand der 3E Genossenschaft tätig ist, und Hans Gröbmayr, dem als Klimaschutzmanager bewusst ist, was für eine schwierige Aufgabe auf ihn und die anderen Mitglieder zukommen wird.

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