Freising/Markt Schwaben:Eine Frage der Wahrnehmung

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Ob sich jemand von Fliegern gestört fühlt, hängt laut Flugsicherung auch von der persönlichen Einstellung ab. Über einen Antrag aus Markt Schwaben soll aber noch einmal in einem kleineren Kreis diskutiert werden

Von Peter Becker, Poing

Ob sich jemand durch ein Flugzeug gestört fühlt, liegt in den meisten Fällen an der persönlichen Wahrnehmung. Das ist die Quintessenz einer Diskussion in der Fluglärmkommission, die jetzt tagte. Martin Köppl von der Deutschen Flugsicherung (DFS) betonte, dass nur in seltenen Fällen Fehler von Piloten vorlägen. Abweichungen von den herkömmlichen Flugrouten beruhten meist auf Einzelfreigaben durch die Fluglotsen. Das ist legal und dient nur dem Zweck, die Flugzeuge so schnell wie möglich aus dem Umland herauszubringen und die Belästigungen durch Lärm zu streuen.

Um die 115 Beschwerden sind von Juli bis Oktober bei der DFS oder der Flughafen München GmbH (FMG) eingegangen. Viele davon stammen aus der Umgebung von Markt Schwaben, einzelne aus Lengdorf im Landkreis Erding und Moosburg.

Aus Markt Schwaben war sogar ein Antrag der Gemeinde eingegangen. Diese hatte gefordert, einen Abflugkorridor zu verschieben und den Steigwinkel für Flugzeuge zu erhöhen. Dies ginge nach Aussagen Köppls zu Lasten der Nachbargemeinden, insbesondere Plienings. Außerdem würde es zu Überschneidungen mit einer Anflugroute kommen. Nach Aussage einer Lärmgutachterin sei Markt Schwaben nicht von "unzumutbarem Lärm" betroffen. Die angeführten Werte liegen innerhalb der gesetzlichen Grenzen. In einem kleineren Kreis soll der Antrag dennoch noch einmal erörtert werden.

Herbert Knur, Vertreter des Landkreises Erding in der Kommission, äußerte sich zu einer Beschwerde aus Lengdorf. In der Ortschaft werde etwa behauptet, sie sei stärker betroffen, weil die Stadt Erding umflogen werden müsse. Knur sagte, die Betroffenheit gehe in Lengdorf nicht über das übliche Maß hinaus. Köppl sieht auch keine Möglichkeit, etwas an den bisherigen Korridoren zu ändern. Dann seien andere Gemeinde umso mehr betroffen, hieß es.

Dieses Argument war bei der Sitzung der Fluglärmkommission häufiger zu hören gewesen. Etwa im Falle einer Moosburger Beschwerde. Dort klagte ein Bürger darüber, dass das Zentrum der Stadt öfter überflogen werde und es dort dementsprechend laut sei. Er verwies darauf, dass die Hauptroute über den Stadtteil Bonau gehe. Landshut werde dagegen gar nicht überflogen. Köppl erwähnte in diesem Zusammenhang den "Moosburger Fleischerhaken", der sich bei der Betriebsrichtung gen Westen hin bildet. Das heißt, die Flugzeuge kommen aus Richtung Westen angeflogen und schwenken dann in einer S-Kurve in Richtung Landebahn ein. Auch hier können Lotsen, wenn es der Flugverkehr erlaubt, wieder Einzelfreigaben von den herkömmlichen Routen erteilen, um Verfahren abzukürzen.

Köppls Überprüfungen zufolge waren aber "alle Flieger dort, wo sie hingehören". Möglicherweise handele es sich um eine optische Täuschung. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass es schwer sei, den genauen Standpunkt eines Flugzeugs mit dem bloßen Auge festzustellen. Viel hänge von den Wetterbedingungen ab. Wenig überraschend ist, dass auch die persönliche Einstellung zum Flugverkehr die Wahrnehmung von Flugzeugen beeinflusse. Da fühlt sich mancher eher gestört als ein anderer.

Einigkeit herrschte aber bei der Feststellung von Bürgermeisterin Anita Meinelt, dass Moosburg vom Fluglärm in den vergangenen Monaten stark betroffen gewesen sei. Köppl verwies auf die ausgeprägte Westwindlage in diesem Jahr sowie auf Gewitter, die schon am frühen Morgen drohten. Auch dies könnte zu der Wahrnehmung führen, dass manche Ortschaften öfter überflogen würden als zuvor.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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