Ebersberg:Wohnung statt Sitzung

Ebersberg: In dem Wohnhaus neben der ehemaligen Sparkasse sind derzeit Schulungsräume untergebracht, bald sollen dort Sozialwohnungen entstehen.

In dem Wohnhaus neben der ehemaligen Sparkasse sind derzeit Schulungsräume untergebracht, bald sollen dort Sozialwohnungen entstehen.

(Foto: Christian Endt)

Zusammen mit dem Bankgebäude hat der Landkreis auch ein altes Wohnhaus von der Sparkasse gekauft. Dieses soll nun wieder seinem ursprünglichen Zweck dienen und an Bedürftige vermietet werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wo früher die Sparkassenangestellten geschult wurden, sollen bald Menschen mit geringem Einkommen eine günstige Bleibe finden. Der Liegenschaftsausschuss des Kreistages beschloss nun, ein Nebengebäude der Sparkasse zu einem reinen Wohnhaus rückzubauen. Geplant ist, dass die Wohnungen vor allem bedürftigen Familien zugute kommen sollen.

Das Haus hatte der Landkreis Ebersberg zusammen mit dem Sparkassengebäude gekauft, um der Platznot im Landratsamt abzuhelfen. Platznot kennen aber nicht nur Behörden, auch Familien, gerade solche mit geringem Einkommen, tun sich schwer im Hochpreis-Landkreis bezahlbare Räumlichkeiten zu finden. Darum sollte man solche im Nebengebäude der Sparkasse schaffen, hatte die Grünen-Fraktion im Kreistag nun beantragt.

In dem 1983 errichteten Gebäude waren ursprünglich vier Wohnungen untergebracht, eine große im Erdgeschoss mit etwa 92 Quadratmetern, drei kleinere mit knapp 50 Quadratmetern im ersten Stock und im Dachgeschoss. Diese wird als einzige derzeit als Wohnung genutzt, jene im Erdgeschoss steht leer, die beiden Wohnungen im ersten Stock wurden vor Jahren von der Sparkasse zu einem Schulungsraum umgebaut.

Für die Grünen böte es sich an, den Umbau rückgängig zu machen und das ganze Haus in "sozialen Wohnraum" umzuwandeln. Dort könnte man unter anderem anerkannte Flüchtlinge unterbringen. Nicht nur sei der Umbau ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen, sondern der Landkreis würde auch "mit gutem Beispiel vorangehen". Die Grünen verweisen hier auf eine Empfehlung des Landkreises an seine Kommunen, ein Zehntel ihres Wohnbaulandes für sozial geförderten Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Eine Möglichkeit, die der Landkreis selbst nicht sehr oft hat, so die Antragsteller Melanie Kirchlechner und Franz Greithanner.

Laut Herbert Jungwirth von der Liegenschaftsverwaltung des Landkreises, sei ein Umbau des Nebengebäudes tatsächlich eine eher überschaubare Maßnahme. Zumindest wenn man die Standards nicht allzu hoch ansetze. So seien die vorhandenen Sanitäranlagen noch benutzbar, nötig sei daher wohl nur eine einfache Renovierung, also neue Anstriche und Bodenbeläge. Insgesamt, so die Schätzung eines Architekten, wäre der Rückbau zu einem reinen Wohngebäude für etwa 95 000 Euro zu haben.

Deutlich teurer werde es allerdings, wenn man das Haus auch energetisch auf den neuesten Stand bringen wolle. Dazu müssten nicht nur die Fenster, die Fassade und die Geschossdecken sowie das Dach neu gedämmt werden. Außerdem brauche es dann auch eine neue Heizung. Insgesamt könne man in diesem Fall mit zusätzlichen Kosten in Höhe von mindestens 100 000 Euro rechnen, so Jungwirth, vielleicht auch deutlich mehr. Denn wie groß der Bedarf bei einer energetischen Sanierung wirklich ist, lasse sich wohl nur durch "weitere, auch zerstörende, Untersuchungen" ermitteln.

Diese könne man sich sparen, genau wie eine energetische Sanierung, meinte Antragsteller Greithanner. Es gehe darum, dass der Landkreis schnell "für sozial Schwache Wohnraum schaffen kann". Dazu sei ein aufwendiger Umbau nicht nötig - und wohl auch nicht möglich: "Es ist klar, dass es mit dieser Bausubstanz nicht geht". Der Meinung war auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU): "Das Gebäude hat keine große Zukunft mehr". Seitens der Verwaltung betrachte man das betreffende Grundstück "als Vorratsfläche" für künftige Projekte, plane also bereits mit dem Abriss des Hauses. Der allerdings nicht unmittelbar bevorstehe, "für fünf bis zehn Jahre ist es schon sinnvoll, es für bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen."

Dies war auch die Meinung der Ausschussmitglieder aller Fraktionen. Er sei "grundsätzlich begeistert" meinte Christian Eckert (Bayernpartei), stellte aber die Frage, nach dem Budget für den Umbau. Für eine Renovierung des Sparkassen-Nebengebäudes habe man ohnehin bereits 95 000 Euro in den Haushalt eingestellt, so Kreiskämmerin Brigitte Keller, der Umbau habe also keine Auswirkungen auf das Gesamtvolumen. Dabei sollte es auch bleiben, schlug Josef Zistl (CSU) vor. Er lobte zwar ebenfalls die geplante Schaffung von Sozialwohnungen, regte aber eine Deckelung an. Schließlich könne die Sanierung eines alten Hauses "schnell ein Fass ohne Boden werden, nicht dass wir am Ende mit 300 000 Euro dastehen." Dazu werde es auf keinen Fall kommen, versicherte Niedergesäß, sollten die Kosten die veranschlagten 95 000 Euro übersteigen, werde die Angelegenheit dem Ausschuss erneut vorgelegt.

Auch Martin Esterl (SPD) fand lobende Worte für den Antrag der Grünen: "Es ist wichtig, dass die Nutzung, für die das Haus mal gebaut wurde, auch wieder stattfindet: Wohnen." Er fand ebenfalls, dass der Landkreis mit der Schaffung von Sozialwohnungen ein Beispiel setzen könne und solle - am besten, indem man in dem Haus so viele Wohnungen wie möglich einrichte. Esterl schlug darum vor, im ersten Stock die ursprüngliche Raumaufteilung von zwei Wohnungen wiederherzustellen. Die etwas kleineren Wohnungen seien für die Nutzer, die man damit versorgen wolle, wohl besser geeignet. Dies habe man bereits bei den zuständigen Stellen - dem Jobcenter und der Wohngeldstelle - abgefragt, erläuterte Keller. Von dort sei allerdings die Empfehlung gekommen, lieber größere Wohnungen zu bauen, da es zunehmend schwieriger werde, angemessene Räumlichkeiten für Familien zu finden. Dem will der Landkreis nun Rechnung tragen, künftig wird es in dem Haus zwei große und eine kleine Wohnung geben.

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