Ortsentwicklung:Vaterstetten kritisiert neuen Regionalplan

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Gemeinderat fordert, dass die nördlichen Ortschaften stärker wachsen dürfen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die nördlichen Ortschaften Vaterstettens, wie Neufarn, liegen im Regionalen Grünzug - was bedeitet, dass dort kaum Wachstum möglich ist. (Foto: EBE)

Darüber, wie groß die Großgemeinde werden und vor allem wo dieses Wachstum stattfinden soll, gibt es Streit zwischen Vaterstetten und dem Regionalen Planungsverband. Dieser ist gerade dabei, den Regionalplan zu aktualisieren, eine Art Entwicklungsprogramm für München und das Umland. Die Gemeinde Vaterstetten sieht ihre Entwicklungsziele dabei allerdings nicht ausreichend berücksichtigt. Besonders für die nördlichen Ortschaften bedeutet der Plan nach Meinung der meisten Gemeinderäte quasi einen Wachstumsstopp. Darum wurde nun im Gremium eine kritische Stellungnahme an den Planungsverband und ans Innenministerium beschlossen, in dem die Gemeinde dem neuen Regionalplan widerspricht.

Laut dem Plan dürfte im Norden der Gemeinde kaum gebaut werden

Der Streitpunkt zwischen Gemeinde und Planungsverband ist der Regionale Grünzug im Norden Vaterstettens - beziehungsweise dessen Größe. Grünzüge sind ein Element der Landschaftsplanung, in diesen auch Trenngrün oder Grünzäsur genannten Gebieten dürfen Gewerbe- und Wohngebiete nur unter strengen Auflagen entstehen. Die Grünzüge sollen die Zersiedelung begrenzen, erfüllen aber auch ökologische Funktionen, sie dienen dem Luftaustausch zwischen Stadt und Land sowie der Erholung.

Im nun vorgelegten Entwurf des neuen Regionalplanes ist nahezu der gesamte nördliche Teil Vaterstettens als Grünzug definiert. Lediglich in einem kleinen Bereich zwischen Neufarn und Parsdorf gäbe es Entwicklungspotenzial. Das sei zu wenig, erklärte Bauamtsleiterin Brigitte Littke nun in der Gemeinderatssitzung. Schließlich müsse auch Vaterstetten auf den Wohnungsmangel in der Region angemessen reagieren und brauche daher mehr Flächen, auf denen Wohngebiete entstehen können - auch in den Ortschaften. Sie legte den Entwurf einer Stellungnahme vor, in dem gefordert wird, den Vaterstettener Dörfern - neben Parsdorf und Neufarn sind dies Weißenfeld, Hergolding, Purfing und Alt-Baldham - mehr Entwicklungsspielraum zu gewähren. Außerdem sollte man auch nördlich der Autobahn A 94 Bauland ausweisen dürfen.

Schön grün ist es zwischen Parsdorf und Weißenfeld, der Regionale Planungsverband wünscht sich, dass das auch so bleibt. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die CSU konnte sich voll und ganz mit dem Verwaltungsvorschlag anfreunden. Stefan Huber flachste sogar: "Wenn man sich den Regionalplan anschaut, könnte man meinen, der Planungsverband hätte etwas gegen Vaterstetten." Auch bei der SPD sieht man grundsätzlich mehr Entwicklungsbedarf in den Ortschaften - aber nicht nördlich der A 94, wie Sepp Mittermeier betonte. Er erinnerte daran, dass dort der erste Teil der neuen Umgehung verlaufe, "wir waren uns eigentlich einig, dass sich dort nie etwas ansiedeln soll."

Grüne und Freie Wähler sind mit dem Regionalplan dagegen zufrieden

Komplett gegen eine Änderung des Regionalplans sind die Freien Wähler. Herbert Uhl kritisierte erneut, dass die vor einigen Jahren im Gemeindeentwicklungsprogramm formulierten - und von allen Parteien im Wahlkampf geforderten - maximalen Wachstumsziele bereits jetzt deutlich überschritten seien. Daher sei die Ausweisung weiterer großer Wohngebiete in den Ortschaften nicht sinnvoll. Ähnlich äußerte sich Manfred Schmidt (FBU/ AfD). Für die Grünen sprach sich Stefan Ruoff ebenfalls gegen eine Änderung des Regionalplanes aus.

Nach Ansicht der Freien Wähler und Grünen gibt es in Vaterstetten schon mehr als genug Wachstum. Etwa das neue Gewerbegebiet Parsdorf, hier ein Archivbild von der Baustelle. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gegen die Stimmen der Freien Wähler, Grünen und Schmidts, wurde die Stellungnahme dennoch beschlossen, die SPD stimmte zu, nachdem die Forderung nach Bauland nördlich der A 94 gestrichen wurde. Ob sich der Plan dadurch ändern lässt ist fraglich. Die Gemeinde, erklärte Littke, habe keine Mittel, etwa auf dem Gerichtsweg diese Änderungen zu erzwingen. Die Stellungnahme sei lediglich ein Vorschlag dem die Planer folgen könnten - oder auch nicht.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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