Eisstadion Grafing:Kühl kalkuliert

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Das Grafinger Eisstadion soll endlich eine neue Kälteanlage bekommen. Dank des Engagements der Ebersberger Energiegenossenschaft kommt es dabei nicht zu einer Mehrbelastung für Stadt und Landkreis

Von Thorsten Rienth und Wieland Bögel, Grafing/Ebersberg

Das Grafinger Eisstadion bleibt auch in Zukunft kalt und leistet außerdem einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung. Möglich machen soll dies eine neue Kälteanlage für die Eisfläche, schon im kommenden Jahr soll die rund 516 000 Euro teure Maschine eingebaut werden. Für die Stadt Grafing und den Landkreis Ebersberg, die den Betrieb des Stadions mit jährlich je 95 000 Euro bezuschussen, soll dies keine Mehrbelastung bringen. Geplant ist nämlich, dass die neue Energiegenossenschaft die Anlage vorfinanziert. Amortisieren soll sie sich dann in den kommenden 15 Jahren aus den eingesparten Energiekosten.

Dass das Grafinger Stadion dringend eine neue Eismaschine braucht, wurde vor genau einem Jahr dramatisch deutlich. Pünktlich zum Beginn der Saison stellte man fest, dass die 30 Jahre alte Kühlanlage eine teure Reparatur benötigte, die der Nutzer der Halle, der EHC Klostersee, nicht aus eigener Kraft bezahlen konnte. Nur durch schnelles Eingreifen der Stadt Grafing und des Landkreises, die sich bereit erklärten die 76 000 Euro für die Reparatur zu übernehmen, konnte damals die drohende Insolvenz des traditionellen Eishockeyclubs verhindert werden.

Ausgaben in ähnlichem oder sogar von größerem Volumen könnten auch künftig auf Stadt und Landkreis zukommen, erklärte nun Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr im zuständigen Ausschuss des Kreistages. Denn um die mehr als drei Jahrzehnte alte Anlage am Laufen zu halten, seien in den kommenden Jahren Investitionen von rund 700 000 Euro nötig. Noch nicht eingerechnet dabei sind die "Energiekosten in ungeahnter Höhe", so Gröbmayr, tatsächlich belaufen sich diese pro Saison auf 40 000 bis 60 000 Euro. Eine neue Kälteanlage würde dagegen mit etwa 520 000 Euro erstens deutlich weniger kosten, als die Instandhaltung der alten. Außerdem könne man durch die neue Technik die Betriebskosten in etwa halbieren.

Dennoch bleibt das Problem, dass weder der Landkreis noch die Stadt Grafing, die die Kosten für die Eishalle zu gleichen Teilen tragen, je auf die Schnelle eine Viertelmillion Euro investieren können. Die Lösung könnten die im vergangenen Jahr gegründete Energiegenossenschaften BEG und REGE sein. Diese könnten eine Betreibergesellschaft für die Eismaschine im Grafinger Stadion gründen, welche dann Anschaffung und Unterhalt der Kälteanlage übernehmen würde. Allerdings nur unter einer Voraussetzung, stellte Gröbmayr klar: "Die Genossenschaft kann nur einsteigen, wenn sie ihren Anlegern Finanzsicherheit bieten kann." Konkret bedeutet das, dass sich Stadt und Landkreis langfristig festlegen, ihre Zuschüsse für EHC und Eisstadion zu bezahlen.

Denn das Geschäftsmodell der Genossenschaften beziehungsweise der Betreiber-GmbH sieht vor, dass man die Anlage über die Energieeinsparung finanziert. Bei einer Halbierung der Betriebskosten kämen so pro Jahr zwischen 20 000 und 30 000 Euro zusammen. Mit möglichen Fördermittel - das Bundeswirtschaftsministerium übernimmt bei der Erneuerung von Kälteanlagen bis zu 20 Prozent der Kosten - würde sich die neue Eismaschine etwa in 15 Jahren amortisiert haben, rechnete Gröbmayr vor. Aber eben nur, wenn sichergestellt sei, dass die Gelder von Stadt und Landkreis auch die kommenden eineinhalb Jahrzehnte in gewohnter Höhe eingehen.

Die Mitglieder des Ausschusses für Familie, Schulentwicklung, Soziales, Kultur und Sport befürworteten diese langfristige Unterstützung ohne Gegenstimmen. Auch die Verwaltung hatte dies empfohlen, mit der Begründung, der Austausch der Kälteanlage sei "aus ökologischen als auch ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll".

Bereits am Dienstagabend stimmte der Grafinger Stadtrat den Plänen zu. Das positive Votum war allerdings alles andere als von vorne herein beschlossene Sache. "Jeder, der sich jetzt hier stark macht, muss ich im Klaren darüber sein, dass dieses Geld ausgegeben ist", sagte CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg. Er halte das Vorhaben für nachvollziehbar. "Aber man muss ich das mal überlegen: Wir sind schon so arm, dass wir die Maschine nicht selber kaufen können, sondern sie über eine Genossenschaft finanzieren lassen müssen." Bedenken waren zunächst auch von der SPD zu hören, etwa von Ortsvorsitzender Regina Offenwanger. "Das klingt alles ganz gut, aber 15 Jahre sind schon eine lange Zeit."

Das sei schon richtig, sagte Gröbmayr. Eine kürzere Laufzeit mache aber keinen Sinn. Letztendlich schien es dann die Wortmeldung aus dem EHC-Vorstand gewesen zu sein, die den Ausschlag für die Zustimmung gab: "Die Kosten für die Kältemaschine werden kommen. Die Frage ist nur wann." Das Damoklesschwert, das CSU-Chef Sepp Carpus in Form der alten Anlage über Verein und Eisstadion sah, lasse sich also nur mit einer neuen Kältemaschine entfernen - und zwar jetzt. Mit 16 zu sieben Stimmen gab der Stadtrat das Vorhaben schließlich frei.

© SZ vom 10.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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