Energiewende:Vom Winde verweht

Rotoren sollen tiefer in den Ebersberger Forst hinein gebaut werden

Von Wieland Bögel

Der zwischen Zorneding, Vaterstetten und Anzing geplante Windpark der Firma Green City Energy soll tiefer in den Ebersberger Forst hinein gebaut werden. Dies erklärten nun Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der Energiemanager des Landkreises Hans Gröbmayr und der Leiter der Staatsforsten Wasserburg Heinz Utschig übereinstimmend. Mindestens drei der fünf Windräder sollen demnach rund 500 Meter weiter östlich entstehen, als bisher vorgesehen.

Der geplante Windpark ist bei einigen Anwohnern vor allem in der Vaterstettener Ortschaft Purfing sehr umstritten. Sie befürchten eine Verschandelung der Landschaft und haben die Schutzgemeinschaft Ebersberger Land gegründet, um den Bau der fünf Anlagen zu verhindern. Dass diese nun aber wohl weiter entfernt von Purfing gebaut werden, hat weniger mit dem Protest der Anwohner, sondern mit Problemen beim Trinkwasserschutz zu tun. Denn der bisher geplante Standort der Rotoren liegt im Wasserschutzgebiet, aus dem die Kreisstadt Ebersberg ihr Trinkwasser bezieht. Problematisch ist das deshalb, weil die wasserführende Schicht nur wenige Meter unter dem Waldboden beginnt, sodass es Befürchtungen gibt, die Fundamente der Windräder könnten ins Trinkwasserreservoir einsinken und dieses verunreinigen.

"Nun wird versucht, die Anlagen weiter in den Forst zu verlegen", sagt Gröbmayr. Die Staatsforsten hätten dem bereits zugestimmt. Im Prinzip habe man nichts gegen eine Verschiebung des Windparks, bestätigt Utschig, "glücklich sind wir aber nicht darüber". Denn "wenn man ein Problem vermeidet, kommt ein neues". Grundsätzlich gelte für die Staatsforsten, dass ein Windpark am Rand des Forstes unproblematischer sei, als tiefer im Wald. "Dort wollten wir sie nie haben, je weiter man reingeht, desto hochwertiger werden die Waldstrukturen", sagt Utschig, "das Flora-Fauna-Habitat-Gebiet rückt immer näher." Trotzdem seien die nun ins Gespräch gebrachten 500 Meter wohl gerade noch vertretbar, meint der Leiter der Staatsforsten. Sollte das Genehmigungsverfahren ergeben, dass der neue Standort verträglich sei, werde man sich nicht dagegen stellen, sagt Utschig.

Dass es aber überhaupt so weit kommt, ist noch lange nicht sicher. Denn derzeit läuft noch die Messung, um zu ermitteln, ob der Wind über dem Forst stark genug für eine kommerzielle Nutzung weht. Bis Ende Juni soll ein Ergebnis vorliegen. Er sei aufgrund der bereits präsentierten Zwischenergebnisse "vorsichtig optimistisch", sagt Niedergesäß. Auch Gröbmayr geht von einem tendenziell positiven Ergebnis aus. Schließlich habe Green City nach dem Zwischenergebnis beschlossen, die Windmessung fortzusetzen. Dies wäre wohl nicht der Fall, wenn es überhaupt keine Chance gebe, im Ebersberger Forst die Windkraft sinnvoll zu nutzen.

Verhalten optimistisch sind Landrat und Energiemanager auch, was die Zukunft des interkommunalen Flächennutzungsplans für Windräder angeht. Zwar hätten sich die Rahmenbedingungen durch die von Ministerpräsident Horst Seehofer favorisierten höheren Mindestabstände zur Wohnbebauung geändert. Trotzdem seien der Konzentrationsflächenplan und die dafür bislang aufgewendeten 150 000 Euro nicht verloren. Er werde die Zukunft des Plans demnächst mit den Bürgermeistern der 21 Landkreiskommunen diskutieren, so Niedergesäß. "Die Herausforderung ist es, die bisherige Einigkeit beizubehalten". Auch Gröbmayr sieht durch die neuen Rechtsgrundlagen aus München Schwierigkeiten. Diese seien aber nicht unüberwindlich. Die Sache, "die wir vor einem Jahr noch alle für richtig befunden haben" müsse jetzt weitergeführt werden.

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