Erfreuliche Bilanz:Schlussakkord in Dur

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Das Ebersberger Jazzfestival 2017 war wieder ein voller Erfolg. Die Macher zählen mehr als 220 Musiker, etwa 3300 Zuhörer und am Ende eine schwarze Null

Von Anja Blum

Dass Kultur sich auszahlt, davon sind die Macher der Ebersberger Jazzfestivals ohnehin überzeugt. Und manchmal, ja manchmal, da rechnet sie sich auch. Nachdem alle Ausstände beglichen, alle Einnahmen verbucht und alle Fördergelder abgerufen sind, steht fest: Mit der zweiten Ausgabe von EBE-Jazz haben sie eine finanzielle Punktlandung hingelegt. Die Planung der Initiatoren ist, zu deren eigener Überraschung, aufgegangen, das ist sozusagen das I-Tüpfelchen auf einem rundum gelungenen Festival. Und darauf können die Macher durchaus stolz sein, denn auf diesem hohen Niveau eine schwarze Null hinzubekommen, zeugt von profunder Kenntnis des Geschäfts, des Jazz und seines Publikums sowie von einer guten internationalen Vernetzung mit Künstlern und Agenturen. "Es war - alles in allem - einfach wieder ein großer Erfolg", erklärt ein hocherfreuter Frank Haschler, Sprecher der IG Jazz.

Wichtig sind die Finanzen vor allem deshalb, weil die Initiatoren des Festivals, eine Jazzinitiative aus Grafing, selbst kein Verein sind und daher nicht als offizieller Veranstalter auftreten können. Diese Rolle hat der Ebersberger Verein Altes Kino übernommen - und würde damit de jure auch für eventuelle Defizite haften. Ein großer Vertrauensbeweis also, den die Grafinger freilich nicht verspielen wollen. "Hätten wir große Verluste gemacht, hätte das durchaus das Aus für eine Fortsetzung 2019 sein können", sagt Michael Liese von der Jazzinitiative.

Doch das ehrgeizige Unterfangen ist wieder geglückt: Die Gesamtkosten sind gegenüber der Premiere 2015 zwar gestiegen, um zwanzig Prozent auf etwa 100 000 Euro, doch auch die Einnahmen konnten erhöht werden, und zwar um 23 Prozent. "Ein ausgeglichener Haushalt, würden Politiker sagen", sagt Haschler und strahlt. Zu verdanken habe man dies einer professionellen, sehr umsichtigen Planung, für die vor allem Joachim Jann verantwortlich zeichnete, aber freilich auch den Fördergeldern der öffentlichen Hand und den vielen Sponsoren aus Gewerbe und Handwerk des Landkreises, 32 an der Zahl. "Etwa ein Drittel der Kosten konnten wir durch die Eintrittsgelder decken, den Rest nur durch Zuschüsse und Spenden."

An den neun Festivaltagen sind insgesamt mehr als 220 Musiker auf neun Bühnen in Ebersberg und Grafing gestanden, Jazzer aus den USA, aus Italien, Brasilien, England, Südkorea, Schottland und der Mongolei. Zwar waren nicht alle Veranstaltungen ausverkauft, doch die Bilanz kann sich trotzdem sehen lassen: Zu den 27 Terminen kamen etwa 3300 Zuhörer, davon mehr als 1000 zu den kostenfreien Angeboten. Die Vielfalt des Programms - für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel war etwas geboten - wurde vom Publikum also gut angenommen: Es gab "jungen Jazz" und internationale Stars, Kirchenkonzerte, Jam-Sessions, einen Vortrag, eine Kunstausstellung, einen Film, einen Workshop, ein Solo-Klavier-Konzert und einen Querschnitt durch die heimische Jazz-Szene. Die publikumsträchtigsten Acts waren freilich die drei mit internationalen Größen besetzen Doppelkonzerte im Alten Speicher in Ebersberg: Die Legenden Al Foster und Enrico Rava waren da, Roberta Gamberini, Kenny Washington, Roy Hargrove und Shootingstar Jacob Collier.

Sind zurecht stolz auf das Ebersberger Jazz-Festival: Michael Liese, Frank Haschler und Joachim Jann aus Grafing. (Foto: Christian Endt)

Die IG EBE-Jazz besteht aus fünf Mitgliedern: aus der Musiker-Initiative aus Grafing, dem Verein Altes Kino Ebersberg, der Musikschule sowie den beiden Bassisten Martin Zenker und Josef Ametsbichler. Dem Kernteam der Organisatoren um Frank Haschler, Michael Liese und Joachim Jann, die bereits eineinhalb Jahre zuvor mit den Planungen begonnen hatten, standen während der Festivaltage bis zu 50 freiwillige Helfer zur Seite. "Nun heißt es erst einmal durchschnaufen, verdauen und lernen", sagt Haschler.

Denn ihrer Sache sicher waren sich die Macher des Festivals lange nicht. "Es gab zwar keine echten Pannen, aber eben immer wieder Unvorhergesehenes", sagt Haschler und erzählt von einem plötzlich fehlenden Gitarrenverstärker oder von einem nächtlichen Notruf Gamberinis: Die Sängerin hatte ihr geliebtes Schminkästchen backstage vergessen, ihr Flieger aber ging schon um sieben Uhr morgens. Und auch ungeplante Kosten liefen immer wieder auf, etwa für spontan verlängerte Aufenthalte von Künstlern. "Da wollen wir dann aber auch nicht kleinlich sein, und die zusätzlichen Hotelkosten von der Gage abziehen", erklärt Liese.

Nun heißt es: The Show must go on! 2019 soll der Landkreis wieder groovende Tage und Nächte erleben. Allerdings könnte es sein, dass das Festival dann ein bisschen kleiner ausfallen wird, denn: "Wir werden da weniger Förderung bekommen, die Unterstützung aus dem Kulturfonds des Ministeriums gibt es nämlich nur zwei Mal, als Anschubfinanzierung sozusagen", erklärt Liese. "Außerdem war es schon wirklich sehr viel Arbeit", ergänzt Jann. "Das müssen wir uns einfach gut und ehrlich überlegen."

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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