Festival in Aßling:Gegen die Armleuchter

"Bunt statt braun" - das vierte "Rock am Rewe" richtet sich gegen rechtes Gedankengut.

Georg Reinthaler

Menschen mit kerniger Rockmusik begeistern und dabei Farbe gegen Rechtsradikalismus in der Region bekennen - das war Ziel des Festivals "Rock am Rewe", das am Samstag bereits zum vierten Mal in Aßling ausgetragen wurde und dieses Mal unter dem Motto "Bunt statt braun" stand. Kirchseeons evangelische Pfarrer Hartmut Thumser, selbst leidenschaftlicher Rockmusiker, hatte zusammen mit dem Kreisjugendring für das Programm gesorgt und mehrere Bands eingeladen. Auch wenn am Ende nicht alle angekündigten Gruppen auf der Bühne standen, tat dies der fröhlichen Stimmung keinen Abbruch.

Unsere üblichen Vorträge und Aktionen sind natürlich immer mit der notwendigen Ernsthaftigkeit verbunden, so dass wir uns freuen, das Engagement gegen rechtes Gedankengut heute mit Lockerheit und Spaß an Musik verbinden zu können", erklären Angela Warg-Portenlänger vom Kreisjugendring Ebersberg und Daniel Kalteis vom Aktionsbündnis die Konzertidee. Und Thumser sagt: "Rockmusik reißt Grenzen ein und verbindet die Menschen. Wir sind alle gleich - ganz egal, ob groß oder klein, ob schwarz oder weiß."

Der Pfarrer ist seit früher Kindheit musikbegeistert und hat in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche eigene Texte geschrieben und diese vertont. Das Wichtigste sei Authentizität, sagt Thumser. Dabei müsse man stets auch die Menschen im Blick haben. "Es gibt viele, denen man immer wieder kleine Lektionen erteilen muss." Das Thema Fremdenfeindlichkeit beschäftige ihn sehr, und man müsse stets wachsam bleiben, da dieses Gedankengut nicht immer gleich offen sichtbar sei, so der Rockpfarrer.

Die frischen Fische, wie sich die dreiköpfige Band von Hartmut Thumser nennt, leiteten mit ihrem Auftritt den Rockabend in Aßling ein. Auf Deutsch gesungene Geschichten direkt aus dem Leben, gesellschaftskritische Texte, selbst komponiert und geschrieben, untermalt mit eingängigen Rockmelodien verführten zum Mitwippen. Gleich der erste Song befasste sich mit dem Motto des Abends und der Refrain "Braun, braun, braun, da denke ich nicht weiter!" beschrieb das einfältige Verhalten rechtsradikaler Menschen. Doch auch eine Hommage an die schönen Frauen in und um München, die eine respektvollere Behandlung durch die Männer verdienten, gehörten ebenso zum Repertoire wie die Erkenntnis, dass es unserer Gesellschaft viel zu gut gehe - was nur all zu gerne vergessen werde. Auch tiefgründige, philosophische Inhalte begeisterten das Publikum: "Die Sonne dreht sich noch immer um die Erde - selbstverständlich, widersprüchlich, unbegreiflich."

Am Ende des Auftritts rief Thumser den Zuhören zu, immer wachsam zu sein und sich gegen Ungerechtigkeit einzusetzen. "Es kann doch nicht sein, dass irgendwelche Armleuchter in unserem Land das Sagen haben, nur weil sie etwas gegen Menschen haben, die nicht so sind, wie sie das gerne hätten."

Die zweite Band des Abends mit dem bewusst zweideutigen Namen Paranoisa spielte zum ersten Mal vor großem Publikum und fühlt sich dem Musikstil des Progressive Metal Core verbunden, worunter harte Rockmusik mit feiner Melodie zu verstehen ist. Die vier Mitglieder im Alter zwischen 19 und 25 Jahren stammen alle aus dem Landkreis und haben sich vor einem Jahr zusammengeschlossen. "Mit Schlagzeug, Gitarre, Bass und zwei robusten Stimmbändern" beschreiben Tobias, Max, Jul und Willy nach eigenen Worten in ihren komplett selbst geschriebenen, englischsprachigen Texten "auf metaphorische Weise die menschliche Psyche und das Leben". Ihr Auftritt war geprägt von langen Gitarrenintermezzi und intensivem Gesang. "Wenn jeder von uns etwas toleranter ist und wir mehr Rücksicht aufeinander nehmen, denn reicht das schon", betonten die jungen Musiker - unter großem Applaus für ihr Talent.

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