Ebersberg:Zu weit rechts

Die AfD im Kreistag verliert einen von zwei Sitzen. Hagen Theurich aus Egmating begründet das mit dem Kurs der Partei

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Für die AfD scheint es derzeit gut zu laufen, die Werte an der Urne wie in den Umfragen steigen, Erfolge allüberall - außer im Landkreis Ebersberg. Im dortigen Kreistag hat die Partei gerade die Hälfte ihrer Sitze verloren. Viele hatte die AfD indes zuvor auch nicht, zwei ihrer Kandidaten hatten 2014 den Einzug in das 60-köpfige Gremium geschafft. Nicht mehr dabei sein will nun Hagen Theurich. Der Egmatinger teilte in der vergangenen Kreistagssitzung mit, er werde nun offiziell als Parteiloser dem Gremium angehören.

Der AfD hatte Theurich bereits vor gut zwei Jahren den Rücken gekehrt. Kurz nach der Kommunalwahl 2014 hatte er sein Parteibuch zurückgegeben und dies mit einem zunehmenden Kurs nach Rechts in der neuen Partei begründet. Einen Schritt, den Theurich erst im vergangenen Sommer nach der Absetzung des bisherigen Parteichefs Bernd Lucke erneut bekräftigte. Doch auch ohne Mitglied der Partei zu sein, hatte Theurich noch offiziell einen Sitz für die AfD im Kreistag inne - eine Fraktion war die Partei allerdings nie, dazu fehlte ihr ein Mandat. Nun hat Theurich beschlossen, auch die letzte Verbindung zu seiner ehemaligen Partei zu kappen.

Diese hat nun nur noch einen Vertreter im Kreistag, den Forstinninger Nikolaus Adlberger - der ebenfalls kein Mitglied der AfD ist und auch noch nie war. Adlberger hatte 2014 lediglich auf der Liste der Partei kandidiert und war auch ins Gremium eingezogen, Mitglied der AfD wollte er nach eigenem Bekunden aber nicht werden, und daran hat sich auch nichts geändert: Er plane derzeit keinen AfD-Beitritt, teilt Adlberger auf Nachfrage mit. Die Situation der Partei sei ihm zu unklar, um sich festzulegen. Zumindest in dieser Wahlperiode werde er voraussichtlich als Unabhängiger im Kreistag bleiben, sagt Adlberger. Den Schritt seines bisherigen Mitstreiters Theurich will Adlberger aber auch nicht mitgehen, er bleibt bis auf Weiteres Kreisrat der AfD - nur eben ohne Parteibuch.

Auf die Mehrheitsverhältnisse im Gremium wird der endgültige AfD-Austritt Hagen Theurichs aber so gut wie keine Auswirkungen haben. Er will - und kann laut Geschäftsordnung auch - Mitglied der fünfköpfigen Ausschussgemeinschaft bleiben, die bislang von Bayernpartei, AfD und ÖDP gebildet wurde - und nun ein parteiloses Mitglied bekommt. Damit wird Theurich seinen Sitz im Ausschuss für Umweltangelegenheiten, Naturschutz, Abfallwirtschaft, Landkreisentwicklung, Regionalmanagement und Verkehrsstruktur behalten und bleibt Vertreter von Christian Eckert (BP) im Ausschuss für Liegenschaften, Schulbauten und Vergaben. Zu der Gemeinschaft hatten sich die drei kleinsten Gruppierungen des Kreistages zusammengeschlossen, da sie ansonsten keine Sitze in den Ausschüssen bekommen hätten. Eine Sitzgarantie gibt es dort nämlich nur für Fraktionen, wofür mindestens drei Mandate nötig sind, oder eben für Ausschussgemeinschaften.

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