FDP-Vorstoß:Die Dachgartenstadt

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Vaterstetten will auf öffentlichen Gebäuden Gründächer mit Photovoltaik kombinieren

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Darüber, ob die Großgemeinde immer noch als Gartenstadt bezeichnet werden kann, wird dortselbst gerne gestritten. Fakt ist, dass das Grün immer weniger wird, dafür sorgt der Bauboom. Doch zumindest in luftiger Höhe soll es in Vaterstetten künftig etwas mehr Grün geben, jedenfalls auf den öffentlichen Gebäuden.

Dies beschloss nun der Umwelt- und Entwicklungsausschuss auf Antrag von FDP-Gemeinderätin Renate Will. Vorausgegangen war ein ausführlicher Vortrag über den Nutzen von Dachbegrünungen im Allgemeinen und in Kombination mit Solaranlagen im Besonderen. Hintergrund ist die seit diesem Jahr geltende neue Freiflächengestaltungssatzung. Diese schreibt für Flachdächer und Dächer mit einer Neigung von zehn Grad und weniger eine Begrünung vor. Wie sich dies mit dem Wunsch vieler Hausbesitzer nach einer Solaranlage und dem Ziel von Landkreis und Gemeinde zum Ausbau der erneuerbaren Energien vereinen lassen kann, stellte Stefan Burk von der Firma Zinco vor. Die Kombilösung könnte Synergieeffekte bringen, jedenfalls wenn sich Solaranlage und Bewuchs nicht in die Quere kommen, etwa weil die Pflanzen zu hoch werden. Zum einen trage ein Gründach auch zur Standfestigkeit der Solarmodule bei. Zum anderen gebe es bei Photovoltaikanlagen gerade bei viel Sonnenschein das Problem, dass die Effizienz bei höheren Temperaturen abnimmt. Ein Gründach könnte hier Abhilfe schaffen, so Burk, da die Verdunstung der Pflanzen die Temperatur senke.

Die Ausschussmitglieder zeigten sich sichtlich angetan von der Kombination aus Dachgarten und Solarstrom - was Will zum Anlass nahm, gleich konkrete Schritte zu fordern. Wenn sich ohnehin alle einig seien, dass PV-Anlagen auf grünen Dächern eine gute Idee seien, sollte die Gemeinde mit gutem Beispiel vorangehen. Will beantragte, die Verwaltung solle prüfen, auf welchen öffentlichen Gebäuden dieses Modell sinnvoll und möglich sei.

Besonders für zukünftige Gebäude sei dies eine gute Idee, stimmte Leo Spitzauer (CSU) zu. Tatsächlich könnte angesichts der langen Liste möglicher Neubauten - von der Bücherei, über das Rathaus bis zum Bürgersaal - einiges zusammenkommen. Auch bei Sanierungen sollte man das Modell prüfen, regte Sepp Mittermeier (SPD) an - diese Liste ist ebenfalls nicht kurz, größte Projekte in den kommenden Jahren sind hier die Schulen in der Wendelstein- und der Brunnenstraße. Vielleicht könnte sogar die derzeit im Bau befindliche Grund- und Mittelschule am Sportpark einen Dachgarten bekommen, sagte Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Eine Solaranlage ist zumindest auf dem Schuldach bereits eingeplant - vielleicht könnten die Schüler dazwischen Erdbeeren anbauen, scherzte der Bürgermeister.

Ob es dazu kommt, hängt nun vom Ergebnis der Prüfung ab, dabei muss sich auch zeigen, ob die Statik für einen Dachgarten gegeben ist. Laut Burk ist ein solcher in der einfachen Version aber nicht schwerer als ein normales bekiestes Flachdach, auch der Unterhalt sei überschaubar. Ein oder zwei Mal im Jahr sollte man nachschauen, dass der Bewuchs nicht zu sehr überhand nimmt - denn mit zu viel Grün am Dach kommt die Solaranlage schnell in die roten Zahlen.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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