Energiewende Kirchseeon:Bucher gehen auf Distanz

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In der Kirchseeoner Ortschaft regt sich Widerstand gegen die Windkraft-Pläne

Von Katharina Blum

Die Übergabe: Ein ganzes Bündel an Einwänden zum Teilflächennutzungsplan Windkraftanlagen im Landkreis reicht Andrea Oberhauser-Hainer Kirchseeons drittem Bürgermeister, Klaus Seidinger. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Der Wind hat sich gedreht. Nicht im meteorologischen Sinn, sondern im politischen. Lange Zeit gab es viel Lob für die Idee, gemeinsam die Windkraft-Planung im Landkreis in geordnete Bahnen zu lenken. Nun aber geht ein Aufschrei durch die Kirchseeoner Ortschaft Buch. Dieser sollte am Samstag mit einer Übergabe eines Bündels an Einwänden zum Teilflächennutzungsplan Windkraftanlagen im Landkreis Gehör finden. "In der jetzigen Entwurfsplanung könnte man den Eindruck gewinnen, dass eine komplette Ortschaft für die Energiewende geopfert werden soll", sagen Andrea Oberhauser-Hainer und Andreas Scherer vom Verein Schutz des Kirchseeoner Südens. Sie sprechen von einer "Einkesselung". In ihren Einwänden fordern die Protestierer größere Abstände zur Wohnbebauung im Außenbereich sowie im Dorfgebiet. "Der vorgesehene Mindestabstand zur Wohnbebauung von 800 Metern ist zu gering. Ich fordere eine Entfernung des Zehnfachen der Höhe der Anlagen", heißt es etwa. Andere verlangen einen Abstand von mindestens 1,5 Kilometern. 170 Bürger aus Buch und Ilching haben unterschrieben, am Samstag wurden die Einwände an den dritten Bürgermeister Klaus Seidinger übergeben.

Der Gemeinderat hatte im Juni einstimmig beschlossen, bei der landkreisweiten Planung zur Ausweisung von Konzentrationsflächen mitzumachen. Konkrete Zahlen, wie viele Windräder künftig auf Kirchseeoner Gebiet stehen könnten, gibt es bisher nicht. 117 Hektar haben die Planer als mögliche Fläche berechnet. Benachteiligt sehen Oberhauser-Hainer und Scherer dabei die kleine Ortschaft Buch. Ihr Problem: An sie grenzen vier Kommunen an. "Der stets propagierte gemeinsame Teilflächennutzungsplan erweckt eher den Eindruck, dass es sich um eine Einzelplanung der Kommunen handelt, da die möglichen Konzentrationsflächen immer möglichst weit weg vom Kerngebiet der eigenen Gemeinde festgelegt wurden." Bei einer gemeinsamen Planung wäre es unbedingt zu vermeiden gewesen, dass es zu einer Einkesselung einer Ortschaft kommt und diese die Hauptlast aller Konzentrationsflächen im Landkreis bekommt. In den Einwänden wird auch eine andere Auswahl der Orientierungsachsen vorgeschlagen; diese sollen einen Blick auf Windkraftanlagen in alle Himmelsrichtungen eigentlich ausschließen. Mit der Hauptstraße als neue Achse könne die Kessel- sowie die Schallsituation bei Westwind entschärft werden.

Die Bucher drängen darauf, die Planungen auszusetzen, bis die Initiative von Ministerpräsident Seehofer entschieden ist. Eigentlich sollte der Vorstoß am 20. September im Bundesrat behandelt werden. Doch Bayern selbst zog das Thema zurück, wegen der Ferien sei zu wenig Zeit gewesen, für mehr Unterstützung zu werben. Im Landkreis hatte es Befürchtungen gegeben, dass die bisherig Planung - mehr als 150 000 Euro haben Kreis und Gemeinden ausgegeben - Makulatur werden könnte, sollte die Regierung auf größeren Mindestabstände beharren. Das hätte zur Folge, dass im Landkreis wohl kein einziges Windrad mehr gebaut werden könnte.

© SZ vom 10.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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