Fischessen und Vorträge:Politik statt Polemik

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Bei den Aschermittwochs-Veranstaltungen im Kreis Ebersberg setzen die Veranstalter auf Inhalte und gute Unterhaltung - jenseits strategischer Rhetorik.

Sophie Rohrmeier

Der Politische Aschermittwoch ist eine landespolitische Institution, auf allerlei Großveranstaltungen polemisieren die Parteien medienwirksam. Auf lokalpolitischer Ebene jedoch hat der Aschermittwoch eine andere Bedeutung: Fernab populistischer Rhetorik stehen Inhalte, gute Unterhaltung und Gemeinschaft im Mittelpunkt. Das zeigen auch die Veranstaltungen zum Aschermittwoch im Landkreis Ebersberg.

Asche aufs Haupt, Fisch im Bauch - das sind die äußerlichen Ingredienzien des Aschermittwochs. Hier liegen Rotbarsch, Dorade, Hecht und Lachs noch in der Auslage eines Fischgeschäfts in Vaterstetten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ebersberger SPD zum Beispiel präsentiert beim Fischessen jährlich wechselnde Perspektiven auf die Gesellschaft - aber immer mit politischem Hintergrund. Dieses Jahr etwa nimmt die SPD den hundertsten Internationalen Frauentag zum Anlass für Kritik und Unterhaltung: Zu Gast auf der "Kugleralm" am Mittwoch, 9. März, um 19 Uhr werden die Schauspielerin und Kabarettistin Barbara Weinzierl sowie ihre Kollegin Ute Bronder sein.

"Der Aschermittwoch der Ebersberger SPD war ursprünglich ein klassischer, spezifisch kommunalpolitischer Rede-Abend", sagt Ortsvorsitzende Brigitte Schurer. Diese Form der Veranstaltung hätten aber "nur die immer gleichen Zuhörer" besucht, neue Leute habe man damit nicht hinter dem Ofen hervorlocken können. Deshalb habe die Ebersberger SPD ihr Aschermittwochsprogramm weiterentwickelt.

Auch der Politische Aschermittwoch auf Landesebene hat sich verändert: Aus einem Forum für die Diskussion tagespolitischer Themen wurde ein Strategiespiel des Schlagabtauschs. Auf kommunaler Ebene jedoch scheint die Entwicklung anders zu verlaufen: Hier ist der Aschermittwoch mehr den aktuellen lokalen Inhalten verpflichtet - und wo es neue Konzepte gibt, handelt es sich nicht um Schaukämpfe zwischen den "Großkopferten", sondern um lokalpolitische Angebote für den Bürger vor Ort.

"Wir stemmen uns nicht gegen die großen Veranstaltungen auf Landesebene. Aber wir bieten eine lokale Alternative, um politisch etwas zu erreichen", sagt Brigitte Schurer.

Doch der große Politische Aschermittwoch hat seine Attraktivität nicht verloren, wie die Fahrten nach Passau zeigen: Die Senioren-Union Hohenlinden fährt am Mittwoch in Grafing ab, mit Zwischenstopp in mehreren Orten, und auch die Junge Union Forstinning bietet einen Aschermittwochsausflug an.

Die Programme der CSU für den lokalen Aschermittwoch vereinen - wie die der SPD - oftmals die klassische Form der kommunalpolitischen Diskussion mit Unterhaltung. So lässt die Vaterstettener CSU dem Fischessen ab 18 Uhr im Gasthof "Zum Altschütz" ein Derblecken folgen, mit Michael Niebler und dem Stimmenimitator Jörg Hammerschmidt aus Berlin.

Das Fischessen der CSU in Markt Schwaben wird ergänzt durch Kabarett: Mit dem Ensemble Creme bavarese und ihrem Programm "Organisiertes Versprechen" wolle sich die CSU ab 19 Uhr im "Oberbräu" selbst eine Freude machen, sagt Ulla Baumhof von der Markt Schwabener CSU.

Das Wichtigste aber sei die lokale Bürgermeisterwahl: "Wir sind im Wahlkampf und wollen uns zeigen". Dabei ist der politische Zweck aber auch hier nicht, sich gegen Passau und Konsorten aufzustellen. Ziel sei es, die Gemeindepolitik aktiv zu gestalten.

In diesem Licht sind auch die weniger unterhaltsamen denn informativen Veranstaltungen im Landkreis zu sehen. Beim Fischessen der CSU Grafing im Gasthof "Kastenwirt" zum Beispiel besteht ab 19.30 Uhr die Möglichkeit, die neuen Vorstandsmitglieder kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen.

Im Anzinger "Forsthof" findet ab 19.30 Uhr das traditionelle Fischessen des CSU-Ortsverbands statt, bei dem die Gemeinderäte kommunalpolitische Entwicklungen auch mit den Bürgern diskutieren wollen. Die CSU Steinhöring lädt zum klassischen Politischen Aschermittwoch ein, um 20.15 im Dorfgemeinschaftshaus Tulling. Dort wird Rainer Schwarzer zum Thema "Wie sicher ist der Euro?" sprechen.

Ein ähnlicher Gedanke steckt hinter dem "Ökologischen Aschermittwoch", den der Arbeitskreis "Schöpfung und Umwelt" in Baldham organisiert: Die klassische Form der Diskussion aktueller Themen soll auch hier einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft leisten.

Der Ökologische Aschermittwoch wird vom Arbeitskreis jedoch als möglicher "Gegenpol" zum Politischen Aschermittwoch der CSU angekündigt. Um 20 Uhr wird im Pfarrsaal Maria Königin in Baldham Ernst Schrimpff von der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Solar-Initiativen referieren: "Photovoltaik als Sündenbock? Solarstrom: Für und Wider".

Einen Beitrag zur Gestaltung der Zukunft zu leisten ist auch das Bestreben der Überparteilichen Wählergemeinschaft Hohenlinden. "Hier werden Personen gewählt. Es geht darum, die Gemeinde voranzubringen, nicht um politische Parteistrategien", meint Thomas Heidfeld, zweiter Vorsitzender der ÜWH.

Er sieht deshalb keinen tieferen politischen Hintergrund: "Wir wollen einfach den Aschermittwoch gemeinsam begehen." Der für alle offene "Boarische Aschermittwoch" im Hohenlindener Bürgersaal beginnt um 19.30 Uhr, das Fischessen um 18 Uhr.

Das gesellige Beisammensein diene auf kommunalpolitischer Ebene der Gemeinschaft, so Heidfeld. Die Bürger sprächen dabei miteinander - über Parteigrenzen hinweg. Das stehe für das Wesen der Politik auf Ortsebene. Das sei, laut Heidfeld, etwas ganz anderes als der große Politische Aschermittwoch.

© SZ vom 09.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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