Entlang der Umleitung:Am Limit

Seit die B 304 saniert wird, ist der Verkehr auf der Staatsstraße in Schwaberwegen deutlich gestiegen - und die Zahl der Unfälle. Die Anwohner fordern, endlich die Umfahrung zu bauen.

Von Isabel Meixner

Sonntag: Ein Autofahrer biegt in Schwaberwegen nach links Richtung Anzing ab und schätzt den Gegenverkehr falsch ein. Es kommt zum Zusammenstoß, Bilanz: ein Schwerverletzter. Montag: Ein Radfahrer gerät ins Straucheln und fällt hin, als ein Lastwagen an ihm vorbeifährt. Ob der Fahrtwind, eine Berührung oder ein Fehler des Radlers zu dem Unfall geführt haben, ist offen. Der Mann wird mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Donnerstag: Erneut stoßen zwei Autos auf der Kreuzung am Gasthof "Zum Vaas" zusammen.

Entlang der Umleitung: Ein Auto am anderen: In Schwaberwegen ist immer viel los, doch weil viele Autofahrer sich aufgrund der Sperrung der B 304 andere Wege suchen, ist die Situation momentan noch belastender für die Anwohner als sonst.

Ein Auto am anderen: In Schwaberwegen ist immer viel los, doch weil viele Autofahrer sich aufgrund der Sperrung der B 304 andere Wege suchen, ist die Situation momentan noch belastender für die Anwohner als sonst.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Seit die Bundesstraße 304 saniert und der Verkehr Richtung München über die Staatsstraße 2080 geleitet wird, hat die Zahl der Autos in Schwaberwegen stark zugenommen - und mit ihr die gefährlichen Situationen und Unfälle, wie die Polizei Poing bestätigt. Viermal hat es seit Beginn der Sanierungsarbeiten in Schwaberwegen Anfang August gekracht. "Wir ersticken im Verkehr", klagt Adelheid Streb, die an der Ebersberger Straße wohnt. Sie fordert, dass endlich die Umgehungsstraße geplant und gebaut wird: "Ich wohne hier seit 30 Jahren, seitdem wird das Problem behandelt."

Das Staatliche Bauamt Rosenheim ist derzeit dabei, die Planungen für die Umfahrung im Westen des Ortes voranzutreiben. Die Voruntersuchungen sind laut Claus-Peter Olk, Bereichsleiter Straßenbau, seit kurzem beendet. Sie hätten keine Ergebnisse hervorgebracht, die eine der infrage kommenden vier Trassen ausschließen könnten. Es gebe ein paar Amphibienarten, über deren Schutz nun geredet werden müsse, den Boden bezeichnete Olk als "relativ gut". Bis Herbst will die Behörde die Planungen abgeschlossen haben und anschließend mit der Gemeinde Forstinning besprechen.

Harald Weinmann, Verkehrsexperte bei der Polizeiinspektion Poing, bestätigt, dass der Verkehr seit den Bauarbeiten auf der Bundesstraße deutlich zugenommen hat. Die Zahl der Autos durch Schwaberwegen, befürchtet er, wird nächste Woche noch einmal steigen. Dann nämlich ist die B 304 komplett gesperrt.

Weinmann beobachtet seit geraumer Zeit, dass die Staatsstraße in Schwaberwegen immer an ihre Grenzen stößt, wenn mehr Verkehr als ohnehin schon über sie geleitet wird, etwa wenn die Autobahn gesperrt ist. An der Ampel beim Vaas komme es immer wieder zu kritischen Situationen, zum einen, weil das amerikanische, das Voreinander-Abbiegen hier nicht funktioniert, zum anderen, weil häufig geradeaus fahrende Autofahrer an den Abbiegern vorbeidrücken und dabei auf den Gehsteig ausweichen.

Dass es in dem Bereich zu mehr Unfällen kommt, wenn mehr Fahrzeuge unterwegs sind, hält der Polizist deshalb für normal. "Die Kreuzung ist eine blöde Kreuzung", urteilt Weinmann. Eine Lösung dieses "Problemfalls", wie er es bezeichnet, sieht er nicht. Zumindest keine einfache: Wenn, dann müsse die Kreuzung umgebaut werden.

Der Umfahrung ist im Ausbauplan für Staatsstraßen des Freistaats Bayern die Dringlichkeitsstufe eins zugewiesen, sie soll bis 2020 realisiert werden. Welche Trasse letztlich gebaut wird, darüber entscheidet in letzter Instanz die Regierung von Oberbayern. Eine Rolle spielen dabei nicht nur die Kosten für die verschiedenen Strecken, sondern auch die Ergebnisse der naturschutzrechtlichen Erhebungen und des Baugrunds. Einige Schwaberwegener Bürger befürchten, dass die Umgehungsstraße aus Kostengründen zu nah an ihren Häusern im Westen um den Ort herum gebaut werden könnte.

Wann die Planungen öffentlich gemacht werden, sei Sache der Gemeinde, sagt Olk. Er habe keine Zweifel, dass das bald nach Fertigstellung der Planungen passieren werde: "Der öffentliche Druck und das Interesse sind da." Auch Rupert Ostermair (CSU) hatte vor seiner Wahl zum Bürgermeister angekündigt, die Bürger bei diesem heiklen Thema miteinbinden zu wollen.

Die Geduldsgrenze ist bei vielen Schwaberwegern jedenfalls bereits jetzt erreicht. 600 bis 700 Lastwagen fahren täglich durch den Ort, "das ist ein Wahnsinnsverkehr", schimpft eine Anwohnerin. Auch nachts ist keine Ruhe; dann bringen Lastwagen ihre Lebensmittel zu den Ebersberger Supermarktketten. Adelheid Streb hat sich mittlerweile angewöhnt, mit dem Fahrrad auf dem Gehsteig zu fahren: "Auf der Straße fahren ist fast lebensgefährlich." Und noch eine Sorge beschäftigt die Anwohner: An der Ebersberger Straße steigen Schulkinder in den Bus. Passiert ist bisher zum Glück nichts.

Trotz der erhöhten Verkehrsaufkommens plant die Polizei Poing keine vermehrten Kontrollen. Dass es Probleme gibt mit zu schnell fahrenden Autos, sei ihm nicht zu Ohren gekommen, sagt Harald Weinmann. Er glaubt, dass zumindest in diesem Punkt das Mehr an Verkehr einen positiven Effekt hat: "Man kann nicht schneller fahren."

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