Fuchsbandwurm:Getrübter Genuss

Jetzt sind die Beeren im Wald reif, aber nicht immer köstlich: Wegen des gefährlichen Fuchsbandwurms sollten sich außer Jägern auch Tierbesitzer in Acht nehmen, denn der Landkreis gilt als Risikogebiet

Von Barbara Mooser

Verführerisch sehen sie aus, süß und saftig: wilde Brombeeren und Himbeeren aus dem Wald, die jetzt gerade reif werden. Als Jäger kommt Martin Otter oft an solchen Sträuchern vorbei, doch er versagt sich lieber den Genuss: "Mit gutem Appetit eine Frucht von einem Strauch essen - das kann ich nicht", sagt der Kreisvorsitzende des Bayerischen Jagdverbands. Denn der Fuchsbandwurm, ein gefährlicher Parasit, tritt auch in der Region immer wieder auf. Wer deshalb ganz sicher gehen will, dass die Waldfrüchte keine Gefahr darstellen, sollte sie lieber zu Marmelade verkochen.

Zwar sagt man, dass eine Erkrankung an der Echinokokkose nach dem Genuss von Beeren so wahrscheinlich ist wie ein Sechser im Lotto, dennoch rät Otter zu Vorsichtsmaßnahmen: "Schließlich gibt es ja auch immer wieder Leute, die im Lotto gewinnen." Tatsächlich belegen die Daten des Robert-Koch-Instituts, wo die Fälle zentral registriert werden, jährlich Neuerkrankungen - auch in der Region.

Fuchsbandwurm: Jäger Martin Otter warnt davor, Waldbeeren direkt vom Strauch zu essen oder tote Tiere zu berühren.

Jäger Martin Otter warnt davor, Waldbeeren direkt vom Strauch zu essen oder tote Tiere zu berühren.

(Foto: Christian Endt)

Betrachtet man Oberbayern ohne die Großstädte München und Ingolstadt, wurden 2013 sieben neue Fälle registriert, ebenso viele waren es 2011, dazwischen sank die Zahl auf vier ab. In der Stadt München gab es in diesem Jahr bereits zwei Erkrankungen, im vergangenen Jahr vier. Der Landkreis Ebersberg gilt bereits seit längerem als Risikogebiet für den Fuchsbandwurm: Bereits 2003 und 2004 hat sich bei der Untersuchung von toten Füchsen aus dem Landkreis gezeigt, dass etwa ein Drittel von dem Bandwurm befallen war.

Obwohl die Zahl der Erkrankungen beim Menschen vergleichsweise niedrig ist, warnen Fachleute dennoch davor, die Gefahr zu ignorieren. Denn die Krankheit kann sehr schlimm verlaufen. Die Larven können in Lunge, Gehirn und Leber eindringen, eine Folge kann unter anderem tödliches Leberversagen sein. Besonders tückisch: Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheitssymptome können mehr als zehn Jahre liegen.

Für die Echinokokkose gibt es mehrere Übertragungswege. Das können nun eben die Früchte sein, die im Wald wachsen. Wenn sie mit den Ausscheidungen eines infizierten Fuchses in Berührung kommen, besteht hier die Gefahr, dass die Eier überleben und mit den Früchten mitgegessen werden. Auch wenn die Früchte frisch vom Strauch nach Ansicht vieler Genießer am besten sind - Martin Otter rät dazu, sie mindestens gründlich zu waschen oder, besser noch, stark zu erhitzen - beispielsweise für Marmelade. "Einfrieren dagegen bringt nichts", sagt der Fachmann. Das überleben die Wurmeier. Die Tipps der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gehen sogar noch weiter: "In Gegenden, wo der Fuchsbandwurm verbreitet ist, Waldbeeren und Pilze überhaupt nicht verzehren", so heißt es auf der einschlägigen Internetseite.

Fuchsbandwurm: In Landsham versetzte voriges Jahr bereits ein Schild die Spaziergänger in Angst vor dem Fuchsbandwurm.

In Landsham versetzte voriges Jahr bereits ein Schild die Spaziergänger in Angst vor dem Fuchsbandwurm.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Besondere Vorsicht ist allerdings für die Jäger angesagt: Sie müssen zwangsläufig bisweilen tote Füchse berühren. Das sollten sie aber, wie Martin Otter rät, möglichst nicht ohne Handschuhe und Staubschutzmaske tun. Außerdem sollten sie möglichst das Fell des Tieres befeuchten - denn gerade wenn es trocken ist, können die Bandwurmeier auch in die Luft gewirbelt und eingeatmet werden. "Als Nichtjäger sollte man tote Wildtiere auf keinen Fall anfassen", unterstreicht der Kreisvorsitzende des Jagdverbands.

Und auch Besitzer von Hund und Katz, die als Zwischenwirte für den Parasiten fungieren können, sollen zusätzlich dazu, sein Tier nicht an einen Kadaver heranzulassen, ein paar Regeln beachten. "Ganz einfache Dinge", wie Martin Otter betont: nach dem Streicheln der Tiere die Hände waschen, Hunde und Katzen nicht unbedingt "abbusseln" oder die Nase im Fell vergraben, und ihnen eine regelmäßige Wurmkur gönnen.

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