Erinnern im Wäldchen:Gedenkstätte für Dressler am Ortsrand

Neuer Vorschlag des Moosacher Bürgermeisters zur Ehrung des Aktionskünstlers stößt auf Skepsis

Carolin Fries

- Momentan ist am Kastanienhain in Moosach nichts, außer einer robusten Holzbank und einer Hundetoilette. Zwei Fußwege in Richtung des Bahnhofs treffen im Schatten der mächtigen Bäume aufeinander. Moosachs Bürgermeister Eugen Gillhuber (CSU) spricht von einem "recht schönen Fleckerl". Und deshalb kann er sich hier - auf jenem Grün, das die Gehwege spitz ausschneiden - eine "Gedenkstätte" für Otto Dressler vorstellen. Der weltbekannte Aktionskünstler war 2006 verstorben, seither bemüht sich seine Witwe darum, "ihn hier in Erinnerung zu behalten". 43 Jahre lang hat Dressler in der Gemeinde gelebt und gearbeitet.

Eine posthume Ernennung zum Ehrenbürger Dresslers scheiterte 2009 an der Gemeindeordnung, weshalb man sich darauf verständigte, einen Weg nach dem berühmten Verfremder zu benennen, dessen Werk sich stets gegen Gewalt und Faschismus richtete. 2011 erneuerte der Kulturkreis den Auftrag mit einem Antrag im Gemeinderat. Der Gemeinderat beschloss damals, eine neu errichtete Stichstraße, die vom Kirchenweg abzweigt, dem Künstler zu widmen. Daraus aber wurde nichts, weil die Gemeindeverwaltung der Meinung war, die Straße sei eigentlich ein Teil des Kirchenweges. Und außerdem war der Bürgermeister der Ansicht, die kleine Straße sei "zu wenig" der Ehre. Er strengte eine Umbenennung des Osterangers an, wo Dresslers Haus steht. Doch der Plan scheiterte an der Zustimmung der Anwohner, die Voraussetzung gewesen wäre. Zuletzt bemühte sich Gillhuber, doch noch die ursprünglich ins Auge gefasste Stichstraße am Kirchenweg für Dressler zu gewinnen. Doch auch hier lehnten die Eigentümer ab. "Sobald sich etwas Passendes ergibt", versicherte Gillhuber, wolle man handeln.

Nun meint er den passenden Fleck gefunden zu haben. Eine "wetterbeständige Figur" und eine "erklärende Gedenktafel" schlägt er für den Kastanienhain, der dadurch zum "Otto-Dressler-Hain" werden soll. Er hat die Witwe Hildegard Dressler bereits von der Idee in Kenntnis gesetzt und beauftragt, doch mal zu recherchieren, ob es ein geeignetes Kunstwerk gäbe. Nur wenn sie zustimmt, will er mit seinen Plänen in den Gemeinderat gehen. Doch die 72-Jährige hat Bedenken.

"Erst war es noch eine Straße, jetzt ist es ein Eckchen Wiese", sagt Hans-Peter Gruber. Der Lebensgefährte vertritt die Belange der erkrankten Witwe. "Es wird immer weniger." Er befürchtet zudem die Langsamkeit bürokratischer Mühlen. "Bis das alles im Detail beschlossen ist, vergehen Jahre." Und Hildegard Dressler wolle doch nur eines: Die posthume Ehrung ihres Mannes am Ort seines Schaffens noch erleben.

Gillhuber betont, dass die Zeit kein Problem sein soll. "Wenn das beschlossen ist, geht es schnell." Der Grund ist in Besitz der Gemeinde und wurde 2009 im Rahmen der Dorferneuerung gestaltet. Er nennt den Hain eine "echte Alternative". Sollte seine Idee auf Ablehnung stoßen, "dann müssen wir halt weiter abwarten, bis sich eine vernünftige Straße findet." Doch das könne dauern. Aktuell gibt es keine Baugebiete und auch für die nahe Zukunft seien keine geplant. Der Kulturkreis, der sich für eine Straßenwidmung einsetzt, hat sich darauf verständigt, dass "weiter abgewartet werden soll, bis sich eine geeignete Straße findet", wie Sprecherin Heidemarie Seibert sagt.

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