Ein Platz zum Trauern in der Heimat:Letzte Ruhe im Senegal

Der 32-jährige Asylbewerber Mamadou Diouf stirbt überraschend an einem Hirnschlag. Die Grafinger Kirchen und das Jugendzentrum sammeln Geld für die Überführung der Leiche

Von Thorsten Rienth

Wer öfter in Grafing unterwegs war, wird ihn wahrscheinlich schon gesehen haben: Mamadou Diouf, 32 Jahre alt, Senegalese. Die Wollmütze auch im Sommer auf dem Kopf, die Muschelkette um den Hals. Kurz nach Neujahr ist der Grafinger Asylbewerber unvermittelt gestorben. Die Grafinger Kirchen und die Jugendinitiative Grafing (JIG) sammeln nun eilig Geld, um seine Leiche in seine Heimat überführen zu können. Etwa 4000 Euro sind nötig, und die Zeit drängt.

"Es geht einfach darum, seiner Mutter und seiner Familie ein Platz zu geben, wo sie trauern können", erklärt die 18-jährige Amelie Krug. Die frühere Schülersprecherin vom Gymnasium Grafing gehört zu dem Freundeskreis, dem sich der Asylbewerber in Grafing anschloss. Dass ihm das gelungen war, verdankte er seiner eigenen Offenheit - und der der Grafinger Jugendlichen im JIG-Jugendtreff. "Er hat wohl das Gelächter von den Jugendlichen hinterm JIG gehört und einfach mal fragend angedeutet, ob er sich dazu setzen kann", erinnert sich die Vorsitzende der Jugendinitiative, Kiki Behmer, ans erste Kennenlernen. "Bei den Witzen hat er mitgelacht, als würde sie trotz fremder Sprache verstehen, und er ist einfach immer wieder gekommen." Trotz aller Sprachbarrieren habe Mamadou schnell fest dazugehört und bald auch eigene Freunde mit ins JIG gebracht. Dem jungen Mann ging es wie etwa hundert weiteren Asylbewerbern in Grafing: Mamadou Diouf suchte Anschluss.

Die Todesnachricht vom 3. Januar machte im JIG schnell die Runde. "Er hatte einen Hirnschlag, die Blutung hätte ihn überall treffen können, aber nun ist er in Deutschland gestorben", sagt Kiki Behmer. Nicht weit von seinem neuen Zuhause in der Münchner Straße war er nachts zusammengebrochen. Passanten riefen den Notarzt, doch die Ärzte waren machtlos. Für seine Freunde aus Grafing und aus der Asylbewerberunterkunft war schnell klar: Mamadou soll zurück in seine Heimat. "Die Überreste von verstorbenen Asylbewerbern kommen in der Regel in ein lokales Sozialgrab", haben die Jugendlichen recherchiert. Grafing will das verhindern.

Etwa 4000 Euro koste die Überführung des Leichnams nach Senegal, erklärt Hans Rombeck, Pfarrgemeinderat in der Grafinger St. Ägidius Kirche: "Da sind - zum Beispiel was den Sarg für die Luftfracht angeht - einige Vorgaben zu beachten, die so ein Vorhaben vergleichsweise teuer machen." Eine günstigere Einäscherung kommt weder für die beiden Grafinger Kirchen noch für das JIG in Frage. "Nach muslimischem Glauben soll man nicht verbrannt werden, das wollen wir natürlich respektieren", sagt Pfarrgemeinderat Rombeck. Die Zeit drängt. Bis Ende der Woche, spätestens dem Wochenende müsse klar sein, ob die Überführung klappt oder nicht.

Die Grafinger Caritas möchte Rombeck zufolge 500 Euro bereitstellen. Die jüngste Kollekte in der evangelischen Kirche war ebenfalls der Überführung des Leichnams gewidmet. Auch das JIG sammelt Geld. Weil bis zu den 4000 Euro aber noch einiges fehlt, appellieren alle drei Institutionen an die Landkreisbürger, sich zu beteiligen. Nicht zuletzt weil dies einer der reichsten Landkreise im Land sei, ist man zuversichtlich, das Geld zusammenzubekommen.

Wer sich an der Spendenaktion beteiligen möchte, hat zwei Möglichkeiten. Die beiden Kirchen bündeln die Anfragen im evangelischen Pfarramt, das für Rückfragen unter der Telefonnummer (08092) 92 40 zu erreichen ist. Weil das Büro abends nicht geöffnet ist, können Spenden auch in der Jugendinitiative in der Rotter Straße 8 (Eingang über den Parkplatz an der Kellerstraße) abgegeben werden. Dort organisieren die Jugendlichen außerdem am Freitag, 10. Januar, um 18 Uhr eine Trauerfeier für Mamadou Diouf.

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