Valentinstag im Landkreis:Wo die Liebe hinmarschiert

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Im Ebersberger Rathaus kann sogar im Sitzungssaal geheiratet werden. (Foto: Christian Endt)

In  den Standesämtern im Landkreis ist nichts mehr so, wie es einmal war. Trauzeugen und Aufgebot gibt es nicht mehr - und die Kinder gehören häufig zu den ersten Gratulanten des gerade vermählten Ehepaars.

Von Alexandra Leuthner

In den Standesämtern im Landkreis ist nichts mehr so, wie es einmal war. Zwei deutsche, noch ledige junge Menschen, die ihre erste Liebe heiraten - "das sind für mich schon fast Exoten", sagt Renate Karisch, Standesbeamtin der Gemeinde Poing, und bringt damit auf den Punkt, was auch die Mitarbeiter anderer Standesämter erleben. Heute kommen die Trauwilligen aus aller Herren Länder, oder sind bereits geschieden, manche mehrmals, immer häufiger sind sie auch vom gleichen Geschlecht. Sie kommen mit Trauzeugen oder ohne, manche haben ihre Hunde dabei, manche ihre Motorräder; dass Kinder erst geboren werden dürfen, wenn Mama und Papa gemeinsam auf einem Papier unterschrieben und die Ringe getauscht haben, ist ohnehin längst obsolet, die Kinder sind die ersten Gratulanten oder werfen den eigenen Eltern Reis vor die Füße.

Ringe braucht es auch keine mehr, und dass man nach dem Standesbeamten oder dem Ja-Wort im Angesicht des Bürgermeisters auf direktem Weg den Pfarrer aufsucht, um sich nach dem staatlichen den göttlichen Segen für den gemeinsamen Lebensweg zu holen, ist überholt. Und schließlich hat auch noch der Valentinstag - der im Gegensatz zu einem verbreiteten Vorurteil jahrhundertealter Tradition entspringt - scheinbar seine Magie verloren. Am 14. Februar wird nicht mehr geheiratet als sonst, in diesem Jahr gleich gar nicht: Er fällt auf einen Sonntag, da haben die Ämter zu.

Die Samstagshochzeit liegt im Trend

Dafür liegt die Samstagshochzeit im Trend, auch Freitagnachmittag ist ein beliebter Termin. Bei 140 bis 180 Eheschließungen im Jahr, wie im Standesamt Ebersberg, das auch noch die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Aßling und den Markt Kirchseeon mitbetreut, müssen die Termine gut abgestimmt werden, damit die drei Ebersberger Standesbeamten nicht ins Schleudern kommen. Im Jahr 2015, erzählt die Standesbeamtin Bianca Karbstein, wollten allein zwölf Paare am 15.

5. heiraten. Wer es ganz romantisch haben möchte, kann sich in seiner Heimatgemeinde zur Eheschließung anmelden, sein Ja-Wort dann aber auf der Zugspitze geben, auf dem Tegernsee oder im Ismaninger Schloss. Ein Platz muss für die standesamtliche Eheschließung per Gemeinde- oder Stadtratsbeschluss gewidmet sein, dann kann der oder die Bezirksstandesbeamte jede beliebige Eheschließung vornehmen.

Wer in seiner Heimatgemeinde im Landkreis den Bund der Ehe eingehen will, muss in der Regel mit dem Trau- oder dem Sitzungszimmer im Rathaus vorlieb nehmen. Dort dürfen Paare dann zu den Geschäftszeiten sofort hinein, wenn sie alle gültigen Unterlagen auf den Tisch gelegt haben. Sie brauchen keine Trauzeugen mehr und auch kein Aufgebot. Den Zweck des Aufgebots ersetzt der elektronische Datencheck. Außerdem, erklärt die Poinger Standesbeamtin Karisch, hätten die öffentlichen Aushänge bis zu ihrer Abschaffung 1998 immer mehr dazu geführt, "dass Versicherungsvertreter die Gemeinden abgeklappert haben und den jungen Paaren Verträge verkauft haben."

Einmal schallte "Highway to hell" durch das Trauzimmer

Ist heiraten also einfacher geworden? Mitnichten. Zumindest nicht für die Standesbeamten, die sich immer häufiger mit "Globalisierungsehen" herum plagen, Dokumente aus Polen oder Italien, der Türkei oder Russland beschaffen und prüfen müssen. "Früher hat man halt im Ort geheiratet, weil man nicht weiter gekommen ist", scherzt die Glonner Standesbeamte Karin Ranner.

Bunter sind die Hochzeiten geworden - oder schwärzer. An eine Gothic-Hochzeit erinnert sich die Ebersberger Beamtin Karbstein. "Highway to hell' haben wir auch mal zu einer Trauung gespielt.

© SZ vom 13.02.2016 / " - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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