Fragwürdige Rentabilität:Erdwärme vor dem Aus

Das Geothermie-Projekt der Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn wird wohl beendet. Neue Berechnungen sollen dem Vorhaben eine zu schlechte Wirtschaftlichkeit bescheinigen.

Von Wieland Bögel

Eines der ehrgeizigsten Vorhaben im Landkreis steht möglicherweise vor dem Aus. Wie nun bekannt wurde, sind die Probleme beim gemeinsamen Geothermieprojekt der drei Gemeinden Vaterstetten, Zorneding und Grasbrunn größer als bisher bekannt. Nicht nur ist es dem Investor bislang nicht gelungen, einen Versicherer zu finden, nun soll es Insidern zufolge auch neue Berechnungen geben, wonach sich das Wärmenetz kaum rentabel betreiben ließe.

Fragwürdige Rentabilität: Ein Bild aus besseren Tagen: Die Bürgermeister von Zorneding, Grasbrunn und Vaterstetten lassen sich das Modell eines Geothermie-Bohrturms erklären.

Ein Bild aus besseren Tagen: Die Bürgermeister von Zorneding, Grasbrunn und Vaterstetten lassen sich das Modell eines Geothermie-Bohrturms erklären.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Vor fast genau einem Jahr wurde im Grasbrunner Bürgerhaus ein freudiges Ereignis begangen. Die Gemeinderäte aus Grasbrunn, Vaterstetten und Zorneding gaben den Startschuss für die Geothermie. Kurz zuvor war nach mehr als siebenjähriger Suche ein Investor für das knapp 70 Millionen Euro teure Vorhaben gefunden worden. Ein Konsortium aus der Projektentwicklungsgesellschaft Exorka sowie der Bohrfirma Daldrup & Söhne AG war bereit einzusteigen.

Auch ein Plan, wie die Aufgabenverteilung aussehen sollte, wurde vorgestellt. So würden die Investoren den Großteil der für die Bohrung und den Bau der Heizzentrale anfallenden 35 Millionen Euro tragen, die Gemeinden hätten sich mit insgesamt sechs Millionen beteiligt. Bau und Betrieb des mindestens 35 Millionen Euro teuren Leitungsnetzes würden die Investoren auch alleine übernehmen, die Gemeinden könnten sich aber daran beteiligen.

Doch offenbar ist der Netzausbau aufwendiger, als gedacht. Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu erfahren ist, gibt es dazu eine neue Kosten-Nutzen-Kalkulation. Demnach wäre das Netz kaum rentabel zu betreiben. Zwar gibt es einige mögliche Großabnehmer, etwa die Hochhäuser am Rossini-Zentrum in Vaterstetten und ihre Pendants am Zornedinger Herzogplatz. Doch ansonsten überwiegen eher kleinräumige Strukturen, und besonders die neuen Wohnhäuser verbrauchen immer weniger Energie.

Außerdem sind die Wege zwischen der Förderstelle und den wenigen Großabnehmern sehr lang, was den Bau der Leitungen stark verteuern würde. Zumal erst kürzlich bekannt wurde, dass ein möglicher Großabnehmer wahrscheinlich ausfällt: das GSD-Altenheim. Dort will man sich an ein für die Baugebiete im Vaterstettener Norden geplantes Nahwärmenetz anschließen.

Bereits im Sommer hatte es Zweifel an der Geothermie gegeben. Damals stellte sich heraus, dass der Investor Schwierigkeiten hat, eine Ausfallversicherung für die Bohrung abzuschließen. Daran hat sich auch ein halbes Jahr später nichts geändert. Die Verträge mit den Gemeinden, die eigentlich längst hätten geschlossen werden sollen, liegen weiter auf Eis.

Die Bürgermeister halten sich mit Äußerungen zur Geothermie zurück. Von einem bevorstehenden Scheitern wisse er nichts, sagt Piet Mayr (CSU) aus Zorneding. Ebenfalls überrascht reagiert sein Grasbrunner Amtskollege Klaus Korneder (SPD). Es sei zwar bekannt, dass der Investor "mit den Versicherern kämpft", gleichwohl hätten die Firmen signalisiert, sie stünden "in konkreten Verhandlungen" über eine Ausfallversicherung.

Dass die Wirtschaftlichkeit des Wärmenetzes problematisch sei, "das wissen wir seit Jahren schon", so Korneder. Dies sei auch der Grund gewesen, warum man sich für die Investorenlösung entschlossen habe. Wie es mit dieser weiter geht, darüber soll ein in der kommenden Woche zwischen den Bürgermeistern und den Investoren geplantes Gespräch Klarheit bringen.

Auch Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) geht davon aus, dass es bald Neuigkeiten zur Geothermie gibt. Wie diese ausfallen, dazu will Reitsberger noch nichts sagen, er betont aber, dass man sich in Sachen Geothermie "nichts verbauen" will. Lokale Wärmenetze wie jenes im Norden könnten jederzeit auch mit warmem Tiefenwasser betrieben werden, falls dies eines Tages zur Verfügung stehe.

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