Einsicht bei den Kreisräten:Kreis kippt rigide Kulturförderung

Die Zuschussrichtlinien für Veranstalter werden nach massiver Kritik der Künstler überdacht.

Nadia Pantel

- Für lokale Kulturinitiativen soll es in Zukunft wieder einfacher werden, langfristige Förderungen vom Landkreis zu erhalten. Durch die Änderung der Kulturförderrichtlinien im Oktober 2011 hatte es zunächst zwar ein Ende der Dauerfinanzierungen gegeben. Dieser Entschluss wird nun aber wieder neu diskutiert. Dabei gilt es, einen Spagat zu schaffen: Einerseits soll weiterhin eine flexible Kulturförderung möglich sein, in der die Politik jährlich neue Akzente setzen kann. Anderseits soll es wieder möglich werden, Projekte über einmalige Zahlungen hinaus zu fördern.

Der Kreisausschuss für Familie, Schule, Soziales, Sport und Kultur (FSK) hatte im vergangenen Jahr eigentlich verhindern wollen, dass immer die gleichen Projekte gefördert werden. "Es war für neue Initiativen quasi unmöglich, in den Genuss einer Förderung zu kommen, da unser Budget immer schon fest verplant war", sagte Hubert Schulze, der im Landratsamt für die Kulturförderung zuständig ist. Nun müsse man feststellen, dass eine Kulturförderung, die nur auf neue Impulse setzt, wiederum neue Probleme bringt. Mit dem Ende der Dauerfinanzierung habe man zwar starre Strukturen aufbrechen können, doch fehle es nun in einigen Punkten an der nötigen Verlässlichkeit, so Schulze. "Es muss wieder mehr fortwährende Finanzierung möglich sein", sagte Susanne Linhart (CSU) in der FSK-Sitzung am Mittwoch. Ihr Parteifreund Hans Vollhardt stimmte zu: "Wir sollten sicherstellen, dass wir gezielt Projekte und Vereine fördern können, die die kulturelle Identität des Landkreises stärken."

Ausgelöst wurde die Debatte durch die Förderanträge des Kunstvereins Ebersberg, der evangelischen Christophoruskirche Zorneding gemeinsam mit der Petrikirche Baldham, des Kulturvereins Zorneding-Baldham, des Historischen Vereins Ebersberg und des Meta-Theaters in Moosach. Alles Initiativen, die von der Mehrheit der Ausschussmitglieder als förderungswürdig eingestuft wurden. Doch die 2011 beschlossenen Richtlinien machten es schwierig, die finanzielle Unterstützung auch zu gewähren. Denn bezuschusst soll eigentlich nur noch werden, wer im Vergleich zum Vorjahr etwas Neues zu bieten hat.

Eine Entscheidung, die Hans Wasserer vom Kulturverein Zorneding-Baldham als "nicht nachvollziehbare Experimentierfreude" bezeichnet. Der Kulturverein stellt in dieser Saison zum 31. Mal den Kammermusikzyklus in Zorneding auf die Beine. Mit ausschließlich ehrenamtlichem Engagement gelingt es dem Verein jedes Jahr aufs Neue, internationale Künstler nach Zorneding zu holen. Inzwischen werden die Konzerte landesweit vom bayerischen Rundfunk auf Bayern-4-Klassik ausgestrahlt. "Wir sind zu einer Kulturmarke im Landkreis geworden", sagt Wasserer, "nun werden wir dafür bestraft, dass unsere Arbeit so kontinuierlich ist." Wasserer und der Schatzmeister des Vereins, Andreas Müller, hatten beim Landkreis eine Förderung in Höhe von 6750 Euro beantragt, wohlwissend, dass der Musikzyklus nach den neuen Richtlinien nicht mehr gefördert werden kann. "Wir haben uns dennoch beworben, um eine öffentliche Debatte über die neue Kulturpolitik anzustoßen", sagt Wasserer. Ein Plan, der offensichtlich aufging. Der FSK- Ausschuss beschloss einstimmig, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die die Richtlinien der Kulturförderung neu aufsetzt und dem Gremium in seiner nächsten Sitzung vorlegen soll.

Dass die Förderung langfristiger Projekte auch weiterhin politisch gewollt ist, zeigt sich im Fall der Arbeitsgemeinschaft der Landsmannschaften. Diese erhielt einen Zuschuss in Höhe von 55o Euro, obwohl ihr Programm dem der Vorjahre stark ähnelt. Die selbst geschaffenen Beschränkungen der Kulturförderung konnten umgangen werden, da Landrat Gottlieb Fauth in diesem Jahr als Schirmherr der Landsmannschaften fungiert. Die Förderung wurde somit nicht aus dem Kulturetat finanziert, sondern kam aus den Verfügungsmitteln des Landrats.

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