Forstinning/Garching:Ein Stern, der beide Namen trägt

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Die Theorie, dass der Stern von Bethlehem eine Supernova war, so wie der hier abgebildete Krebsnebel im Sternbild Stier, gilt als unwahrscheinlich.

(Foto: European Southern Observatory)

Der Stern von Bethlehem steht im Mittelpunkt der Dreikönigsfeier in Forstinning. Der Garchinger Astrophysiker Thomas Boller hat den Bibeltext mit astronomischen Daten verglichen und ist sicher: Der Stern bestand aus diesen zwei Planeten.

Von Rita Baedeker, Forstinning/Garching

"Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen", heißt es bei Matthäus 2,1. . . Und weiter: "Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen." (Matthäus 2,9). . .

Der Stern von Bethlehem. Wirklichkeit oder Mythos? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Vortrags am 6. Januar mit Astro-Dinner, Musik und einer Himmelsführung der Sternwarte Wind in Forstinning. Wie sah er aus, der Himmel zur Stunde der Geburt Christi vor etwas mehr als 2000 Jahren? Was bewog die "Heiligen Drei Könige", Sterndeuter aus Damaskus, dazu, sich auf den Weg in Richtung Bethlehem zu machen? Und was bedeutet jene Aussage, der Stern sei stehen geblieben?

Thomas Boller, Professor und bibelfester Astrophysiker vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, ist davon überzeugt, dass der Stern kein Komet war, wie ihn der Maler Giotto di Bondone unter dem Eindruck des Halley'schen Kometen, der 1301 am Firmament stand, zu Beginn des 14. Jahrhunderts malte - der tauchte bereits im Jahr zwölf vor Christus auf. Auch eine Supernova kommt für ihn nicht in Frage, es gebe keine nachweisbaren Überreste einer solchen Sternenexplosion.

Gemälde von Giotto di Bondone - Anbetung mit Komet

Das Fresko von Giotto di Bondone "Die Anbetung der Könige" entstand in den Jahren 1304 bis 1306, der Maler stand wohl unter dem Eindruck des Halley'schen Kometen, der 1301 hell leuchtend am Himmel stand. Giottos Fresco in der Cappella degli Scrovegni in Padua wurde zum Vorbild zahlreicher Krippenszenen.

(Foto: Thomas Boller/oh)

"Ich schaue den Himmel an und schaue die Evangelien an", sagt Boller. Und da habe er zwischen dem Evangelium des Matthäus und den astronomischen Daten jener Zeit Übereinstimmungen gefunden. "Daraus ergibt sich, dass es sich bei dem Stern von Bethlehem um eine seltene Konstellation von Jupiter und Saturn im Jahr sieben vor Christus im Sternbild der Fische handelte."

Jupiter, der König - Saturn, der Erneuerer

Boller hat errechnet, dass die beiden Planeten in jenem Jahr an drei Tagen so dicht beieinander standen, dass sie von der Erde aus gesehen wie ein einziger Stern leuchteten. Was für die damaligen Himmelskundigen mehr bedeutete, als eine bloße kosmische Ausnahmesituation. Jupiter habe als "Königsplanet" gegolten und Saturn in den Fischen als Planet Israels und der Erneuerung hohe Symbolkraft besessen.

Alles in allem eine Konstellation, welche die drei Magier dazu veranlasste, der Himmelserscheinung, die einen neuen König der Juden verhieß, auf den Grund zu gehen. Prophezeiungen aus dem Alten Testament hatten ja die Ankunft des Messias mit dem Leuchten eines Sterns angekündigt. Einem Kometen wären sie vermutlich nicht gefolgt, denn nach damaligem, auch heute noch wirkmächtigem Glauben, sind Kometen Boten für Tod, Pest und Krieg.

Boller hat für seine Theorie aber noch schlagkräftigere Argumente: historische Fakten und exakte astronomische Daten bis hin zu Uhrzeit und Abstandsmessung. Zunächst die Historie. Der Aufruf zur Volkszählung durch Kaiser Augustus erging im Jahre neun vor Christus. König Herodes starb im Jahr vier vor Christus. In diesem Zeitraum muss Jesus geboren worden sein. Und diese Zeitspanne passt auch exakt zu den himmlischen Ereignissen am 15. März des Jahres sieben vor unserer Zeitrechnung. Da erschien zwischen 4.30 und fünf Uhr Ortszeit der Stern am Himmel, so wie es zweitausend Jahre vorher die Babylonier in Tontafeln geritzt hatten.

Boller hat die Zyklen von Jupiter und Saturn berechnet und er bestätigt, dass die antiken Astronomen richtig lagen. Am frühen Morgen des 15. März gingen Jupiter und Saturn als Planetenpaar am Horizont auf. Dreimal kamen sie sich in dem Jahr so nahe, dass sie mit bloßem Auge wie ein einziger Lichtpunkt wahrgenommen wurden. An zwei Terminen standen sie für einen Betrachter, der von Jerusalem in Richtung Bethlehem schaute - also auch für die drei Magier -, sogar still.

Weihnachten am 25. Dezember - dank Mönch Dionysius Exiguus

Beim gemeinsamen Aufgang am Abend des 15. September betrug der Abstand zwischen ihnen nur noch 0,1 Grad, hat Boller ausgerechnet. Die Weisen mussten die Vorhersagen bestätigt sehen und brachen auf, über Damaskus nach Jerusalem. "Dafür benötigte man damals sechs bis acht Wochen", schreibt Boller in einem seiner Vorträge. Datum der dritten Konjunktion ist der 13. November. Da kam es wieder zu einem "Stillstand" des Sterns.

Dieser optische Eindruck, so Boller, ergebe sich für eine bestimmte Zeit durch eine rückläufige Bewegung der Himmelskörper. "Ich sage nicht, dass alles so gewesen ist, ich nenne nur die Daten", sagt der Wissenschaftler, der die Planetentheorie für die wahrscheinlichste hält. Eine Supernova, wie sie Johannes Kepler 1604 beobachtete und vermutete, dass eine solche auch zur Geburt Christi geleuchtet habe, sei unwahrscheinlich.

Kein Mensch wolle aber nun das Weihnachtsfest oder den Dreikönigstag verlegen. Der 25. Dezember als Geburtsdatum Christi kam später durch den Mönch Dionysius Exiguus zustande, der eine neue Zeitrechnung einführte, wodurch man auf das Jahr Null und unser heutiges Weihnachten kam - gemessen an kosmischen Zeitläuften keine große Sache.

Das Ristorante Brunello veranstaltet am Freitag, 6. Januar, eine Dreikönigsfeier. Um 11.30 Uhr gibt es Mittagessen, um 14.30 Uhr Maroni und Glühwein im Biergarten, dazu Musik (bei gutem Wetter), um 19 Uhr beginnt der Vortrag. Bei klarem Wetter geht es dann nach draußen zur geführten Himmelsbeobachtung durch die Kolping-Sternwarte Wind. Reservierungen unter Telefon (08121) 98 62 744.

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