Ebersberger Windpark:Laues Lüftchen

Trotz der kritischen Haltung gegenüber dem geplanten Windpark in den Anrainerorten nehmen das Informationsangebot von "Green City Energy" am Messmast im Ebersberger Forst nur wenige Interessierte an

Thorsten Rienth

Er ist ein dünnes aber wohlgeordnetes Konstrukt aus roten und weißen Metallstreben, 140 Meter hoch, und sieht ziemlich staksig aus. Er ist so verletzlich, dass ihn mehrere dicke Stahlseile und eine 5,6-Tonnen-Betonplattform an Ort und Stelle halten. Ausgerechnet der Messmast, der herausfinden soll, ob sich die Gegend westlich von Purfing als Standort für den ersten Windpark im Landkreis eignet, muss vorm Wind geschützt werden - eine kleine Groteske. Vor gut einem Monat hatte "Green City Energy", eine 100-prozentige Tochter der größten Münchner Umweltschutzorganisation, Green City e.V., die den dezentralen Ausbau von Erneuerbaren Energien vorantreiben will, den Masten aufgestellt. Am Samstag hat das Unternehmen die Öffentlichkeit eingeladen, sich am Ort über den Masten und den geplanten Windpark zu informieren.

Es gibt Häppchen, Spezi, Schorle und ein bisschen Bier. Doch an der Stelle, etwa einen Kilometer südlich vom Anzinger Sportzentrum, ist am Samstag wenig los. Einige Offizielle sind da. Norbert Neugebauer etwa, der Büroleiter des Landrats. Auch vom Bayerischen Rundfunk ist jemand gekommen. Ein paar kleine Gesprächsgrüppchen haben sich gebildet, vielleicht 30 Leute insgesamt. Einige davon sind Mitarbeiter von "Green City Energy". "Ich habe gedacht, dass hier mehr los ist", sagt ein Anzinger, der "einfach nur aus Interesse" mit dem Fahrrad gekommen ist. "Da waren doch so viele dagegen." Der Anzinger sieht es pragmatisch: "Das ist halt die Energie der Zukunft." Wirklich betroffen sei er von der Anlage allerdings nicht. "Sehen könnte ich die Windräder von mir zu Hause nicht."

Irgendwann würden sie auch im Voralpenland zum ganz normalen Bild gehören, mutmaßt ein anderer Besucher. Schlecht findet er das nicht. "Die Windräder sind ja inzwischen ein Sinnbild für Modernität geworden."

Ein Jahr lang will das Unternehmen mit den kleinen Windrädchen an der Spitze des Masten Daten über Windrichtung, -häufigkeit und -geschwindigkeit sammeln. Mit 140 Metern ist die Mastspitze genauso hoch wie die angedachte spätere Nabenhöhe der Windräder. "Es geht darum, wissenschaftlich belastbares Material zu bekommen, ob sich der Standort hier für einen Windpark eignet", erklärt Unternehmenssprecher Martin Betzold. "Bislang wissen wir ja nur, dass das hier ein vielversprechender Standort sein könnte. Ob er es tatsächlich ist, sehen wir erst noch."

Die Auswertung übernimmt ein Beratungsunternehmen. "Am Ende haben wir eine durchschnittliche jährliche Windgeschwindigkeit." Wie hoch sie genau sein muss, damit sich "Green City Energy" zum Bau der Anlage entschließt, will Betzold nicht verraten. Dass sich sein Unternehmen den Test etwa 140 000 Euro kosten lässt, zeigt aber schon: Ganz unwahrscheinlich ist dieses Szenario nicht.

Schon nach sechs Monaten, also im September, erhofft sich das Unternehmen die ersten aussagekräftigen Ergebnisse. In etwa einem Jahr sollen dann die finalen Zahlen vorliegen. Lassen sie auf einen rentablen Betrieb des Standorts schließen, könnte alles recht schnell gehen: Die bayerischen Staatsforsten sowie die angrenzenden Gemeinden stimmten dem Vorhaben bereits zu. Fünf Windräder könnten entstehen.

Viele "Nachbarn" stehen dem Windpark allerdings höchst kritisch gegenüber. Sie fürchten negative Auswirkungen auf Wald, Natur und Anwohner. Plakate und Transparente zeugen etwa in Purfing von dem Protest. Ob er etwas bewirken kann, ist fraglich. Mindestens 800 Meter müssen die Windräder von der nächsten Wohnbebauung entfernt sein. "In unserem Fall sind es 1500 Meter", sagt Betzold.

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