Ebersberg:Wenn plötzlich ein Fahrrad an der Angel hängt

Fischergilde Gemeindeweiher Oberpframmern fischt drei bestens erhaltene Fahrräder aus dem Wasser

Die Fischergilde zieht aus den Weihern im Landkreis Ebersberg nicht nur FIsche heraus.

(Foto: oh)

Aus den Weihern im Landkreis Ebersberg ziehen Angler nicht nur Fische aus dem Wasser. Immer häufiger hängen Räder und Rollstühle am Haken - oder auch mal ein Spielautomat und ein Safe.

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Da staunte Hermann Kleinmeier nicht schlecht, was er da an der Angel hatte. Statt eines großen Karpfens hatte er ein Fahrrad aus dem Wasser gefischt. Dem folgten noch zwei weitere Räder und ein Rollstuhl. All dies wurde in den Gemeindeweiher in Oberpframmern geworfen.

Für die Pflege des Weihers ist seit knapp 25 Jahren die Fischergilde verantwortlich. Und in den vergangenen Jahren hatten sie nicht nur ein Problem mit dem Schlamm, der sich im Gewässer absetzte. Jedes Jahr wird Mitte April die Angelsaison eröffnet, und was da heraus gefischt wird, ist nicht nur skurril, sondern wirft auch Fragen auf. Bislang beschränkte sich der Fang auf Bierkästen, einen Einkaufswagen und Teile von beschädigten Bänken, die normalerweise ihren Platz am Ufer haben. Doch in diesem Jahr war auch ein Rollstuhl dabei.

Georg Sedlbauer, Vorsitzender der Fischergilde Oberpframmern und Pächter des Weihers, hat dafür folgende Erklärung: Jugendliche haben in einer Partynacht den Rollstuhl geklaut und ins Wasser geworfen. Der Rollstuhl gehöre einer älteren Dame, die zirka 400 Meter vom Gewässer entfernt wohne. Sedlbauer vermutet, dass Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren in das Haus eingedrungen sind und den Rollstuhl aus dem Treppenhaus holten.

Der Weiher befindet sich in der Nähe der Schule, daher kommen viele Jugendliche zu der Partyzone "Funbox" am Weiher. Es ist Alkohol im Spiel, und da landen nicht nur Bierflaschen im Weiher. "Den Jugendlichen fallen auch Dummheiten ein", so Sedlbauer. Was die Bänke am Ufer betrifft, weiß er sich mittlerweile zu helfen. Diese werden nun fest im Boden verankert.

"Rund um den Weiher ist öfter etwas los", bestätigt Sedlbauer, und das scheint ihm prinzipiell nichts auszumachen. Erst im vergangenen Winter habe er einer Party auf dem Eis zugestimmt, was allerdings zur Folge hatte, dass Karpfen, Hechte, Waller und Aale verendet sind. "Da war ich mit Schuld", bedauert der Pächter. "Ein Hecht war 1,20 Meter lang." Der Weiher sei diesen Winter lange zugefroren gewesen. Zusätzlich waren bei der Party viele Menschen mit Schlittschuhen auf dem Eis unterwegs. Das hätten die Fische nicht ausgehalten, erklärt Sedlbauer. Dabei sei die Fischpopulation nach Problemen mit dem Schlamm in den Jahren zuvor wieder angestiegen. Dank eines Pulvers habe sich der Schlamm gelöst und zu einer "super Wasserqualität" geführt, erzählt Sedlbauer.

Als der Fischer Hermann Kleinmeier den Rollstuhl aus dem Gemeindeweiher in Oberpframmern zog, ging er allerdings nicht ganz leer aus. Ein Fisch war daran hängen geblieben, den er entdeckte und der ansonsten qualvoll verendet wäre.

Der Gemeindeweiher in Oberpframmern ist nicht das einzige Gewässer im Landkreis, das sich als Fundgrube erwiesen hat. Wie Erik Ipsen, Geschäftsführer des Rathauses Ebersberg, erzählt, werden auch aus dem Klostersee regelmäßig Fahrräder und Ruhebänke heraus gezogen. 2011 wurde der See ausgelassen, neben Bierkästen und Sonnenschirmen stieß man auf einen Safe und einen alten Spielautomaten. "Soweit ich weiß konnte bis heute nicht geklärt werden, wem der gehört", so Ipsen. In den 60ern machte man im Klostersee einen besonderen Fund, erklärt der Ebersberger Bürgermeister Walter Brilmayer. Ein Räumungskommando der Bundeswehr barg Reste aus dem Zweiten Weltkrieg - darunter auch Munition.

Nicht ganz so kurios fiel ein Fund in Steinhöring aus - dennoch war man ziemlich verwundert, als man vergangenen Winter ein Verkehrsschild aus dem Maximiliansee zog. Wie Bürgermeister Alois Hofstetter berichtet, entdeckte ein Taucher das 30er-Schild. "Das hat sich am Weg zum Weiher befunden", schildert Hofstetter. Wie das Schild im See landete, kann er sich nicht erklären. Andere Funde aus den Weihern im Landkreis sind nicht bekannt - man darf gespannt sein, welche "Schätze" dort noch auftauchen.

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