Flüchtlingshilfe in Ebersberg:Heiter bis höflich

Flüchtlingshilfe in Ebersberg: Nach Monaten auf engstem Raum ziehen die meisten Bewohner der Plieninger Traglufthalle, die in Kürze abgebaut wird, bald in Container in Grub ein.

Nach Monaten auf engstem Raum ziehen die meisten Bewohner der Plieninger Traglufthalle, die in Kürze abgebaut wird, bald in Container in Grub ein.

(Foto: Christian Endt)

Landrat Robert Niedergesäß gelobt per Brief Besserung im Umgang mit Flüchtlingsfragen. Die Asylhelferkreise reagieren mit gemischten Gefühlen

Von Jan Schwenkenbecher

Das vergangene Jahr war kein leichtes, weder für die Helferkreise noch für das Eberberger Landratsamt. Amt und Helfer kümmerten sich um die Geflohenen, die in den Landkreis kamen und Asyl suchten, von denen es einige fanden und andere nicht. Des öfteren kam es zwischen beiden, dem Landratsamt und den Helferkreisen, zu Streit. Nun hat sich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) in einem Brief an die Helferkreise gewandt. Nach all den Unstimmigkeiten stellt er nun Besserung in Aussicht.

Immer wieder gab es Klagen von Helfern

Denn allein im vergangenen halben Jahr hakte es gleich mehrfach bei der Zusammenarbeit. In Pliening, von wo die dort lebenden Geflüchteten bald in die neu aufgestellten Container nach Grub ziehen werden, beklagte der Helferkreis die bürokratischen Hürden des Landratsamtes, als es Ende Oktober in der Traglufthalle brannte. Erst kurz zuvor hatte er sich in einem Brief an die Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) über das Landratsamt beschwert.

Zudem kritisierte der Markt Schwabener Helferkreis das Landratsamt, als im November Geflohene, die in der Gemeinde untergebracht waren, umverteilt wurden, der Helferkreis aber nicht informiert war. Obwohl, so der Helferkreis-Vorsitzende Tobias Vorburg damals, die Mitarbeiter des Landratsamtes bei einem vorangegangenen Treffen versichert hätten, die Helfer frühzeitig zu informieren.

Der Landrat checkt seine Mails auch am Wochenende - nur deshalb konnte er schnell reagieren

Der nächste Zwist kam im Januar auf, als in der Zornedinger Unterkunft bei Minusgraden Strom und Heizung ausfielen. Weil Wochenende war und der Schlüssel beim Betreiber lag, also im Landratsamt, kamen die Helfer nicht in den Technikraum. Da es am Wochenende keinen zu erreichenden Ansprechpartner gab, schrieb die Vorsitzende des dortigen Helferkreises, Angelika Burwick, eine E-Mail an den Landrat. Der reagierte schnell, vermittelte einen Notdienst, doch ein ungutes Gefühl blieb: Was, wenn Niedergesäß nicht zufällig die Mails gecheckt hätte? Aus Sicht der Helferkreise gab es also an der Zusammenarbeit mit dem Landratsamt einiges zu bemängeln.

Am Donnerstag hat Niedergesäß nun ein Schreiben an alle Helferkreise im Landkreis verschickt, das einem Gesuch zur Versöhnung gleicht. Darin räumt der Landrat ein, dass in der Zusammenarbeit "teilweise zwei nicht ganz einfache Jahre hinter uns" liegen. Damit es künftig anders läuft, plane er mehrere Änderungen.

Endlich gibt es wieder einen zentralen Ansprechpartner

Die wohl wichtigste Maßnahme darin ist eine Personalie: Alexander Feldmann übernimmt von 1. April an die seit Monaten vakante Stelle des Ehrenamtskoordinators. Zu seinen künftigen Aufgaben zählen laut Schreiben die Verbesserung der Kommunikation, die Ausarbeitung eines Leitfadens zur Klärung der Zuständigkeit sowie die Annahme und Koordination von aktuellen Anliegen, Beschwerden und Problemen.

Reagieren will der Landrat auch auf den Zornedinger Vorfall mit dem verschlossenen Technikraum: Für "technische Notfälle", so steht es in dem Schreiben, ist von 1. April an eine Hotline zu einer Security-Firma in Rufbereitschaft eingerichtet. Diese soll außerhalb der Dienstzeiten des Landratsamtes durchgehend erreichbar sein. Was genau technische Notfälle seien, dazu werde derzeit ein Katalog erarbeitet, "in dem geregelt wird, was hierunter zu verstehen ist".

Die nächste Herausforderung: der Familiennachzug

Thema ist im Landratsbrief auch der Familiennachzug anerkannter Geflohener. Dies sei die nächste große Aufgabe, die bevorstehe, so Niedergesäß. Unter Beteiligung des Landratsamtes sei daher ein Arbeitskreis der Bürgermeister gegründet worden, der an der Umsetzung eines Konzepts zur "Unterkunftsbeschaffung" und "sprachlichen/kulturellen Integration" arbeite. Um die Zusammenarbeit zwischen Landratsamt und Helferkreisen weiter zu optimieren, schlägt Niedergesäß einen Tagesworkshop mit einem Moderator vor. Teilnehmen sollen Vertreter der einzelnen Helferkreise sowie die zuständigen Landratsamt-Mitarbeiter. Zudem werde es ein "Dankeschönfest" für die Helferkreise geben, voraussichtlich innerhalb des nächsten Vierteljahres.

In den Helferkreisen wird das Schreiben des Landrats gespalten aufgefasst. Götz Kirchhoff vom Helferkreis Poing sagt, er finde das Schreiben gut. Doch "Ankündigungen sind immer leicht getan, jetzt erwarte ich, dass das umgesetzt wird." Konrad Weinstock-Adorno vom Plieninger Helferkreis sagt, dass beide Seiten irgendwo in beengten Situationen gewesen seien, "in den letzten Wochen hat die Zusammenarbeit aber gut geklappt".

Etwas kritischer äußert sich Joachim Weikel vom Markt Schwabener Helferkreis: "Ich bin noch lange nicht überzeugt, dass dem tatsächlich so wird wie angekündigt. Ich habe da eine gewisse Skepsis, die beruht auf der Erfahrung aus den vergangenen eindreiviertel Jahren." Und auch Angelika Burwick vom Helferkreis Zorneding ist zwiegespalten. Wo Niedergesäß von "teilweise" nicht ganz einfach spreche, würde sie gerne die anderen Teile, in denen gut zusammengearbeitet wurde, kennenlernen, sagt sie. Für die künftige Zusammenarbeit ist aber auch sie offen: "Mit viel Wohlwollen kann man das als Schlussstrich lesen, ich habe schon das Gefühl, dass das besser werden könnte." Sie habe nun durchaus den Eindruck, dass das Landratsamt etwas ändern möchte. Und, dass sie dort verstanden hätten, dass sie ohne die Helferkreise nicht auskommen. "Das ist eine Grundeinstellung, die es in den vergangenen Jahren nicht gab", so Burwick, "wir wurden nicht auf Augenhöhe wahrgenommen."

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