Feierliche Eröffnung:Neues altes Gewand

Feierliche Eröffnung: Die Erlöserkirche in Eglharting hat nun wieder wie zu Beginn ein flaches Dach statt einer Pyramidenform. Außerdem regnet es nach der Sanierung nicht mehr hinein.

Die Erlöserkirche in Eglharting hat nun wieder wie zu Beginn ein flaches Dach statt einer Pyramidenform. Außerdem regnet es nach der Sanierung nicht mehr hinein.

(Foto: Christian Endt)

Die Erlöserkirche in Eglharting wurde generalsaniert und hat dabei wieder ihre ursprüngliche Form aus den 70-er Jahren erhalten

Von Franziska Langhammer, Kirchseeon

Wer schon einmal seine Wohnung oder sein Haus renovieren musste, weiß, dass es dafür vor allem eines braucht: Geduld. Eigene Vorstellungen mit Handwerkern und Haushaltskasse zu koordinieren, gestaltet sich zuweilen wie das Zusammensetzen unzähliger, teils störrischer Mosaiksteinchen. Doch wenn die Arbeiten dann abgeschlossen sind, darf man sich freuen, weil sich der Aufwand in den meisten Fällen gelohnt hat. Dass sich dies alles, Wehe wie Wohl, bei der Sanierung einer ganzen Kirche noch einmal potenziert, davon kann Josef Warislohner ein Liedchen singen. Als Baubeauftragter der Kirchenstiftung war er für die Generalsanierung der Erlöserkirche in Eglharting zuständig. Umso größer ist nun seine Freude, das bemerkenswerte Bauwerk in neuem, alten Gewand erstrahlen zu sehen.

Der Weg dahin war ein langer. "Allein die Fliesen", sagt Warislohner mit leichtem Kopfschütteln, kann aber, jetzt im Nachhinein, darüber schmunzeln. Auch die Fliesen im Innenraum der Kirche mussten im Zuge der Sanierung ausgetauscht werden; am liebsten einfach durch neue, aber desselben Typs. Deswegen machte man sich deutschlandweit auf die Suche, wurde aber nicht fündig. Schließlich wurden andere Terraccotta-Platten bestellt, die eine halbe Ewigkeit nicht geliefert wurden. Als sie dann endlich da waren, stellte sich heraus, dass deren Maße nicht passten. Das Dilemma wurde kurzerhand durch eine Querzeile gelöst. Ein weiterer Dienstleister, der hinzugezogen wurde, fragte beim Anblick des Bodens: "Warum habt ihr denn nicht die alten Fliesen hergenommen?", und zeigte in einem Katalog: In Florenz wären sie erwerbbar gewesen.

Fast zwei Jahre lang hatte Warislohner mit derartigen Unwägbarkeiten zu tun. Nun ist die Sanierung abgeschlossen; die Kosten dafür belaufen sich auf rund 3,4 Millionen Euro. Davon muss die Kirchseeoner Pfarrei 310 000 Euro aus eigener Tasche aufbringen; knapp 30 000 Euro wurden bisher durch Spenden gedeckt.

Die Generalsanierung war nach einer Reihe von Baufälligkeiten an der Kirche notwendig geworden. 1973, kurz nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeweiht, gibt es nur wenige katholische Kirchen in diesem Baustil. Äußerlich schlicht gehalten, offenbart sich im Inneren eine atemberaubende Holzdecke aus freundlich-hellem Fichtenholz. Spartanisch und nur mit wenigen sakralen Elementen ausgestattet, gilt die Erlöserkirche Eglharting vielen als architektonisches Unikat. Erbaut wurde das Gotteshaus einst vom Architekten und Ordinariatsrat Carl Theodor Horn, der auch an der Instandsetzung der Münchner Frauenkirche in den 1990er Jahren beteiligt war.

In den 80ern jedoch schon gab es erste Wassereinbrüche durch das Flachdach. Also ersetzte man es durch ein Pyramidendach, das jedoch das Erscheinungsbild der Kirche erheblich veränderte. Später kam es dann zu massiven Schäden durch Regenwasser in der Sakristei. Außerdem wurde die Fußbodenheizung undicht, sodass der Boden stellenweise aufgebrochen und notdürftig repariert werden musste; die verrosteten Leitungen jedoch wurden zur tickenden Zeitbombe. Vor fünf Jahren drang schließlich auch durch das Pyramidendach wieder Wasser in den Innenraum.

Größte Herausforderung war jedoch das Tragwerk der Erlöserkirche. Nach dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall überprüften Statiker ähnliche Konstruktionen aus dieser Zeit kritisch. Dabei wurden in der Eglharting Kirche Risse im Dachtragwerk festgestellt, die als gefährlich und statisch höchst unsicher eingestuft wurden.

"Schon davor", so Warislohner, "hat man überlegt, ob die Kirche nicht ganz abgerissen und kleiner neu gebaut werden soll." Auch wurde in Erwägung gezogen, das Pfarrheim mit einem Kirchenraum zu ergänzen. Schließlich beschloss das Erzbischöfliche Ordinariat 2010 doch, das Gotteshaus generalsanieren zu lassen.

Das Artchitekturbüro Hirner und Riehl aus München hatte dabei vor allem einen Auftrag: Die Kirche sollte möglichst so aussehen wie kurz nach ihrer Errichtung in den 70er Jahren. Und das, sagt Warislohner stolz, sei gelungen: Indem das Pyramidendach wieder durch ein flach geneigtes ersetzt wurde, sieht die Kirche in ihrer Architektur nun wieder fast so aus wie vor 45 Jahren. 130 Meter Risse im Tragwerk wurden verpresst, knapp 1000 Stabdübel mussten eingebohrt werden. Nur so konnte das Tragwerk, welches den Innenraum der Kirche charakteristisch mitgestaltet, erhalten bleiben. "Gerade darauf, dass das gut gelang, bin ich schon stolz", sagt Warislohner, "das ist ein wunderschönes Element an der Kirche."

Nicht nur die Einführung einer neuen Bauordnung des Ordinariats im Frühjahr 2016 hatte die Bauarbeiten erheblich verzögert. Im Laufe der Sanierung kamen immer wieder neue Baustellen zum Vorschein, die dringend in Angriff genommen werden mussten. Als beispielsweise der Turm gestrichen werden sollte, stellte sich heraus, dass dessen Dach genauso rissig und spröde war wie das der Kirche. Weil diese Renovierung aber nicht von den geplanten Kosten gedeckt war, jedoch in den Händen der Architekten bleiben sollte, entschied sich die Gemeinde für einen Kompromiss: "Wir übernehmen als gleichwertigen Kostenanteil die Sakristeimöbel und vergolden das Kreuz auf dem Turm neu, dafür wird das Dach des Turms neu gemacht", erklärt Warislohner.

Auch der Eingangsbereich und das Vordach der Kirche wurden neu gestaltet. Es verbindet nun die beiden Eingangstüren, an denen noch zusätzliche Glastüren eingebaut wurden. "Das ist kommunikativer als das davor", findet Warislohner.

Die Gottesdienstbesucher waren in den vergangenen zwei Jahren ins Pfarrheim als Notkirche ausgewichen. Zwar waren die Besucherzahlen nicht zurückgegangen; doch freut man sich jetzt auf eine schöne, sanierte Kirche.

Die Erlöserkirche Eglharting wird am Sonntag, 28. Januar, um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst wieder eröffnet. Dieser wird von Weihbischof Bernhard Haßlberger zelebriert. Danach gibt es einen Empfang mit einer kleinen Feier im Pfarrheim.

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