EHC Klostersee:Spalierstehen für die Playoffs

Die Polizei plant auch in den kommenden Heimspielen des EHC Klostersee Großeinsätze im Stadion

Von Korbinian Eisenberger

Da standen sie nun, eingekeilt zwischen einem Dutzend Polizisten, und zählten ihre magere Ausbeute an Geldmünzen, die ihnen ihre zensierte Getränkekarte beschert hatte. Das Bild der drei bedröppelt dreinschauenden Buben vom Getränkeausschank war bezeichnend für ein Eishockeyspiel, das an diesem Abend keinem so wirklich Spaß machte: Die Fans auf den Rängen mussten sich mit alkoholfreiem Bier begnügen, die Mannschaft des EHC Klostersee verlor ihr Heimspiel gegen Selb mit 2:4. Zu allem Überfluss musste sich Vereinspräsident Alexander Stolberg auch noch mit ansehen, wie die Polizei seinen Kufenkünstlern die Schau stahl. Unverhältnismäßig und übertrieben sei der Beamteneinsatz gewesen - so lautet der Tenor von Zuschauern und Verein. Angemessen und notwendig befindet dagegen die Polizei. Dass beim nächsten Heimspiel erneut Beamte mit Schusswaffen anrücken sollen, sorgt wohl kaum für Erheiterung.

"Wir sehen uns in der Beurteilung der Lage bestätigt", sagt Hendrik Polte, der den Polizeieinsatz am Freitag leitete. Anders als zuletzt sei diesmal alles friedlich geblieben. "Dies zeigt, dass sich der Einsatz der vielen Beamten gelohnt hat", sagt Polte. Ziel sei es gewesen, die Zuschauer zu schützen und die Steinewerfer vom Deggendorfspiel ausfindig zu machen. Die Auswertung der Identitätskontrollen soll bis zum nächsten Heimspiel abgeschlossen sein. Auch dann sollen die Zuschauer am Eingang wieder von bewaffneten Beamten in schusssicheren Westen empfangen werden. "Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagt Polte. Zusätzliche Kosten entstehen dadurch nicht, erklärt er. Die Beamten seien für derlei Einsätze eingeplant und würden auch in den Playoff-Spielen in der Oberliga zur Verfügung stehen.

Eine Vorstellung, mit der sich EHC-Vereinspräsident Alexander Stolberg nur schwer anfreunden kann. "Für mich war das Polizeiaufgebot überdimensioniert", sagt er. Es sei zwar verständlich, dass die Sicherheit gewährleistet sein müsse. Acht Einsatzfahrzeuge und 40 bewaffnete Polizisten seien dann aber doch "zu viel des Guten" gewesen. Vor allem die technische Ausstattung sei übertrieben gewesen, sagt er.

Immerhin: Bei den Fans der "Brigade Grafing", dürfte die Einschüchterungstaktik ihre Wirkung nicht verfehlt haben. Die 20 bis 30 jungen Männer, die nach den Ausschreitungen am Rande des Spiels gegen Deggendorf ins Kreuzfeuer der Kritik geraten waren, wurden am Freitag nach Spielschluss von den Beamten aus dem Stadion eskortiert. Laut Stolberg habe sich mittlerweile auch die Mannschaft des EHC von den Schlachtenbummlern auf der rechten Seite der Nordkurve distanziert. "Den Spielern ist das nur noch peinlich", sagt er.

Hart durchgreifen will Stolberg aber weiterhin nur bei jenen Randalierern, die von der Polizei als solche überführt werden. Von einem generellen Stadionverbot für die Mitglieder der "Brigade Grafing" hält er dagegen nichts. Zumal sich einer der Wortführer vor der Partie gegen Selb gesprächsbereit zeigte. Er habe Besserung gelobt und von drei bis vier gewaltbereiten Fans aus München berichtet, die seit kurzem für Unruhe sorgen würden.

Angesichts der bevorstehenden Playoffs täte der EHC freilich gut daran, Nebenschauplätze auszublenden. Solange jedoch die Täter nicht gefasst sind, wird die Polizei auch zukünftig Spalier stehen, wenn die Spieler aufs Eis laufen. Über das Alkoholverbot wird am Dienstag in einer Sitzung im Landratsamt entschieden. Dass es beim Ausschankstopp von Bier und Schnaps bleiben soll, darin sind sich Verein und Polizei jedoch bereits einig. Die drei Buben vom Bierstand können einem wahrlich leid tun.

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