Ebersberger Forst:Purfinger verärgern Gemeinderäte

In harschem Tonfall werden die Politiker bedrängt, an der Informationsveranstaltung zum Windpark teilzunehmen

Karin Kampwerth

Vaterstetten - Vaterstettens Gemeinderäte sind sauer auf einen Teil der Purfinger Bevölkerung. Eine Reihe von Bürgern bedrängt offenbar massiv die Mitglieder des Gremiums, an der Bürgerversammlung am heutigen Mittwochabend teilzunehmen. Von 19 Uhr an will die Münchner Firma Green City Energy über das Projekt mit sechs Rotoren informieren, die im Abstand von mindestens einem Kilometer von der Wohnbebauung entfernt aufgestellt werden sollen.

Bürgermeister Robert Niedergesäß berichtet, dass er verärgerte Rückmeldungen aus den verschiedenen Fraktionen erhalten habe. Demnach liefen die Briefkästen über, acht und mehr Einschreiben seien pro Gemeinderat zugestellt worden. Hinzu kämen normale Briefe und E-Mails. Eine Gemeinderätin habe dem Bürgermeister von mehr als 20 Zuschriften berichtet. "Das übersteigt das zumutbare Maß meines Erachtens deutlich", sagt Niedergesäß, der sich darüber hinaus über den "nahezu aggressiven" Tonfall der Schreiben ärgert. Der Inhalt der "Einladungen" soll mitunter anmaßend bis unverschämt sein.

In einem Brief, der an die Gemeinderäte verschickt worden ist und der der SZ vorliegt, ist von "gravierenden Einschnitten in die Lebensqualität der betroffenen Bürger(innen)" die Rede. Weiter heißt es: "Diese Bürger haben Ihnen durch die letzte Wahl ihr persönliches Vertrauen ausgesprochen." Ein Purfinger Ehepaar wird noch deutlicher: "Ehrlich gesagt, erwarten wir, dass bei so einem wichtigen Thema, von dem wir nebenbei gesagt, auch nur durch Zufall Wind bekommen haben, alle von uns gewählten Gemeinderäte an der Veranstaltung teilnehmen.(...) Aus unserer Sicht ist daher Ihre persönliche Teilnahme an der am 13.07.2011 in der Brennereihalle stattfindenden Bürgerversammlung zwingend erforderlich."

Der Bürgermeister ist davon überzeugt, dass die Purfinger, die er persönlich sehr schätze, sich mit der Aktion einen Bärendienst erwiesen und ihr seiner Ansicht nach berechtigtes inhaltliches Anliegen beschädigten. "Wer den Purfingern diese Strategie empfohlen hat, kann kein guter Berater sein."

Der Vaterstettener Rathauschef, der die Bürgerversammlung moderieren wird, äußert Verständnis dafür, dass einige Gemeinderäte so verärgert seien und aus diesem Grund nicht an der Veranstaltung teilnehmen werden, obwohl sie dies eigentlich vorgehabt hätten. "Was sich seit gestern hier abspielt, nimmt mittlerweile groteske Züge an", sagt Niedergesäß, der die Verpflichtung zur Teilnahme an Bürgerversammlungen grundsätzlich für überzogen hält. "Auch für Gemeinderäte gibt es noch andere berufliche wie private Verpflichtungen sowie langfristige Termine."

Alle Gemeinderäte seien auf ihrer Sitzung am 7. Juli aber nochmals auf den Termin hingewiesen worden, den das Gremium in seiner Junisitzung beschlossen hatte. Durch das Verhalten der Purfinger ist Niedergesäß besorgt um den Verlauf der Informationsveranstaltung. "Ich hoffe, dass dies kein Vorbote auf die Versammlung ist", hofft er. Bei der Anzinger Bürgerversammlung vor zwei Wochen war es zeitweise zu tumultartigen Szenen gekommen.

In Purfing macht die Bürgerinitiative "Gegenwind", die sich aus Protest gegen den Windpark zusammengeschlossen hat, gleichzeitig Stimmung gegen das Projekt. Sie hängte mehrere große Plakate mit einer Fotomontage des geplanten Windparks auf, die aus ihrer Sicht den Blick auf die Kraftwerke darstellt.

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