Edling:Von der Mücke zur Pointe

Montagsbrett`l am Stoa in Edling. Zu Gast bei Michael Altinger sind dieses Mal die Kabarettisten Martin Frank, Constanze Lindner und Christian Springer. mit dabei auch Musiker ???

Applaus unterm Findling, im Freilufttheater bei Edling: Gastgeber Michael Altinger freut sich über Besuch der Kabarettkollegen Constanze Lindner, Martin Fank und Christian Springer.

(Foto: Konstantin Schätz)

Vier Kabarettisten unter freiem Himmel: Michael Altinger lädt zum "Montagsbrett'l" am Stoa bei Edling

Von Konstantin Schätz, Edling

Ein Ambiente wie in einem griechischen Amphitheater, etwa 400 gebannte Zuschauer und der unverkennbare Duft von Mückenschutzmittel, der in der Abendluft hängt. All das erwartet den Kabarettisten Michael Altinger, als er die Bühne des Freilufttheaters "am Stoa" betritt. "Hier können Sie die Mückenstiche noch genießen", sagt er an diejenigen Zuschauer gerichtet, die sich nicht eingeschmiert haben. Angesichts des Insektensterbens sei das heute doch etwas Besonderes, so Altinger.

Auch Constanze Lindner fällt das "Autan" auf, als sie zur Begrüßung im Publikum herumspringt, um Bussis zu verteilen: "Ihr schmeckt alle nach Mückenschutz", sagt die Kabarettistin, die Altinger kurz zuvor als "Energiebündel" angekündigt hatte. Lindner nämlich ist die erste von insgesamt drei Gästen, die er zu seinem "Montagsbrett'l" eingeladen hatte. Seit 17 Jahren organisiert Altinger die Reihe und bemüht sich dabei stets um Künstler, die sich bereits einen Namen im bairischen Kabarett machen konnten. Neben Constanze Lindner sind dies dieses Mal der 25-jährige Martin Frank und Christian Springer, der zusammen mit Michael Altinger seit 2013 die Kabarettsendung "Schlachthof" moderiert, den Nachfolger des BR-Klassikers "Ottis Schlachthof".

"Ich kannte bis auf Altinger keinen der Kabarettisten. Aber ich finde es sehr lustig", sagt eine junge Frau in der Pause. Vor allem, dass es sich um Kabarettisten handelt, die das Publikum auf jeweils ganz unterschiedliche Art und Weise zum Lachen bringen, gefällt den Leuten.

Denn während Constanze Lindner dadurch punktet, dass sie in verschiedene Rollen schlüpft und das Publikum mit extremer Gestik und Mimik erheitert, setzt Martin Frank eher persönliche Pointen. So berichtet er etwa von der Umstellung, als er von einem kleinen Dorf in Niederbayern nach München zog. "Meine Oma hat immer zu mir gesagt: Erst kimmt's Rindviech und dann kimmst du. Do denk ich jed's moi dro, wenn sich in da U-Bahn jemand vordrängelt."

Besonders durch seine Gesangseinlagen kann der 25-Jährige beeindrucken, der im Rahmen seines Studiums an einer Schauspielschule auch Gesangsunterricht bei zwei Opernsängern nimmt. So besingt er nicht nur "Omas Pressack", den er während der Schulzeit stets in seiner Tupperdose mit der Aufschrift "Wenns Kaibe an Hunger hod" herumgetragen habe, sondern auch das Ableben eines Huhns - passend unterlegt von einer Melodie des Komponisten Georg Friedrich "Hendl", nein, Händel.

Auch der Auftritt des letzten Gastes, Christian Springer, unterscheidet sich deutlich von denen der beiden Vorgänger sowie den Einlagen seines "Schlachthof"-Kollegen Altinger. Denn Springer beschäftigt sich vor allem mit politischen Themen. Vorweg merkt er aber gleich mal an, dass das in der heutigen Zeit deutlich schwieriger sei als früher: "Es ist nicht so einfach, als politischer Kabarettist die ganzen Trump-Witze zu bringen. Die wurden alle schon gemacht."

Doch Springer findet genug Themen, um das Publikum gut zu unterhalten. Vor allem das bayerische Integrationsgesetz und der "schwammige Begriff Leitkultur" beschäftigen ihn. Kurzerhand bringt er das Publikum dazu, die deutsche Nationalhymne zu singen - nur um ihm dann vor Augen zu führen, dass diese sich in Wahrheit auf ein kroatisches Volkslied zurückführen lässt. "Gehen Sie ins Internet und geben Sie ein: Kegelclub Zagreb, 40-jähriges Jubiläum. Dann sehen sie 200 Kroaten, die unsere Hymne singen."

Anschließend liest Springer aus einem 88-seitigen Brief vor, den er an Horst Seehofer geschickt habe. "Keine Sorge, ich habe ihn nicht beschimpft. Nicht so wie dieser Böhmermann. Mit Erdogan und Ziegen und so weiter. Ich habe Kühe verwendet."

Nach der Veranstaltung zeigt sich Michael Altinger zufrieden mit seinem zweiten "Montagsbrett'l" unter freiem Himmel: "Das ist einfach ein großartiges Ambiente hier." Leider sei der Stoa aber aufgrund der Wetterabhängigkeit immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Im Notfall aber wären die etwa 400 Zuschauer und die vier Kabarettisten in den Festsaal des Inn-Salzach-Klinikums ausgewichen, das der Veranstalter der Kabarettreihe ist.

Doch das Unwetter setzt erst einige Stunden nach der Veranstaltung ein. Obwohl trotzdem schon die ersten Blitze am Horizont zu sehen sind, und sich Springer wie gewohnt ganz fürchterlich echauffiert, hat das Publikum am Stoa tatsächlich lediglich eines zu fürchten: die zahlreichen Mücken.

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