Einigung rückt näher:Glühwein auf Rädern

Grafings Stadträte wollen die Möglichkeit mobiler Buden für den Weihnachtsmarkt prüfen lassen

Von Wieland Bögel, Grafing

Das Rad-Schiene-System gilt als eine der nützlicheren Erfindungen der Menschheit. In Form der Eisenbahn ermöglichte es die Industrialisierung, nun soll es in Grafing endlich Weihnachtsfrieden ermöglichen - in Form fahrbarer Buden am Christkindlmarkt. Diese sollen tagsüber in die Mitte des Marktplatzes gerollt werden, damit würden sie während der Öffnungszeiten der umliegende Geschäfte keine Parkplätze blockieren.

Um diese Blockade und die Konkurrenzsituation zwischen am Platz ansässigen Geschäften und in der Adventszeit auf dem Platz stehenden Marktbuden war in den vergangenen Wochen in Grafing heftig gestritten worden. Hauptakteure waren der Werbering, der den Weihnachtsmarkt seit Jahren veranstaltet, und eine Gruppe von Ladenbetreibern, die den Markt am liebsten vom Marktplatz verbannt hätten. Die einen beriefen sich auf die Tradition, die anderen beklagten Umsatzeinbußen. Mittendrin der Stadtrat und seine Ausschüsse, die die Sondernutzung des Marktplatzes als Budenstandort zu genehmigen hatten und einen Kompromiss zwischen den beiden Parteien suchten. Was nicht zuletzt dadurch erschwert wurde, dass der Streit hinter den Kulissen erbittert und teilweise unter der Gürtellinie geführt wurde, was nun auch auf der Sitzung des Ferienausschusses thematisiert wurde.

Kritik gibt es an unsachlichen Kommentaren im Netz

"Die Debatten im Netz waren einfach unterirdisch", meinte etwa Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), "das geht gar nicht." Franz Frey (SPD) sagte, einige der Kommentare seien im "menschenverachtenden Trump-Stil" verfasst, "das hat in Grafing nichts zu suchen". Und Sepp Carpus (CSU) war der Ansicht, "das ist heute weniger ein Ferienausschuss, als ein Vermittlungsausschuss".

Die beiden Seiten, zwischen denen vermittelt werden sollte, waren ebenfalls anwesend und kamen zu Wort. Peter Schölzel vom Werbering entschuldigte sich für einige der Kommentare im Netz, "da sind einigen die Gäule durchgegangen, das ist nicht in Ordnung". Seitens des Werberinges sei man auch zu Kompromissen bereit, etwa den Markt einen Tag eher enden zu lassen und einige Parkplätze frei zu halten. Was aber auf keinen Fall gehe, sei den Weihnachtsmarkt zu verlegen: "Bevor man es als Unterhosenmarkt in der Lederergasse verkommen lässt, soll man es lieber ganz bleiben lassen."

"Wir wollen den Weihnachtsmarkt nicht vertreiben", so Hanni Saißreiner für die Geschäftsleute, "aber wir brauchen die Parkplätze." Sechs davon würden schon reichen, aber nicht irgendwo in der Stadt, sondern in der Nähe der Geschäfte. Schließlich fahre niemand, der sich nur schnell eine Leberkässemmel kaufen will, ins Parkhaus ein paar Straßen weiter, "der bleibt halt dann ganz weg". Saißreiners Idee: "Macht es halt ein bisschen kleiner."

Spengler und Stadtrat Josef Pollinger bietet fachliche Hilfe an

Vielleicht könnte man aber auch die Buden anders anordnen, schlug Max-Emanuel Graf von Rechberg (CSU) vor. Etwa indem man eine Art Bühne oder Podest an der Mariensäule errichtet, so könnten die Stände weiter in die Mitte und von den Parkplätzen wegrücken. Dies unterstützte auch Christian Einhellig (FW), er hatte bereits in einer vergangenen Sitzung den Vorschlag eingebracht, die Buden weiter in die Mitte zu versetzen, wodurch insgesamt vier Parkplätze freigehalten wären. Oder man macht den Markt mobil, regte Josef Pollinger (CSU) an. Die Betreiber sollten einfach Räder an ihre Buden schrauben. Dann könnte man diese untertags, wenn der Markt ohnehin geschlossen sei, von den Parkplätzen wegrollen. Falls der unebene Untergrund Probleme bereite, "stifte ich eine Blechrinne", so Pollinger, der eine Spenglerei betreibt.

Von den Streitparteien kam kein Widerspruch, die Ausschussmitglieder votierten anschließend einstimmig für die mobilen Buden. Zur Sicherheit fasste man aber noch einen weiteren Beschluss. Falls die "Pollinger-Rinne" nicht funktioniere, sollen die Marktbetreiber mindestens vier Parkplätze freihalten und der Markt soll nur noch vom zweiten Adventswochenende bis zum Abend des 22. Dezember dauern. In beiden Fällen soll geprüft werden, ob und wie man das Podest um die Mariensäule bauen kann, außerdem sollen die Parkscheinautomaten während des Weihnachtsmarktes nur 30-Minuten-Tickets ausgeben.

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