Egmating:Streit um Dorfladen

Egmating: Der Dorfladen in Harthausen diente bereits den Moosachern als Vorbild. Auch in Egmating gibt es derlei Wünsche, doch ist das Projekt umstritten.

Der Dorfladen in Harthausen diente bereits den Moosachern als Vorbild. Auch in Egmating gibt es derlei Wünsche, doch ist das Projekt umstritten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Egmatinger Gemeinderat ist sich uneins, ob der Ort außer dem Tante-Emma-Laden ein weiteres Geschäft braucht. Nun will man die Bürger befragen

Von sara kreuter, Egmating

Die etwa 2 200 Einwohner Egmatings haben kein allzu großes Angebot von Nahversorgern in ihrer Gemeinde: Es gibt im Ort keinen Bäcker, keinen Metzger, keinen Getränkemarkt, lediglich einen kleinen Tante-Emma-Laden. Wer dort nicht fündig wird, muss zum Einkaufen in die umliegenden Kommunen fahren. Seit Monaten wird deshalb über einen eigenen Dorfladen diskutiert. In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde nun beschlossen, ein etwa 8000 Euro teures Planungsgutachten für einen möglichen Dorfladen in Auftrag zu geben. Diese Entscheidung wurde alles andere als einstimmig gefällt: Der Dorfladen entzweit den Gemeinderat.

"Wir brauchen dringend bessere Einkaufsmöglichkeiten in Egmating", sagt der zweite Bürgermeister Johann Heiler von der Aktiven Bürgerliste Egmating (ABE). Eine bessere Alternative als den Dorfladen gebe es nicht. Die Gemeinde habe bereits Gespräche mit unterschiedlichen Discountern geführt. Kein Unternehmen wolle eine Filiale in Egmating eröffnen. "Dafür sind wir einfach zu klein", so Heiler. Daher hatten die Gemeinderäte der Aktiven Bürgerliste bereits Ende 2015 einen Dorfladen ins Gespräch gebracht, nach dem Vorbild Harthausens im Landkreis München. Vor allem jungen Familien, Senioren und mobil eingeschränkten Personen soll das Einkaufen so erleichtert werden.

Doch die CSU ist von dem Konzept nicht überzeugt. "Ich bin nicht unbedingt ein Verfechter des Dorfladens", sagt Bürgermeister Ernst Eberherr (CSU/FW). Er sehe weder die Notwendigkeit noch eine realistische Überlebenschance für das Projekt. Es gebe doch bereits einen - zugegebenermaßen sehr kleinen - örtlichen Lebensmittelladen; ein neuer Dorfladen könnte nicht viel anderes anbieten, als es dieser Laden ohnehin schon tue. Außerdem gebe es keinen geeigneten Standort. Und der Weg zu den Supermärkten der Nachbargemeinden sei auch nicht allzu weit. Kurzum, folgerte der Bürgermeister, sei das Projekt nicht umsetzbar, das geplante Gutachten überteuert und unnötig.

Zusammen mit dem Bürgermeister hat die gesamte CSU im Gemeinderat gegen das Projekt Dorfladen gestimmt. SPD und ABE hingegen konnten die Abstimmung letztendlich knapp mit acht zu sechs Stimmen für ein Festhalten am Projekt Dorfladen entscheiden. Glücklich ist fast niemand mit der Entscheidung: Die CSU ärgert sich über das Ergebnis, die anderen Parteien über die CSU. Egmatings dritter Bürgermeister, Bernhard Wagner (SPD/Parteilos), wirft der CSU vor, es gehe dieser "nur um die Macht, nicht um die Bürger", die CSU habe Egmating im Stich gelassen. Bürgermeister Eberherr wiederum lässt sich das nicht gefallen und unterstellt der SPD populistische Motive - "schließlich hat der Heiler selbst ein Gebäude, wo der Dorfladen reinpassen würde, will das aber nicht zur Verfügung stellen".

Der Unternehmensberater Wolfgang Gröll, der auch schon den Harthausener Dorfladen betreut hat, soll nun zunächst einmal ein Gutachten über konkrete Umsetzungsmöglichkeiten eines Dorfladens in Egmating erstellen. Mithilfe einer Bürgerbefragung soll er klären, ob die Egmatinger einen solchen Laden überhaupt wollen. Und ob sie dort einkaufen würden, auch wenn sie dort vielleicht ein paar Cent mehr zahlen müssten. Auch wer hinter der Theke stehen wird und welche Produkte überhaupt verkauft werden sollen, muss geklärt werden. Und einen passenden Standort soll Gröll auch noch finden.

"Ein Dorfladen muss zum Dorf passen", sagt der Berater. Es ist wichtig, dass die Egmatinger hinter ihren Dorfladen stehen, schließlich soll dieser am Ende von den Bürgern selbst getragen und organisiert werden. In der Regel eigne sich dafür eine Genossenschaft. Egal, was die Politiker sagen, Gröll jedenfalls ist überzeugt: "So ein Ortsladen ist verdammt wichtig für die Erhaltung einer Ortsstruktur." Neben der Erzeugung eines Zusammengehörigkeitsgefühls könnte ein Dorfladen mit regionalen Produkten ein wichtiger Impulsgeber für regionale Metzger, Bäcker und Landwirte sein, die ihre Produkte in dem Laden verkaufen könnten. Außerdem sei ein Dorfladen ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort.

Eine Prognose möchte der Unternehmer im Fall Egmating nicht wagen: "Wir müssen sehen, was die Umfragen ergeben." Es ist jedenfalls durchaus möglich, dass Gröll am Ende zu dem Ergebnis kommt, dass sich ein Dorfladen in Egmating - wie die CSU es behauptet - gar nicht realisieren lässt. Die 8000 Euro müsste die Gemeinde dann trotzdem zahlen.

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