Ehrenamt:Sozialarbeit im Sortiment

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Die aktiven Damen von der Ebersberger Tauschzentrale, die es seit 38 Jahren gibt, würden sich gut als Engagementpreisträgerinnen machen. (Foto: Christian Endt)

Die Tauschzentrale Ebersberg hat sich für den "Deutschen Engagementpreis 2017" beworben

Von Valentina Antonucci, Ebersberg

Klamotten wohin man sieht: Von winzigen Trachtenjacken für die Kleinen bis Regenhosen für Erwachsene ist hier alles vertreten. Babymützen hängen dekorativ von der Decke, Bücher und Spiele drängen sich in einem Regal und ganz oben thront ein weißer Helm der Sturmtruppen von Darth Vader. Denn hier kann längst nicht nur Kleidung günstig erworben werden, sondern noch vieles mehr.

1979 wurde die Tauschzentrale Ebersberg von der Elterngemeinschaft Grafing- Ebersberg gegründet, die dieses Konzept bereits seit einigen Jahren erfolgreich in Grafing erprobt hatte. Die Idee dahinter war, dass sozial schwächere Familien Kleidung und Sportartikel für ihre Kinder zu einem günstigeren Preis erwerben können. Mittlerweile gehören jedoch Familien aus allen Schichten zu den Kunden der Tauschzentrale. Den Wandel erklärt sich Angela Reitzel, ehrenamtliche Helferin, dadurch, dass es kein Makel mehr sei, gebrauchte Kleidung zu kaufen.

Längst kaufen nicht mehr nur Bedürftige gebrauchte Kleidung

Ganz im Gegenteil: Viele Mütter würden bevorzugt in der Tauschzentrale einkaufen, da die Sachen dort bereits mehrmals gewaschen worden und somit frei von chemischen Schadstoffen seien. Zudem hätte auch der gesellschaftliche Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und einer besseren Nutzung der Ressourcen seinen Teil dazu beigetragen. Doch nicht nur das Klientel hat sich im Laufe der Zeit verändert, auch das Sortiment wurde erweitert. Kinderwagen und -sitze, sowie Bücher, Spiele und allerlei Kleidung für jedes Alter seien hinzugekommen.

Dennoch schrumpft die Kundschaft. Gerti Eck, ebenfalls ehrenamtliche Helferin, macht sich Sorgen um die Zukunft der Tauschzentrale: "Das Problem ist, das es mittlerweile zwar viele gibt, die kommen, um ihre Kleidung bei uns zu verkaufen, doch die Anzahl derer, die hier auch einkaufen wird immer weniger." Dies würde, so Eck, in einem engen Zusammenhang mit Billig-Läden und Internetshopping stehen. "Wenn das so weiter geht, gibt es uns bald nicht mehr", fürchtet Eck.

Noch sieht es glücklicherweise nicht nach einem Ende aus, denn die aktuell 22 Helfer reichen nur knapp aus, um die anfallende Arbeit zu bewältigen. "Wir sind eigentlich immer zu wenig Helfer", sagt Reitzel. Doch trotz des Personalmangels hat sich das Team der Tauschzentrale dafür entschieden in den diesjährigen Herbstferien die Türen zu öffnen, allerdings kann während dieser Woche nur eingekauft werden. Ware ist nämlich erst einmal im Überschuss vorhanden.

Da dies meist auch gegen Saisonende der Fall ist, werden dann Leute von der Tafel, der Schwangerenbetreuung oder aber auch Asylbewerber herein gebeten, die sich kostenfrei an den übrig gebliebenen Sachen bedienen können.

Die Tauschzentrale ist mit der Zeit zu einer Anlaufstelle für alle geworden, die Unterstützung brauchen. Nach Kräften wird hier versucht, so vielen Menschen wie möglich zu helfen. Dieser ehrenamtliche Einsatz, der seit 38 Jahren besteht, soll nun belohnt werden. Denn die Tauschzentrale hat sich für den "Deutschen Engagementpreis 2017" beworben. Dem Gewinner winkt eine Siegprämie von 10 000 Euro und den 5o Besten eine kostenlose Weiterbildung in Berlin. Das Preisgeld fließe natürlich in weitere soziale Projekte, so Reitzel, das sei schließlich auch viel wichtiger. Der Sieg würde das Helferteam wahnsinnig freuen. "Schließlich zeigt uns das, dass wir alles richtig gemacht haben, eine Bestätigung unserer Arbeit also", so Reitzel. Doch die Konkurrenz ist groß, über 650 Projekte haben sich angemeldet.

Das Online-Voting läuft bis zum 20. Oktober

Um die Tauschzentrale zu unterstützen, kann noch bis zum 20. Oktober online auf der Internetseite www.deutscher-engagementpreis.de abgestimmt werden. Dazu ruft auch Landtagsabgeordneter Thomas Huber (CSU) auf: "Ich hoffe sehr, dass so viele wie möglich ihre Stimme abgeben werden. Die Tauschzentrale ist ein eindrucksvolles Vorbild für das Ehrenamt und setzt gleichzeitig ein starkes Zeichen für mehr Nachhaltigkeit.". Ein Projekt aus dem Landkreis, auf das man stolz sein kann.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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