Ebersberg/München:Übergriff auf Stieftochter

43-Jähriger steht wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht

Von Christian Rost, Ebersberg/München

Die 19-jährige Sabine S. (alle Namen geändert) sitzt auf einem Sessel, die Kamera ist auf sie gerichtet, eine Richterin stellt Fragen. Unter Tränen erzählt die Schülerin in einer Videovernehmung, was sie im Alter von zwölf bis 14 Jahren über sich ergehen lassen musste in einem kleinen Reihenhaus im westlichen Landkreis Ebersberg. Der damalige Lebensgefährte ihrer Mutter habe sie in dieser Zeit auf immer schlimmere Weise sexuell missbraucht, berichtet Sabine S. Insgesamt 21 Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs und der Vergewaltigung listet die Anklage der Staatsanwaltschaft München II auf.

Der 43-jährige Thomas H. muss sich seit Dienstag vor der Jugendkammer des Landgerichts verantworten. Den mit einem fliederfarbenen Hemd und schwarzer Jeans bekleideten Mann drängt es, etwas dazu zu sagen, was von Sommer 2009 bis zu einer Urlaubsreise 2010 vorgefallen ist. Doch seine Verteidiger bremsen ihn ein. Deshalb schweigt H. zur Anklage und äußert sich nur zu seinem unspektakulären Lebenslauf: Hauptschule, Kfz-Mechaniker-Lehre, dann selbständig im Baugewerbe.

Von 2006 bis 2011 hatte er eine Beziehung mit der Mutter des mutmaßlichen Opfers. Ein Jahr nach dem Kennenlernen zogen sie zusammen in das Reihenhaus. Nach den Angaben der Staatsanwaltschaft, die Sabine S. in ihrer Videovernehmung bestätigt, war das Mädchen zwölf Jahre alt, als H. damit begann, sie am Po und an den Brüsten zu betatschen. Mit der Zeit intensivierte er sein Begrapschen, das die Schülerin als abstoßend empfand. Schließlich legte er sich laut Anklage eines Abends zu ihr ins Bett und berührte sie auch unter der Kleidung. "Sag bloß nichts zu deiner Mutter, das ist unser Geheimnis", soll er dem Kind eingeschärft haben. Über Wochen hinweg legte er sich immer wieder zu Sabine S. ins Bett und zwang sie, ihn zu befriedigen. Nach der Aussage des mutmaßlichen Opfers ging er sie immer dann an, wenn die Mutter nicht zu Hause war. Schmerzen und Ekel empfand die Schülerin, als er sie auch im Intimbereich anfasste.

Durch die Übergriffe verschlechterten sich die schulischen Leistungen von Sabine S. Ihrer Mutter fiel erst etwas auf, als Thomas H. sich während eines Italienurlaubs nachts im Wohnmobil an das Kind heranmachte. Die Mutter wachte auf, zog die Bettdecke zur Seite und sah H.s Hand, die eben noch die des Mädchens festgehalten hatte. H. tat, als sei nichts gewesen. Der Prozess dauert an.

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