Eishockey:Randale von Auswärts

Münchner Fußball-Hooligans sollen für die Ausschreitungen beim Heimspiel des EHC Klostersee mit verantwortlich gewesen sein. Der Verein denkt außerdem über ein Stadionverbot für den Fanklub "Brigade Grafing" nach

Von Isabel Meixner

Tölzer Löwen im Retro-Look gegen EHC Klostersee

Die Flagge mit dem Lorbeerkranz gehört zu den Erkennungszeichen des Fanclubs Brigade Grafing, der beim EHC nicht mehr willkommen ist.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der EHC Klostersee denkt über ein präventives Stadionverbot für Mitglieder der Fan-Gruppierung "Brigade Grafing" nach. Auch sollen die eigenen Fans vom nächsten Heimspiel an das Stadion erst verlassen dürfen, wenn die Anhänger der gegnerischen Mannschaft bereits abgereist sind. Die Stadt Grafing will außerdem den Ausschank von Alkohol im Stadion verbieten; den Antrag hat Bürgermeister Rudolf Heiler gleich am Montag beim Landratsamt eingereicht. Mit diesen Maßnahmen möchten Eishockey-Verein und Stadt Ausschreitungen wie am Freitagabend verhindern, als etwa 50 Randalierer den Fanbus der Deggendorf Fire mit faustgroßen Steinen beworfen haben. Bei einigen soll es sich laut EHC-Präsident Alexander Stolberg um Fußball-Hooligans aus München gehandelt haben, die in der Landeshauptstadt bereits mit Stadionverbots bedacht worden sind. Bei der Attacke waren zwei Seitenscheiben des Fanbusses zu Bruch gegangen, verletzt wurde niemand.

Der Ebersberger Polizeihauptkommissar Peter Wagner, der den Einsatz am Stadion geleitet hat, bestätigt, dass an den Ausschreitungen Ultras "aus dem Münchner Bereich" beteiligt waren. Generell beobachte er, dass die Zahl der Einsätze in den vergangenen Jahren massiv zugenommen habe und dass - wie im Fußball - gewaltbereite Stadionbesucher auf niedrigere Ligen ausweichen, da dort weniger Polizisten im Einsatz sind. Dass es sich am Freitag um Fußball-Hooligans handelte, wollte Wagner nicht bestätigen. Konkreter wurde dagegen Stolberg nach einem Telefonat mit der Polizei: "Offenbar gibt es Profirandalierer, die irgendwo hinfahren, um ihrer Gewaltlust zu frönen."

Bereits in der vergangenen Saison hatte das Heimspiel von Klostersee gegen Deggendorf Fire beinahe in einer Massenschlägerei geendet. Die Polizei konnte damals die rivalisierenden Gruppen nur mit Hilfe von Schlagstöcken und Pfefferspray voneinander trennen. Wie viele Polizisten am Freitag am Stadion waren, will Einsatzleiter Wagner aus einsatztaktischen Gründen nicht sagen. Aus seiner Sicht war die Gefahr aber schon gebannt: Die Polizei hatte den Bereich um den Fanbus abgesichert und der Bus war bereits "störungsfrei" losgefahren, von Pöbeleien einiger EHC-Anhänger abgesehen. Weil ein Deggendorfer Fan aber fehlte, hielt das Fahrzeug an - eine Chance, die die in Schwarz gekleideten Randalierer nutzten, um sich auf die Straße zu stellen und Steine zu werfen. Drei Personen erteilte die Polizei ein Stadionverbot, derzeit versucht sie, noch weitere Randalierer zu ermitteln.

Im November hatte der Verein mit einem neuen Sicherheitskonzept den Umgang mit gewaltbereiten Stadionbesuchern verschärft. Seit Saisonbeginn seien etwa zehn Hausverbote ausgesprochen worden, sagt Stolberg, auch können Geldstrafen an die Fans weitergereicht werden, die sich an Ausschreitungen beteiligen. Stolberg glaubt aber, dass die Vorkommnisse vom Freitag keine Strafe nach sich ziehen. Bei den Spielen ist mittlerweile neben den bis zu zehn Ordnern ein privater Sicherheitsdienst im Einsatz. Beide, erklärt Stolberg, üben das Hausrecht des Vereins aus und dürfen deshalb nur im Stadion tätig werden: "Wir können nicht Leute vor dem Stadion belangen." Im direkten Umfeld des Stadions könnten die Sicherheitskräfte des Vereins, etwa bei der Verkehrsregelung, noch eingreifen, präzisiert Wagner; der Fanbus sei am Freitag aber bereits zu weit vom Stadion entfernt gewesen.

Armin Fichter vom EHC-Klostersee-Fanklub 1979 will die schwarz gekleideten jungen Männer im Kapuzenshirt schon häufiger im Stadion gesehen haben, früher hätten sie Pyrotechnik angezündet. Ihn ärgert, dass durch deren Verhalten die Fans des EHC Klostersee in Verruf geraten und er, etwa von der Polizei, auf die Randalierer angesprochen werde: "Ich will mich mit den Deppen nicht befassen. Das sind keine richtigen Fans."

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