Ebersberg:Zugig, aber sauber

Lesezeit: 1 min

Die Obdachlosenunterkunft in Ebersberg ist nur Zwischenstation auf dem Weg zur eigenen Wohnung. (Foto: Kampwerth/oh)

Gemeinde- und Diakonievertreter besichtigen Haus für Obdachlose

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Etwas verspätet, dafür aber mit einem Grinsen im Gesicht betritt Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) das Dachgeschoss der Obdachlosenunterkunft in der Ebersberger Eberhardstraße. Hingerl sieht sich um, "ich brauche eine Wohnung", sagt er und sorgt damit für Erheiterung unter den Anwesenden - rund 20 Gemeinderäte und -Mitarbeiter, Bürgermeister und Diakonie-Vertreter sind an diesem Dienstagnachmittag ins Haus in der Eberhardstraße gekommen. Sie wollen sich kennenlernen und sich ein Bild von der neuen Obdachlosenunterkunft machen, die die Diakonie dort seit vier Monaten betreibt.

Vor dem Gebäude steht Marlene Fitzke vom Glonner Ordnungsamt, sie ist in der Verwaltungsgemeinschaft Glonn für die Unterbringung von wohnungslosen Menschen zuständig. "Das Projekt hier ist schon eine Erleichterung für die Gemeinden", erklärt Fitzke. Die Unterkunft soll die Gemeinden im Landkreis bei der Unterbringung von obdachlosen Menschen unterstützen. 510 Euro kostet ein Platz in der Eberhardstraße pro Monat, aufkommen müssen dafür die Gemeinden, die für die Obdachlosen zuständig sind, das Geld bekommen sie dann vom Jobcenter zurückerstattet. Doch gerade bei Bedarfsgemeinschaften zahle das Amt oft nicht genug Geld, moniert Fitzke. Um beispielsweise ein obdachloses Pärchen adäquat unterzubringen, sei der Bedarfssatz zu niedrig, so die Ordnungsamtsmitarbeiterin.

Die Verwaltungsgemeinschaft Glonn hat vier obdachlose Menschen in der Unterkunft in Ebersberg untergebracht, was nicht billig sei, wie Fitzke sagt, aber auch nicht teurer als eine Pension oder ein Hotel für die Unterbringung zu bezahlen. Und die Unterkunft in der Eberhardstraße hat einen entscheidenden Vorteil: Dort werden die Bewohner auch betreut, Diakonie-Mitarbeiter Thomas Wicker begleitet den Alltag der Bewohner und unterstützt sie dabei, früher oder später wieder eine eigene Wohnung oder eine Unterbringung in einer anderen Einrichtung zu finden. Von den zehn Menschen, die am 6. Juni eingezogen seien, habe er inzwischen vier weitervermitteln können, in zwei Fällen lebten die ehemaligen Bewohner nun in Sozialwohnungen, in zwei anderen Fällen seien die Bewohner in Heimen untergekommen. Wicker führt an diesem Nachmittag die Besucher durch das Haus. Es zieht zwar ein bisschen, ist aber aufgeräumt und sauber. Und die Stimmung sei gut: "Die Polizei musste hier noch nie kommen", sagt Wicker.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: