Energiewende:Neue Hoffnung für den Windpark

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Green City Energy will nun doch das Geld für die von den Gemeinden geforderte Messung aufbringen

Wieland Bögel

- Vor zwei Wochen sah es so aus, als ob der Windpark im Ebersberger Forst gescheitert wäre. Nun gibt es neue Hoffnung für das Projekt. Der Planer des Windparks, die Münchner Firma Green City Energy (GCE), wird nun doch eine Windmessung in der Art vornehmen, wie sie von den Anliegergemeinden gefordert wird. Dies teilte Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß (CSU) am Donnerstagabend im Gemeinderat auf eine Anfrage von SPD, Grünen und Freien Wählern mit.

Es waren 40 Meter und knapp 100 000 Euro, an denen das bisher ehrgeizigste Projekt zur Energiewende im Landkreis zu scheitern drohte. Die Gemeinden Vaterstetten, Anzing und Zorneding sowie der Kreistag bestanden darauf, dass die Planer die Windverhältnisse im Forst mittels eines 140 Meter hohen Messmasten ermitteln sollten. Dies entspricht der Nabenhöhe der fünf geplanten Rotoren. GCE hatte im vergangenen Jahr eine solche Messung zugesichert. Doch seit dem Frühjahr 2012 rückte die Firma davon ab und erklärte eine Messung in 100 Metern Höhe für ausreichend, zuletzt auf der Sitzung des Kreis-Umweltausschusses vor zwei Wochen. Grund waren sicherlich die Kosten: Während eine Messung bei 140 Metern auf rund 220 000 Euro geschätzt wurde, würde man bei einem 100 Meter hohen Masten etwa die Hälfte der Kosten sparen. Anstelle des höheren Mastens könne eine Laseruntersuchung, die sogenannte Lidar-Messung, dieselben Ergebnisse liefern, erklärte Dirk Woldrich, Bereichsleiter für Windkraft bei GCE vor dem Ausschuss. Dies bestätigte auch Peter Meier vom TÜV-Süd, das Lidar-Verfahren, bei dem mittels Laser Aerosole in großen Höhen gemessen werden können, sei in Verbindung mit dem etwas kleineren Masten genauso effektiv, wie die Messung auf 140 Metern.

Angesichts des teilweise heftigen Widerstandes der Anwohner der drei Anliegergemeinden bestanden deren Bürgermeister und die Mehrheit der Ausschussmitglieder aber auf der ursprünglich vereinbarten Messung in 140 Metern. Nun hat GCE eingelenkt. Man werde, wie von den Anliegergemeinden und dem Kreis verlangt, eine Messung auf 140 Metern vornehmen, so Jens Mühlhaus vom Vorstand von GCE. "Wir wollen weiterkommen, und dafür muss jeder einen Schritt gehen." Der etwas höhere Messmast sei dabei "noch der einfachste Schritt auf dem Weg zum Windpark". Dass man es zunächst mit dem niedrigeren Masten habe versuchen wollen, liege an der nicht ganz einfachen Situation in Oberbayern, erklärte Mühlhaus. Im Gegensatz zu anderen Regionen, etwa an der Küste, sei hier "die Wirtschaftlichkeit ungewiss", weshalb man immer eine Messung benötige. Diese bedeutet natürlich immer ein Risiko: Wenn sich der Standort nicht rentiert, bleibt der Planer auf den Kosten für die Messung sitzen. Aber auch wenn die Messung ergebe, dass der Standort geeignet sei, sei es ratsam, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten, meint Mühlhaus: "Je mehr man dafür ausgibt, desto mehr geht es auf die Rendite." Trotzdem werde man aber dem Wunsch der Gemeinden und des Kreises entsprechen und die etwas teurere Variante wählen. Dies sei weniger eine technische Notwendigkeit als ein symbolischer Akt, meinte Mühlhaus, aber notwendig: "Wir wollen zeigen, dass die Energiewende nicht nur in Norddeutschland geht."

Als erster konnte Vaterstettens Bürgermeister die gute Nachricht verkünden, und zwar als Antwort auf einen Antrag von SPD und Grünen sowie FW-Gemeinderat Will Rafael Bienheim. Diese hatten gefordert, dass die Gemeinde den Landkreisgremien empfehlen solle, auf eine Messung in 140 Meter Höhe zu verzichten. Nach dem Einlenken von GCE zogen sie den Antrag zurück, Sepp Mittermeier (SPD) lobte die Entscheidung des Planers: "Wir sind auf dem richtigen Weg." Auch Niedergesäß zeigte sich erfreut: "Ich habe es immer gesagt. Ich stehe zu dem Projekt." In Anzing ist man ebenfalls zufrieden. "Ich finde es gut, dass es jetzt funktioniert", sagt Bürgermeister Franz Finauer (UBA). Laut GCE soll noch im Oktober beim Landratsamt ein Antrag zum Aufstellen des Messmasten gestellt werden, so dass noch in diesem Jahr begonnen werde, sagt Mülhaus. Ein Jahr lang soll gemessen werden. Baubeginn für den Windpark wäre also frühestens 2014. Profitieren sollen von dem Projekt vor allem die Einwohner des Landkreises, sagt Mühlhaus. Seine Firma plant, die Rotoren als Bürgerkraftwerk zu vermarkten und Anteile an die Ebersberger zu verkaufen.

© SZ vom 13.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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