Forstinning:Gute Laune im Strauß

Forstinning: Robert Gottal spürt in seinem Forstinninger Blumenladen durchaus die Konkurrenz von Discountern und Supermärkten. Doch der Florist hält erfolgreich dagegen: Mit Qualität und Fachwissen überzeugt er seine Kundschaft.

Robert Gottal spürt in seinem Forstinninger Blumenladen durchaus die Konkurrenz von Discountern und Supermärkten. Doch der Florist hält erfolgreich dagegen: Mit Qualität und Fachwissen überzeugt er seine Kundschaft.

(Foto: Christian Endt)

Roland Gottal setzt im "Forstflor" auf Qualität statt auf Masse. Außerdem kann er noch erklären, wie Blumen oder eine Topfpflanze behandelt werden müssen, damit die Kunden lange Freude daran haben

Von Carolin Schneider, Forstinning

Ein bisschen Frühling zu Butter, Milch und Brot gefällig? Kein Problem, wer seinen Einkauf im Supermarkt oder Discounter erledigt hat, kann sich spätestens an der Kasse mit Buntem eindecken. In Plastikeimern stehen sie da, in Folie eingewickelt, die Tulpen, Rosen oder Gerbera. Und das zu Preisen, die wie ein Sack Kartoffeln oder ein Pfund Butter. Ein paar hundert Meter weiter steht Roland Gottal zwischen Schnittblumen, Gestecken in allen Farben und Größen und gepflegten Topfpflanzen und wartet darauf, dass sich die Tür zu seinem Blumenladen öffnet. Floristen haben es in dieser Zeit, in der alles so billig wie möglich sein sollte, nicht einfach. Sie bekommen die Konkurrenz der Supermärkte, die Pflanzen zum Billigpreis anbieten, stark zu spüren. Die SZ hat sich in den Blumenläden des Landkreises umgeschaut.

"Auf einen Preiskampf können wir uns auf keinen Fall einlassen", sagt Roland Gottal, Inhaber des Ladens "Forstflor" in Forstinning. Denn mit den Preisen, für die Supermärkte ihre Pflanzen verkaufen, könne kein Florist mithalten. Stattdessen müsse sich ein Blumenfachhandel durch Qualität auszeichnen. Das ist eine Fähigkeit, die ein Supermarkt nicht bieten kann. Ebenso wenig wird im Supermarkt auf Service geachtet. "Fragen Sie mal im Supermarkt eine Verkäuferin, wie man das Ding behandelt", so Gottal. "Die haben keine Ahnung." Im Discounter werden die Blumen lieblos in die Plastikeimer gestellt. Doch um ihre Pflege und ausreichend Wasser kümmert sich kaum jemand. Er habe erst vor kurzem vor einem Supermarkt Primeln gesehen - und das bei Minusgraden. Der Frost tut den zarten Frühlingsboten nicht gut und halten beim Kunden zu Hause nicht lange. Dass das trotzdem viele Menschen nicht davon abhält, sich Pflanzen im Supermarkt zu kaufen, weiß Roland Gottal: Selbst wenn die Kunden ihre Primeln ein zweites Mal kaufen müssten, weil die ersten schnell eingingen, sei das oftmals immer noch billiger, als die Pflanzen beim Floristen zu holen. "Ich kann es den Leuten nicht verdenken", sagt Gottal. Die Versuchung, etwas mitzunehmen, wenn ein Supermarkt ein großes Sortiment an bunten Blumen aufgebaut hat, sei einfach groß.

So bemerkt er in seinem Laden den Supermarkt, der nur wenige Minuten von ihm entfernt liegt, deutlich. Seltener öffnet sich die Tür zu dem kleinen Laden, der voller Pflanzen ist. Schon draußen begrüßt ein saisonales Sortiment die Kunden, über dem Eingang hängen große Buchstaben, aus Birkenholz gezimmert: Forstflor. Drinnen stehen gebundene Sträuße, Gestecke, Topfpflanzen und Blumen im Bund. "Es ist wichtig, dass für jeden etwas dabei ist", weiß Gottal. Angebote für die breite Masse seien besonders auf dem Land ein Muss. Roland Gottal betrieb bereits 20 Jahre in München-Schwabing einen Blumenladen, bevor er vor drei Jahren nach Forstinning kam. Deshalb weiß er, wovon er spricht: In der Stadt könne man sich eher spezialisieren, schließlich gebe es an jeder Ecke ein Blumengeschäft. Doch nun sei das etwas anderes. In der Region gibt es nicht so viele Floristen, deshalb ist es ihm so wichtig, dass jeder das findet, wonach er sucht.

Und es werden auch diejenigen fündig, die nicht genau wissen, was sie wollen. "Täglich kommen Kunden, die einfach ein bisschen gute Laune brauchen", erzählt Gottal. Wenn die Kunden etwas für sich selbst kaufen wollen, falle ihre Wahl oftmals auf einen Bund Blumen - häufig und vor allem im Frühjahr Tulpen. Sträuße werden überwiegend verschenkt, so der Florist, der es liebt, mit seiner Arbeit die Menschen zu erfreuen. "In wenigen Berufen bekommt man so viel positive Resonanz wie beim Blumengeschäft", sagt Gottal begeistert. Doch wenn die Kunden zu ihm kommen und fragen, warum es im Supermarkt so viel billiger ist, kann er keine Antwort geben. Dass er eigentlich noch viel mehr für seine Sträuße verlangen müsste, kommt dann gar nicht erst zur Sprache. Dabei müssten die ganzen organisatorischen Arbeiten, die hinter dem Führen eines Geschäftes stehen, einberechnet werden. Und auch das Grün in den Sträußen, das manche Kunden als selbstverständlich ansehen, rechnet Gottal meistens nicht in die Sträuße. Sonst sähe ein Strauß für zehn oder 15 Euro oftmals ziemlich leer aus, mit nur zwei oder drei Blumen. Doch der Eukalyptus, der gern als Grün die gebundenen Sträuße ziert, kostet Gottal im Einkauf mehr als so manche Blumen.

Trotzdem ist Roland Gottal glücklich in seinem Laden an der Hauptstraße in Forstinning. Er ist sich sicher, dass sich ein guter Fachhandel immer gegen die Konkurrenz vom Discounter durchsetzen kann. Schließlich gebe es schon längere Zeit billige Blumen im Supermarkt, trotzdem aber auch noch viele Floristen. "Wenn es keine mehr gäbe, wer würde dann die Hochzeiten übernehmen?", fragt er sich. Denn der Blumenschmuck bei Veranstaltungen ist immer noch eine gefragte Dienstleistung bei Floristen. Auf dem Land seien es vor allem Beerdigungen, für die die Menschen auf der Suche nach einem Blumenladen sind. In Schwabing war das noch anders. Da kamen nur seine Stammkunden für die Trauerfloristik, da es an jedem Friedhof eine Anlaufstelle für Kränze und Urnenschmuck gibt. In Forstinning bekommt Gottal fast wöchentlich Aufträge für den Friedhof. Bei Veranstaltungen wie Taufen oder Geburtstagen verleiht er gerne auch Glasvasen oder Kerzenständer. "Denn niemand möchte 30 Vasen kaufen", sagt Gottal. Wichtig ist es nämlich, auf die Kunden zuzugehen. Das machen Supermärkte ganz sicher nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: