Ehrung für Holocaust-Überlebenden?:Debatte um Mannheimer

Lange schon wird über die Namensgebung des Gymnasiums Grafing diskutiert - jetzt scheint sie gescheitert.

Wieland Bögel

GrafingDie Debatte um einen Namenspatron für das Grafinger Gymnasium scheint endgültig beendet. Seit Jahren bemühen sich einige Schüler und Lehrer, ihre Schule nach dem Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer zu benennen. Doch laut einem Bericht der Bayerischen Staatszeitung kann dieses Vorhaben als gescheitert gelten. Die Schulleitung sehe keine Notwendigkeit einer Umbenennung, heißt es dort.

Der Überlebende des Holocaust Max Mannheimer ist in der Stadt Grafing sehr bekannt. Mannheimer war einer der wenigen Überlebenden des sogenannten Todeszuges, der gegen Kriegsende KZ-Häftlinge aus dem Lager Mühldorf Richtung Starnberger See transportierte und dabei auch durch den Landkreis fuhr. Ein besonderes Anliegen ist es Mannheimer, Jugendliche zu Engagement gegen Rechtsextremismus und für Demokratie zu ermutigen. Derzeit ist Mannheimer Schirmherr der internationale Wanderausstellung "Namen statt Nummern", die an verschiedenen Orten in Grafing zu sehen ist, zudem hält er regelmäßig Vorträge am Grafinger Gymnasium.

Deshalb gab es immer wieder Initiativen von Schülern, aber auch von Teilen der Lehrerschaft, ihre Schule nach Mannheimer zu benennen, zuletzt Anfang diesen Jahres. Trotzdem ist man vom Bericht der Staatszeitung überrascht, denn das Thema Umbenennung sei derzeit nicht aktuell, sagt Elternbeiratsvorsitzende Marij Krill. Sie sagt aber auch, dass eine Umbenennung zumindest in nächster Zeit unwahrscheinlich sei, da die Mehrheit der Schüler, Lehrer und Eltern dies nicht wünsche. Der bestehende Name habe sich eingebürgert und diene der Identifikation, sagt Krill. Auch Roman Schütz, bis zum vorigen Jahr Schülersprecher des Gymnasiums, glaubt nicht an eine Umbenennung, dies sei aber nichts Neues. Denn es seien hauptsächlich die älteren Schüler, die besser über Geschichte Bescheid wüssten, welche Max Mannheimer gerne als Namenspatron sehen würden. "Die Kleinen können damit doch gar nichts anfangen."

Die Stadt Grafing betrachtet die Umbenennung des Gymnasiums als "Interna der Schule" und möchte sich deshalb nicht einmischen, sagt Bürgermeister Rudolf Heiler (FW). Doch nicht alle teilen diese Meinung. SPD-Stadträtin Regina Offenwanger betont, ihre Fraktion unterstütze die Umbenennung der Schule, denn "Grafing wäre prädestiniert", als Standort für ein Max-Mannheimer-Gymnasium. Seitens der Schulleitung wollte man sich am Freitag gegenüber der SZ nicht zu der Namensdebatte äußern.

Das könnte an einem vor Jahren gescheiterten Versucht von Direktor Harald Parigger liegen, die Schule nach Heinrich Heine zu benennen, vermuten Udo Helmholz und Franz Frey. Die ehemalige Lehrer erinnern sich an eine hitzige Debatte. Die sei nicht immer sachlich abgelaufen, meint Frey und vermutet, dass sein früherer Chef beim Thema Umbenennung sehr vorsichtig sei, um nicht erneut im Zentrum aggressiver Kritik zu stehen. Helmholz, der lange mit Mannheimer zusammen dessen Vorträge am Gymnasium organisiert hat, ist zwar weiter grundsätzlich für eine Umbenennung, aber nicht um jeden Preis: "Ich bezweifle, ob es im Sinne von Max Mannheimer ist, wenn man die Sache so aufbauscht."

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