Flüchtlinge:Noch eine Turnhalle

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Von Mitte September an werden auch am Gymnasium Markt Schwaben Flüchtlinge untergebracht. Der Landkreis ist zudem darauf vorbereitet, bald wieder eine Außenstelle der Bayernkaserne einzurichten

Von Barbara Mooser, Markt Schwaben

Am 12. September wird es noch einmal richtig feierlich in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums Markt Schwaben. Einen Festabend mit historischem Spiel wird es geben, einer der Höhepunkte der Feiern zum Gemeindejubiläum. Dann aber werden die Kulissen ab- und Betten und Spinde aufgebaut: Auch diese Turnhalle muss nun zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden, bis zu 180 Menschen könnten hier unterkommen. Es ist die vierte Turnhalle einer landkreiseigenen Schule, die so genutzt wird - an der Realschule Ebersberg, am Förderzentrum Poing und am Gymnasium Kirchseeon leben bereits Asylbewerber. Beim gerade gegründeten Aktivkreis Flüchtlinge in Markt Schwaben fühlt man sich gut gerüstet: Die Hilfsbereitschaft sei groß, sagt Tobias Vorburg, einer der Initiatoren, daher werde man es auch schaffen, sich um mehr Menschen als ursprünglich erwartet zu kümmern.

Seit längerem geplant ist nämlich bereits, dass 60 Flüchtlinge Mitte September eine Containeranlage am Erlberg beziehen, weitere 20 Asylbewerber in der Zinngießergasse. Nun hat das Landratsamt angekündigt, dass es sich nicht vermeiden lässt, aufgrund der verschärften Ausgangslage auch die Turnhalle als Unterkunft zu nutzen, "was wir sehr bedauern und auf die Dauer so auch nicht für tragbar halten - es kann nicht sein, dass der Schul- und Vereinssport auf Dauer nicht mehr stattfinden kann", so Landrat Robert Niedergesäß. Sowohl die Schulleitungen der Realschule als auch des Gymnasiums, als auch der Markt seien bereits in Kenntnis gesetzt worden und hätten mit Verständnis reagiert. Die unmittelbaren Anwohner werden ebenfalls in den nächsten Tagen informiert. Mit den Schulleitungen läuft nach Angaben des Landratsamts gerade die Abstimmung zur weiteren Elterninformation.

Weil der Landkreis statt bisher für 30 nun wöchentlich für 41 weitere Flüchtlinge ein Dach über dem Kopf zur Verfügung stellen muss, muss auch die Turnhalle des Gymnasiums Kirchseeon - anders, als zunächst geplant - über die Sommerferien hinaus als Unterkunft genutzt werden. Es sei nicht absehbar, so der Landrat, wann diese Halle wieder für den Schulsport zur Verfügung stehen werde. Die täglichen Zugänge in Bayern gestalteten sich derzeit "dramatisch", so Niedergesäß.

Dies könnte auch zur Folge haben, dass in naher Zukunft auch eine fünfte Schulturnhalle umgenutzt werden muss: die Halle des Gymnasiums Vaterstetten. Das wäre dann nötig, wenn der Notfallplan im Landkreis erneut aktiviert würde, wenn also übergangsweise eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in der Bayernkaserne eingerichtet werden müsste. Bisher war das einmal im Mai und Juni der Fall, damals lebten einige Wochen lang 200 Flüchtlinge in der Vaterstettener Gymnasiumsturnhalle. Derzeit, so Niedergesäß, sei die Aktivierung des Notfallplans zwar nicht konkret angekündigt oder in Planung. "Jedoch müssen wir gerade angesichts der aktuellen Zustände am Münchner Hauptbahnhof jeden Tag damit rechnen, so dass wir darauf vorbereitet sind", so der Landrat.

Was die reguläre Flüchtlingsunterbringung betrifft, ist der Kreis ständig auf der Suche nach Alternativen zu Turnhallen. In dieser Woche wurde ein neuer Containerbau in der Verdistraße in Vaterstetten bezogen, 60 Flüchtlinge werden hier Platz haben. Gleichzeitig hoffen die Verantwortlichen im Landratsamt, bald ein Grundstück - oder auch mehrere - für die Errichtung einer Traglufthalle mit einer Kapazität von 300 Personen zu finden. Der Landkreis will laut Niedergesäß nun noch einmal einen Appell an die Kommunen starten, "da diese gesamtgesellschaftliche Problematik nur gemeinsam bewältigt werden kann". Bisher lägen aber leider noch keine brauchbaren Grundstücke vor.

In Markt Schwaben jedenfalls dürfen auch die Flüchtlinge, die in der Turnhalle untergebracht werden, mit einem herzlichen Empfang rechnen, davon ist Tobias Vorburg überzeugt. "Sehr gut schaut's aus", sagt er, wenn man ihn nach den Fortschritten beim gerade vor einer Woche gegründeten Aktivkreis fragt. Bisher hätten schon 80 Markt Schwabener ihre Unterstützung angeboten. Auch sein Mitstreiter Joachim Weikel sagt, es werde selbstverständlich jedem Flüchtling geholfen, doch hoffe er, dass die Turnhalle nicht zu lang als Wohnraum genutzt werden müsse - im Interesse der Flüchtlinge: "Wenn 180 Leute länger so zusammenleben müssen, ist das in meinen Augen nicht menschenwürdig. Und angesichts der unerwarteten Entwicklung seien weitere Mitstreiter sehr willkommen: "Wir sind froh um jede helfende Hand."

Der Aktivkreis Flüchtlinge trifft sich das nächste Mal am Mittwoch, 9. September, um 19 Uhr im Schweiger-Bräu. Wer sich engagieren will, kann sich an Joachim Weikel (jopa2903@arcor.de) oder Tobias Vorburg (t_vorburg@web.de) wenden.

© SZ vom 05.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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